Jubel und Selfie nach dem Staffel-Gold 4x100 m: Usain Bolt Foto: AP

Elf WM-Goldmedaillen – so viele hat keiner seiner Leichtathletik-Kollegen: Usain Bolt stellt mit seinen drei Medaillen von Peking den Rekord ein.

Peking - Gerade erst hatte der Sprinter vom anderen Stern seine Gold-Mission im Reich der Mitte erfüllt, da machte der Mann schon wieder Faxen wie ein kleiner Junge. Und ein bisschen bockig war er auch. „Ich stehe nicht auf, nein, wir sind die letzten Tage so viel gelaufen“, sagte Usain Bolt auf der Pressekonferenz mit den drei Sprint-Staffeln, die eine Stunde zuvor über 4 x 100 Meter das Podest gestürmt hatten. Wie die zwölf Apostel saßen die Medaillengewinner aus Jamaika, China und Kanada in einer Stuhlreihe vor dem Podium.

Und Bolt? Der wollte eigentlich nur schnell weg. Er hatte doch alles schon x-mal gesagt. Der Jamaikaner gab da lieber den Entertainer, er reichte das Mikro weiter, hob die Arme, lachte - und stand dann doch auf. Als auch die sechste Frage aus dem Off an ihn ging, schüttelte er den Kopf. Der schnellste Mann der Welt hatte am Samstag seine elfte WM-Goldmedaille erobert, das ist Rekord in der Leichtathletik. Und er hat noch Einiges vor - da wird man doch mal fragen dürfen.

Bolt – ein fairer Sportsmann

„Rivalitäten wie zwischen Bolt und Gatlin im Einzelwettbewerben oder zwischen Jamaika und den USA in den Staffeln sind sehr wichtige für die globale Leichtathletik“, sagte der 29-Jährige. „Genau das bringt unserem Sport Aufmerksamkeit und nutzt ihm.“ Doch heute Abend, sagte Bolt und drehte seinen Kopf nach rechts, „heute Abend haben wir andere Helden“. Er meinte die vier braven Jungs in ihren roten Trikots, die gerade für China Silber gewonnen hatten. Eine Sensation. „China war im eigenen Stadion großartig. Sie sind noch so jung und können sich noch verbessern. Gut gemacht, Jungs!“

Und dies sagt ein elfmaliger Weltmeister, der sechsmal Olympia-Gold gewonnen hat und seit Jahren jedem Rivalen die Hacken zeigt. Ein fairer Sportsmann, der trotz aller Erfolge noch immer mit beiden Beinen auf der Erde steht. Auf seiner Karibik-Insel fühlt er sich wohl, die Fans sind ihm (noch) nicht lästig. Längst spielt Bolt in einer Liga mit Jahrhundert-Sportgrößen wie Boxer Muhammad Ali, Fußballer Diego Maradona oder Basketballer Michael Jordan. Kein einzelner Athlet beherrscht und überstrahlt seine Sportart so, wie der Spaß-Sprinter von der „Island in the Sun“.

Eine „Legende des Sports“ will er werden, das hat er immer wieder gesagt. Bolt ist längst der Größte, zählt er sich auch schon zu den Größten aller Zeiten? „Ich glaube, ich bin auf dem Weg dahin“, erklärt er selbstbewusst. „Nach Rio werde ich es euch sagen.“

Justin Gatlin ist großer Verlierer dieser WM

Schon am vorletzten Abend in Peking dürfte eins klar gewesen sein: Bolts Lieblingsrivale Justin Gatlin steht als großer Verlierer dieser WM da. Der schon 33 Jahre alte Amerikaner hatte das erste Duell der beiden Sprint-Giganten um eine Hundertstelsekunde verloren - und da schon einen Knacks bekommen. Über 200 Meter erteilte ihm Bolt eine Lehrstunde, und in der am höchsten gewetteten Staffel versagten den Amerikanern wie schon so oft seit 2008 die Nerven.

Das US-Quartett wurde wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert, Gastgeber China rückte auf den Silberplatz. Und deshalb hatte Bolt wohl auch keine Chance, in den chinesischen Zeitungen am Sonntag den Cover Boy abzugeben. Fotos der Silberstaffel waren der Blickfang. „Der rote Blitz der vier chinesischen Athleten im roten Trikot im Vogelnest hat Millionen von Zuschauern weltweit einen tiefe Erinnerung geschenkt“, schrieb die Staatsagentur Xinhua.