Marie-Laurece Jungfleisch möchte bei der WM ihre persönliche Bestmarke 1,97 Meter überspringen Foto: Images/Bongarts

Erfolg made in Baden-Württemberg: 14 Medaillen sammelten die Leichtathleten aus dem Land in diesem Jahr schon bei internationalen Großveranstaltungen. Nummer 15 soll bei den Weltmeisterschaften in Peking dazukommen.

Stuttgart - Sommerferien. Endlich. Keine Klassenarbeiten mehr, keine Hausaufgaben und kein Vokabelpauken. Sechs Wochen lang. Fabian Heinle, der in Stuttgart die Technische Oberschule besucht, grinst jedoch noch aus einem anderen Grund: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nominierte am Mittwoch das Team für die Weltmeisterschaften in Peking (22. bis 30. August), und der Weitspringer der LAV Stadtwerke Tübingen ist dabei. Zum ersten Mal.

„Wir haben ein leistungsstarkes Team nominiert“, meint DLV-Chef-Bundestrainer Idriss Gonschinska, „ich bin mir sicher, dass jeder alles einbringen wird, um die bestmögliche Leistung abzurufen.“ Insgesamt hat der DLV 66 Athleten nominiert, 13 von ihnen kommen aus Baden-Württemberg.

„Eigentlich sind es sogar 15“, sagt Sven Rees, Leistungssportdirektor im Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV), denn Stabhochspringerin Silke Spiegelburg und Marathonläufer Arne Gabius starten zwar für Leverkusen und Hamburg, trainieren und leben jedoch in Stuttgart. „Wir stellen also knapp 23 Prozent des deutschen Teams“, rechnet Rees vor, „so gut waren wir schon lange nicht mehr.“

 „Marie-Laurence und Fabian sind richtig gut drauf“

So viele Athleten aus Stuttgart waren ebenfalls schon lange nicht mehr dabei. Die drei frischgebackenen deutschen Meister Gregor Traber (110 Meter Hürden/VfB Stuttgart), Marie-Laurence Jungfleisch (Hochsprung) und Fabian Heinle (Weitsprung/beide LAV Stadtwerke Tübingen) trainieren am Olympiastützpunkt in der Molly-Schauffele-Halle, um die beiden Springer kümmert sich dort Tamás Kiss. „Marie-Laurence und Fabian sind richtig gut drauf“, sagt der Sprung-Bundestrainer und hofft bei der WM auf Bestleistungen.

Im Falle von Jungfleisch wäre das ein Sprung höher als 1,97 Meter. Bei der DM in Nürnberg war sie fast schon drüber über die 1,98, aber „sie war noch ein bisschen zu verkrampft“, sagt Kiss. Zufrieden ist er dennoch, denn die EM-Fünfte von 2014 wird immer stabiler. „Ich hoffe deshalb, dass ich bald die Zwei-Meter-Marke knacke“, sagt Jungfleisch. Vielleicht ja schon bei der WM.

Die Bestweite von Fabian Heinle liegt bei 8,25 Metern. Mindestens einen Acht-Meter-Satz will er auch in Peking bringen. Um die Qualifikation zu überstehen, muss er das vermutlich auch. Für den Schüler mit einer abgeschlossenen Ausbildung zum Mechatroniker ist die WM die erste Großveranstaltung bei den Erwachsenen. „Ich bin schon aufgeregt“, sagt Heinle: Dass er überhaupt dabei sein wird, sei ein „kleines Wunder“, meint Sven Rees, denn vor eineinhalb Jahren stand der junge Athlet vor dem Karriereaus.

Anfang 2014 hatte sich der 21-Jährige das vordere und hintere Kreuzband, die Kapsel sowie das Außenband gerissen. „Vor zehn Jahren wäre es noch das Aus gewesen“, sagt Trainer Kiss. „Aber sein Arzt Pierre Hofer aus St. Gallen hat wahre Wunder bewirkt“, ergänzt Rees. Eine Verletzung will Heinle nicht noch mal riskieren. Deshalb hat er seine Teilnahme am Diamond League Meeting in Stockholm abgesagt. „Meine Muskulatur am Sprungbein ist verhärtet. Vor der WM will ich kein Risiko eingehen“, erklärt der Weitspringer aus Leinfelden-Echterdingen.

Profitiert hat Heinle übrigens auch von der Förderung des WLV, genauso wie Traber und Jungfleisch. Alle drei waren Teil des World-Class-Potential-Programms, einem Programm für junge Athleten mit dem Potenzial für Weltklasse-Leistungen. „In der U-23-Förderung gab es eine Lücke, diese wollten wir schließen“, erklärt Rees. Zwischen 750 und 3000 Euro bekommen die Sportler pro Jahr. „Das ist nicht viel, aber es federt ein paar Dinge ab“, sagt der Leistungssportdirektor, und „es ist eine Investition in die Zukunft, denn diese Athleten sollen einmal das Rückgrat des Nationalteams bilden“.

Die Leichtathleten aus dem Land haben schon dieses Jahr abgeräumt: 14 Medaillen bei internationalen Meisterschaften – von der Hallen-EM bis zu den Jugendmeisterschaften – holten sie. „Jetzt“, sagt Rees, „hoffen wir bei der WM auf Nummer 15.“