Für den Schwimmunterricht werden die Drittklässler der Stammheimer Grundschule mit dem Bus nach Zuffenhausen zum dortigen Hallenbad gefahren. Foto: Marta Popowska

Weil es zu wenige Kinder gibt, die schwimmen können, fordert der örtliche Bezirksbeirat den Bau eines Lehrschwimmbeckens in der Nähe der Schule.

Stammheim - Montags kommt der „Schwimmbus“ an die Stammheimer Grundschule. Dann steigen die Drittklässler ein, werden nach Zuffenhausen zum Hallenbad chauffiert, steigen aus, ziehen sich um, duschen, treten an den Beckenrand, machen im Wasser ihre Schwimmübungen, ehe es wieder zurück nach Stammheim geht. Das ist zumindest die Theorie. Tatsächlich bleiben von den rund zwei Schulstunden nur knapp 40 Minuten im Wasser. Und auch nicht jede Woche geht es nach Zuffenhausen. „Abzüglich der Ferien bleiben den Kindern bei vier Klassen pro Stufe nur neun bis zehn Schwimmeinheiten pro Jahr“, sagte Bezirksvorsteherin Susanne Korge in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates, in der sich das Gremium mit dem Thema beschäftigte.

Schwimmfähigkeit der Kinder nimmt merklich ab

Wenn einer der zwei Lehrer krank sei und nicht ersetzt werden könne, falle der Unterricht mitunter ganz ins Wasser. Hinzu komme, dass es künftig fünf statt vier Klassen geben werde und demnach nur sieben bis acht Mal pro Jahr Schwimmunterricht angeboten werde. „Viele der Kinder sind Nichtschwimmer und starten bei Null.“ Bei so wenigen Unterrichtseinheiten sei es völlig unrealistisch, dass Kinder Schwimmen lernen. Ganz zu schweigen davon, dass für die rund 30 Kinder nur eine einzige Bahn zur Verfügung stehe, wie Philipp Malhotra, der Leiter der Park-Realschule ergänzte.

„Bürgermeister Martin Schairer hat neulich gesagt, dass alle Kinder bis zur zweiten Klasse das Seepferdchenablegen sollen, hinsichtlich der geringen Wasserzeiten halte ich das für sehr ambitioniert“, sagte Korge. CDU-Bezirksbeirat Stefan Kulle pflichtete ihr bei: „Die Schwimmfähigkeit der Kinder nimmt merklich ab“, sagte er. „Was wir brauchen, ist die entsprechende Infrastruktur.“

„Wasserzeiten“ in Zuffenhausen sind knapp

Einstimmig sprach sich der örtliche Bezirksbeirat in seiner Sitzung dafür aus, dass „in der Nähe der Schule“ ein Lehrschwimmbecken gebaut wird. Die Stadt Stuttgart möchte eine bessere Schwimmfähigkeit der Kinder erreichen. „In Stuttgart gibt es zu wenige Schwimmbäder in der Nähe von Schulen für den Schwimmunterricht“, heißt es in der Begründung. In Stammheim selbst gebe es weder Lehrschwimmbecken noch Schwimmbad. „Die Schüler müssen immer in das Schwimmbad nach Zuffenhausen. Dadurch verlieren sie viel Zeit auf der Fahrt zum Schwimmbad, was zu Lasten der Unterrichtszeit für das Schwimmen geht.“ Hinzu komme, dass das Schwimmbad nicht in der Häufigkeit zur Verfügung stehe, wie Schwimmunterricht im Lehrplan vorgesehen sei. Darüber hinaus könnten durch ein Lehrschwimmbecken auch den Flüchtlingskindern Schwimmunterricht angeboten werden. Hierfür gebe es bis jetzt keine Möglichkeit da „Wasserzeiten“ in Zuffenhausen nicht zu bekommen seien.

„Man könnte ein Lehrschwimmbecken auch der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“, schlug Bezirksbeirat Kulle vor. Auch Schwimmtherapie sei möglich, sagte Brigitte Lauber, Bezirksbeirätin von Bündnis 90/Die Grünen. Die Frage der Kosten und des genauen Standortes gilt es freilich noch zu klären. Was die Finanzierung angeht, könnten sich auch durch den Bürgerhaushalt Möglichkeiten ergeben – sofern ausreichend viele Bürger das Vorhaben unterstützen und auch der Gemeinderat das Projekt vorantreiben möchte.