Bezirksvorsteher Raiko Grieb (li.) weiht mit den Schülern ihr Kunstwerk ein. Foto: Nina Ayerle

21 Schüler der Lehenschule gestalten mit Mosaikbildern ihren Schulflur. Ein halbes Jahr haben die Grundschüler daran gearbeitet.

S-Süd - Der elfjährige Czim hat sich eine Spinne aus dem Urwald ausgesucht. „Ich wollte ein Tier haben, das keiner sonst hat“, sagt der Nachwuchskünstler. „Niemand soll das gleiche Kunstwerk haben wie ich.“

Vor mehr als einem halben Jahr hat Czim gemeinsam mit 20 anderen Schulkameraden aus den Klassen zwei bis fünf der Lehenschule im Stuttgarter Süden im Unterricht über den Regenwald gesprochen. Dabei ist die Idee entstanden, ihr eigenes Schulhaus an der Römerstraße mit Tieren aus dem Regenwald zu verschönern.

Doch ganz so einfach haben es sich die Kinder nicht gemacht. Es sollten nicht einfach nur gemalte Bilder sein, sondern richtige Kunst. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und der Schulsozialarbeiterin Romana Grahl haben sie nun ein halbes Jahr gewerkelt und geschafft. Entstanden sind 21 Mosaikbilder, die im ersten Stock des Schulhauses an der Wand befestigt sind.

Stück für Stück haben die Schüler das Mosaik zusammengesetzt

„Das war eigentlich ganz einfach“, ergänzt Czims Schulkamerad Alex. „Wir haben über so ein Gerät die Umrisse von unserem Tier auf der Platte sehen können“, erzählt der Zehnjährige. Durch das über einen Tageslichtprojektor projizierte Bild mussten die Kinder nur die vorgegeben Linien ihres Tieres nachzeichnen. „Dann haben wir die Tiere komplett mit den Steinen voll gemacht“, fährt Alex fort. Danach habe man die Platten an der Wand befestigt und die restlichen Steine für den Hintergrund eingefügt. Der Hausmeister Djielal Izairi hat am Mittwochabend die Steine sauber gemacht und abgestaubt, erzählen die Schüler.

Am Donnerstagnachmittag haben sie ihr gemeinsames Kunstwerk zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert und gemeinsam mit dem Bezirksvorsteher Raiko Grieb eingeweiht. Und weil alle Tiere zusammen ein gesamtes Bild ergeben, lautet der Titel „Jedes Teilchen zählt“. „Wir wollen unseren Schülern damit Verantwortung für die Gestaltung ihres Schulhauses geben“, sagt der Rektor Roger Christof. Seiner Erfahrung nach gibt das den Kinder nicht nur das Gefühl, selbst etwas Nachhaltiges gestaltet zu haben, sondern verschafft ihnen auch einen bewussteren Umgang mit dem Inventar der Schule. „Und jeder hat das Gefühl, er gestaltet etwas mit. Das ist mir sehr wichtig“, ergänzt Christof, der seit rund 25 Jahren in der Schule arbeitet, erst als Lehrer nun als Schulleiter. Rund 1600 Euro hat das Projekt gekostet, das vornehmlich von der Schulsozialarbeiterin und damit der Caritas Stuttgart organisiert wurde. „Unten in der Schulsozialarbeit war ein halbes Jahr Baustelle“, sagt Grahl. Weil soviel Einsatz belohnt werden muss, hat der Bezirksbeirat Süd das Projekt mit einem Zuschuss in Höhe von 1200 Euro unterstützt. Den fehlenden Betrag hat der Förderverein der Lehenschule übernommen.

Die Förderschule existiert seit dem Jahr 1911 in Stuttgart-Süd und kümmert sich seit jeher um Kinder mit Lernschwierigkeiten. Viele Schüler nehmen an einem inklusiven Bildungsangebot an den benachbarten Grund- und Werkrealschulen teil. An der Lehenschule werden sie speziell sonderpädagogisch gefördert.

Ein ewiges Denkmal ist den Aufwand wert

Dazu gehören auch kreative Projekte wie das Mosaik-Kunstwerk, an dem die Schüler an drei Tagen in der Woche mehrere Stunden schaffen durften. Manch einer hat dabei auch keine Herausforderung gescheut, wie zum Beispiel der Neunjährige Nicolas: „Meine Schlange war echt schwierig. Die hatte so viele Kreise und so.“

Spaß gemacht hat ihm das Projekt durchaus, sagt er, aber so richtig gelohnt habe sich die ganze Sache für ihn nicht. „Es ist nur ein Mosaik und bleibt jetzt hier.“ Nicolas hätte sein Kunstwerk gern mit nach Hause genommen. Der Vorschlag, dass er nun auf ewig an seiner Schule ein Denkmal hat, gefällt ihm aber auch ganz gut. „Das schon cool.“