Die Stadt investiert viel Moos gegen den Feinstaub am Neckartor. Foto: Lg/Zweygarth

Die Luft in Stuttgart wird immer dicker. Aber nur wenige Pendler steigen auf den ÖPNV um. Am Neckartor setzt die Stadt eine Mooswand gegen Feinstaub ein.

Stuttgart - An der Messstation Neckartor haben die Sensoren in den vergangenen Tagen trotz des Feinstaubalarms rekordverdächtige Werte registriert. Am Dienstag und am Mittwoch lagen die Feinstaubwolken mit 128 und 131 Mikrogramm je Kubikmeter Luft um mehr als das Zweieinhalbfache über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm. Für den Donnerstag erwarten die Fachleute einen ähnlichen Wert.

Der seit Montag früh geltende Ausnahmezustand bleibt weiterhin bestehen. Eine Entwarnung ist noch nicht in Sicht, das „Ende ist offen“, meldet die Stadt. Weil die austauscharme Wetterlage anhalte, werde die Luft im Stadtkessel immer dicker.

Parkplätze im Neckarpark „nicht gefragt“

Offene Verhältnisse herrschen auch im Neckarpark, wo Autofahrer beim Feinstaubalarm auf die Stadtbahnlinie U 19 umsteigen können. „Die Parkplätze sind aber nicht gefragt, die Nachfrage ist nicht registrierbar“, stellt Andreas Kroll, Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart fest. Dabei wäre auf dem Wasengelände Platz für die Wagen von rund 3000 Pendlern aus dem Umland.

Bei den SSB wird diese Sicht der Dinge geteilt. „Vier bis acht Autos an Tag“, weiß ein Mitarbeiter der städtischen Nahverkehrstochter. Ab und zu verirre sich ein umweltbewußter Umsteiger in eine U 19, die von Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr im 10-Minuten-Takt zwischen Neugereut und dem Neckarpark verkehre.

Für Kroll ist die Parkmisere nachvollziehbar. „Wir hatten mit einem versuchsweise eingeführten Angebot mit Stadtbahnanschluss auf dem Wasen während eines Weihnachtsmarktes auch keinen Erfolg.“ Auch in den Amtsstuben der Stadtverwaltung wundert es Mitarbeiter nicht, dass Wasen-Stellplätze bei dicker Luft leer bleiben. So kurz vor seinem Arbeitsplatz steige kaum jemand noch auf Bus und Bahn um. Ein Park-and-ride-Konzept bestehe aus kurzen Wegen mit dem Auto und langen mit dem Nahverkehr.

Mooswand-Test am Neckartor

Dennoch könnte es von 2018 an einen Pendelverkehr im Fünf-Minuten-Takt mit Bussen vom Wasen in die City geben. Dafür müsste eine Spur auf der Cannstatter und der Willy-Brandt-Straße reserviert werden. „Dann gibt es auf den verbleibenden Spuren noch längere Staus“, betonen Kritiker. Um den Fünf-Minuten-Takt zu ermöglichen, müssten die SSB zehn zusätzliche Omnibusse für rund vier Millionen Euro anschaffen. Ob es die „Lieblingsidee des Regierungspräsidiums“ in den neuen Luftreinhalteplan des Regierungspräsidiums schafft, ist noch offen.

Neue Tatsachen gibt es beim Pilotprojekt Mooswand. Die Stadt hat Mittwoch an der Cannstatter Straße beim Heinrich-Baumann-Steg ein Testelement aufgestellt. „Wir wollen herausfinden, ob Mooswände die Feinstaubbelastung reduzieren können“, erklärte Oberbürgermeister Fritz Kuhn.