Lieblingsgeldanlage der Deutschen: In der Bundesrepublik gibt es mehr Lebensversicherungen als Einwohner. Foto: dpa-tmn

Die Lebensversicherungen tun sich schwer, ihre weitreichenden Zusagen aus Verträgen einzuhalten. Deshalb werden erneut massiv Gelder zwischen Kunden umverteilt.

Berlin - Die Politik erfüllt erneut einen dringenden Wunsch der Lebensversicherungen und öffnet die Tür zu neuen Tricks. Sie schiebt den Unternehmen einen milliardenschweren Topf zu, damit die Branche die Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenkapital leichter erfüllen kann.

Die Maßnahme geht zulasten besonders treuer Versicherter, die vor 1994 eine Lebensversicherung abgeschlossen haben. Der milliardenschwere Topf ist mit ihren Beiträgen angespart worden und wird nun als Reserve verwendet, um die Leistungen für alle Versicherten abzusichern, die durch die anhaltend niedrigen Zinsen immer schwerer zu finanzieren sind. Die Koalition hatte dies schon 2013 beschlossen. Nun hat das Bundesfinanzministerium die Ausführungsverordnung erlassen, über die am 19. Dezember im Bundesrat abgestimmt werden soll.

Der grüne Finanzexperte Gerhard Schick hat Bedenken: Die Regierung wolle Milliarden Euro an Kundengeldern umverteilen. Es müsse geprüft werden, ob diese Veränderung von Eigentumsrechten geboten und rechtlich zulässig sei. Es bestehe die Gefahr, „dass die Versicherer die Gelder dauerhaft parken und Eigenkapital sparen“.

Christian Seidl von Lifebond, einem auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen tätigen Unternehmen, begrüßt die Pläne: Wenn die Finanzpuffer von Alt- und Neubeständen zusammengeführt würden, werde der Kollektivgedanke wieder gestärkt. „Das ist ein richtiger Schritt, der den Unternehmen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld helfen dürfte.“ Der Branchenverband GDV nahm auf Anfrage nicht Stellung.

Erst kürzlich war bekanntgeworden, dass Bausparkassen versuchen, Altkunden aus lukrativen Verträgen zu drängen.

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