Schimmel, Bakterien, Dreck: die Lebensmittelüberwachung hat im vergangenen Jahr im Kreis Böblingen 1800 Betriebe kontrolliert. Foto: Symbolbild/dpa

1800 Betriebe und Restaurants haben die Kontrolleure der Lebensmittelüberwachung im Jahr 2016 im Kreis Böblingen kontrolliert. 13 Fälle wogen so schwer, dass sie beim Staatsanwalt landeten.

Böblingen - Rund 1800 Betriebe hat die Lebensmittelüberwachung des Landratsamtes Böblingen im vergangenen Jahr im Kreis inspiziert. Mehr als 150 Ordnungswidrigkeiten wurden dabei entdeckt: „13 Fälle wogen so schwer, dass der Verdacht einer Straftat bestand“, teilt die Kreisbehörde mit. Dabei kann es sich laut Dusan Minic zum Beispiel um verschimmeltes oder falsch gelagertes Fleisch handeln. In 62 Fällen erfolgten Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten, in 88 Fällen haben die betroffenen Firmen eine Anordnung erhalten, etwa ihre Küche zu putzen. Die Zahl der Beanstandungen sei bei insgesamt 5000 Betrieben im Kreis aber relativ niedrig, ordnet der Sprecher des Landratsamts die Bilanz der Kontrolleure ein: „Die Lebensmittelbranche befindet sich auf einem guten Qualitätsniveau.“

Neben verschimmelter Ware wurden im Kreis auch Lebensmittel entdeckt, deren Verbrauchsdatum abgelaufen war. „Wenn es massiv auftritt, ist es ein Straftatbestand“, erläutert Dusan Minic die 13 Fälle, die beim Staatsanwalt landeten. Irreführende Bezeichnungen auf Speisekarten sind ebenfalls nicht gesetzeskonform. Wenn beispielsweise ein Gericht als vegan bezeichnet wird, aber mit tierischem Fett gebraten wurde. Heißt es auf der Speisekarte „beste Oma-Qualität“, obwohl es sich nur um Fertiggerichte handelt, die warm gemacht wurden, macht sich der Restaurantinhaber gleichermaßen strafbar. Zu den Ordnungswidrigkeiten zählen schmutzige Küchen oder ein leicht zu bekämpfender Schädlingsbefall – oder wenn nur keine Seife am Waschbecken liegt. Mittels einer Probe entdeckten die Kontrolle in einem Frankfurter Kranz aus einer Konditorei einen Befall mit ungefährlichen Bakterien. Das führte zu einer Anordnung, dass die Backstube gereinigt werden musste.

Die Abteilung ist unterbesetzt

Beim Großteil der Überprüfungen handelte es sich um planmäßige Routinekontrollen. Die Behörde geht dabei risikoorientiert vor: Eine Metzgerei mit eigener Schlachtung wird engmaschiger überwacht, als ein Kiosk, wo es nur Schokoriegel zu kaufen gibt, erklärt der Landratsamtssprecher. Bei 500 Proben gab es jedoch einen konkreten Anlass: entweder eine von den Lebensmittelüberwachern entnommene Probe zeigte einen Mangel auf, oder Verbraucher hatten sich bei dem Amt beschwert, weil etwa Ware vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verschimmelt war. Diese Zahl bezeichnet Dusan Minic als recht hoch. Exakt 1286 Proben wurden im vergangenen Jahr in den Betrieben im Kreis erhoben.

Dabei ist die Abteilung in der Kreisbehörde weiterhin unterbesetzt: Von den neun Stellen sind momentan drei vakant. „Lebensmittelkontrolleure gibt es nicht auf dem freien Markt“, sagt Dusan Minic. Im Landratsamt werden deshalb gerade drei neue Mitarbeiter in dem Beruf ausgebildet. Zwei davon können ihre Stelle im kommenden Jahr antreten, der dritte ist im Jahr 2019 so weit. Bei der Lebensmittelüberwachung wurden die Maßstäbe in den vergangenen Jahren erhöht. Im Jahr 2012 hatte die damalige grün-rote Landesregierung die Lebensmittelüberwachung ausgebaut und zahlreiche neue Stellen geschaffen – als Folge einer durch das Darmbakterium Ehec ausgelösten Epidemie im Jahr zuvor, die in Norddeutschland grassiert hatte. Fast 4000 Menschen hatten sich daran infiziert, 53 starben.