Wegen schwerwiegender Hygieneverstöße haben mehr als 1200 Lebensmittelbetriebe im Südwesten innerhalb eines Jahres sofort vorübergehend schließen müssen. Foto: Stadt Stuttgart

Lebensmittelkontrolleure erleben immer wieder unangenehme Überraschungen: Draht in der Brezel, Käfer im Reis, Flügelmutter im Plunderstück. Mehr als 1200 Lebensmittelbetriebe in Baden-Württemberg mussten wegen schwerer Hygieneverstöße schließen.

Lebensmittelkontrolleure erleben immer wieder unangenehme Überraschungen: Draht in der Brezel, Käfer im Reis, Flügelmutter im Plunderstück. Mehr als 1200 Lebensmittelbetriebe in Baden-Württemberg mussten wegen schwerer Hygieneverstöße schließen.

Stuttgart - Dreck, Schimmel, Kakerlaken: Schon wieder haben mehr als 1200 Lebensmittelbetriebe im Südwesten innerhalb eines Jahres wegen schwerwiegender Hygieneverstöße sofort vorübergehend schließen müssen. Sechs pro Arbeitstag, wie Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) am Donnerstag mitteilte. Meist fielen Imbissbuden negativ auf. Baden-Württembergs Lebensmittelkontrolleure prüften im Jahr 2013 mehr als 72.500 Betriebe und stellten in jedem vierten (27,5 Prozent) Verstöße fest - meist jedoch geringe.

In 342 Fällen wurde aber wegen des Verdachts einer Straftat sogar die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Nicht selten habe wegen Mäusen, Ratten oder Kakerlaken und möglicher Gesundheitsgefahr sofort gehandelt werden müssen, berichtete Bonde. In 1400 Fällen wurden Bußgelder von bis zu 4600 Euro verhängt, was in der Summe einen Betrag von knapp 531 000 Euro ergab. Dazu kam Verwarngeld von knapp 40.000 Euro. Insgesamt entsprächen die Zahlen denen vergangener Jahre.

Hackfleisch, Nudeln und Speiseeis mit Keimen oder Viren belastet

Rund 53.000 Proben haben die Experten der vier Chemischen- und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) laut Bonde landesweit einsammelt. Am höchsten war die Beanstandungsquote bei Spielzeug, Kochgeschirr oder Textilien mit 32 Prozent. Bei Tabakwaren wurden 21 Prozent beanstandet, bei Kosmetika 20 Prozent und bei Lebensmitteln 15.

Insgesamt wurden 81 Proben (0,15 Prozent) tatsächlich als gesundheitsschädlich beurteilt - darunter Hackfleisch, Nudeln und Speiseeis mit Keimen wie Salmonellen oder Noroviren. Auch wurden wieder Glasscherben, Nägel, Schrauben und Metallspäne entdeckt, oder ein Zahnfragment in einem Schwartenmagen.

Weniger Brezeln mit Aluminium belastet

„Die Lebensmittelsicherheit ist gewährleistet“, bilanzierte Bonde dennoch den Jahresbericht und die Arbeit der Kontrolleure. Nichtsdestotrotz solle das Überwachungsteam ausgebaut werden. Im vergangenen wie in diesem Jahr seien je 22 zusätzliche Kontrolleure und zehn Tierärzte eingestellt worden. Trotz Haushaltsnot sei ein weiterer Ausbau geplant.

Positives wusste Bonde von einer Leibspeise der Schwaben zu berichten: der Brezel. Mussten im Jahr 2011 noch bis zu 20 Prozent der Laugengebäck-Proben beanstandet werden, weil sie mit Aluminium belastet waren, sank dieser Wert inzwischen auf vier Prozent. Allerdings gebe es noch immer Bäcker, die laugenunbeständige Aluminiumbleche ohne Schutzfolie verwendeten, hieß es. Einer erhielt 2013 Backverbot und eine Geldstrafe von 12.000 Euro. Seine Ware sei vernichtet worden.