Diese Schaben wurden von den Lebensmittelüberwachern der Stadt Stuttgart gefangen. Foto: Stadt Stuttgart

Wenn etwas auf stabilen Füßen steht, dann ist es die Verwaltung eines Mangels und das Engagement der Lebensmittelkontrolleure, sagt Polizeireporter Wolf-Dieter Obst.

Stuttgart - Der Verbraucherschutz in Stuttgart steht auf stabilen Füßen, heißt es im Jahresbericht der städtischen Lebensmittelüberwachung. Doch das ist leider nur die halbe Wahrheit. So halb wie die Zahl der Lebensmittelbetriebe, die eigentlich kontrolliert werden müssten. Es sind aber wieder nur 46 Prozent. So halb wie die Zahl der Kontrolleure, die im Dienste des Verbraucherschutzes tätig sein müssten. Auch die Zahl der Lebensmittelproben, die das Bundesgesetz vorschreibt, wird Jahr für Jahr unterschritten. Alles auf stabilen Füßen? Das läuft nun so seit vielen Jahren – und ist ein Fluch der Verwaltungsreform 2003. Die CDU-Landesregierung schaffte bei der Polizei den Wirtschaftskontrolldienst ab, der vorher als Ekel-Fahnder unterwegs war – und statistisch jeden Betrieb mindestens einmal pro Jahr ins Visier nahm.

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Das Problem ist erkannt – und die Stadt versucht die Fehlentscheidung von damals irgendwie wieder auszubügeln. Die einstige grün-rote Landesregierung finanzierte zusätzliche Stellen für Lebensmittelkontrolleure, drei Stellen davon gingen nach Stuttgart. Ein Tropfen auf den heißen Stein, wie sich nun zeigt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Berufsstand des Lebensmittelkontrolleurs ein seltener ist – und dass ein solcher auch nicht unbedingt im teuren Großstadtdschungel tätig sein will. Die Lebensmittelüberwachung in Stuttgart ist ein Durchlauferhitzer, das Kontrollpersonal ist so flüchtig wie das Klientel.

Wenn etwas auf stabilen Füßen steht, dann ist es die Verwaltung eines Mangels und das Engagement der Kontrolleure. Dass bei über der Hälfte der untersuchten Betriebe Mängel entdeckt werden, zeigt, dass die Ekel-Fahnder die richtige Spürnase haben. Was würde erst herauskommen, wenn sie überall nachschauen könnten . . . ?

wolf-dieter.obst@stzn.de