Fertigprodukte gehören zum Angebot eines jeden Supermarkts Foto: dpa

„Ohne Konservierungsstoffe“, „frei von Laktose“, „glutenfrei“ – versprechen diese Angaben auf Lebensmitteln auch gesunde Genuss?

Hamburg/Hohenheim - Sie sehen schon lecker aus, die Bilder auf den Verpackungen der Fertiggerichten. Manchmal hat man gar den Eindruck, dass die Fotos an Großmutters Küchentisch aufgenommen wurden. Und dann noch der Hinweis „ohne Glutamat“ oder „ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“. Das klingt zu gut, um wahr zu sein: Denn die Deklarierungsvorschriften für Lebensmittel lassen zwar nicht mehr alles durchgehen. Tatsache ist aber auch: sie lassen noch viele Lücken, über die doch wieder unerwünschte Stoffe ins Essen geraten.

So kommt statt Glutamat jetzt oft Hefe-Extrakt in die Fertiggerichte. Das klingt zwar nach natürlicher Herkunft, doch als die Verbraucherorganisation Foodwatch den Hefe-Extrakt einiger Suppen im Labor untersuchen ließ, fand man darin doch wieder erhebliche Mengen an Glutamat. Denn Hefekulturen können nach entsprechender Züchtung oder Genmanipulation auch den Stoff Glutamat herstellen. „Ein klarer Fall von Verbrauchertäuschung“, sagt auch die Foodwatch-Sprecherin Anne Markwardt.

Auf Fruchtsäften und Limonaden wird gerne mit dem Hinweis geworben, dass sie ohne Industriezucker auskommen und stattdessen ihre Süße dem natürlichen Obstzucker Fruktose verdanken. Tatsache ist, dass beide Zuckerformen pro Gramm vier Kilokalorien liefern. Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DifE) fand außerdem heraus: Der reichhaltige Verzehr fruchtig-süßer Drinks macht hungrig und regt den Organismus zur Ausbildung von Fettdepots an. So hat in den USA die Zahl der Übergewichtigen deutlich zugenommen, seitdem dort flächendeckend ein diätischer Fruktose-Sirup eingeführt wurde.

Light-Lebensmittel sind zwar arm an Fett – doch wo Fett als Geschmacksträger fehlt, muss etwas anderes zugefügt werden. Wie etwa Zucker oder Aromastoffe, die den Appetit anregen.

Auch Bioprodukte sind – vor allem, wenn sie als Fertigkost angeboten werden – nicht bedenkenlos gesund: Ihre ökologische Herkunft liefert keinen Unbedenklichkeitsnachweis für den Kalorien- und Nährstoffgehalt. Die Hamburger Ernährungswissenschaftlerin Annette Sabersky testet für ihre Website www.bio-food-tester.de regelmäßig Biolebensmittel, die in Discountern und Supermärkten verkauft werden. Ihr Resümee: „Wie herkömmliche Fertigprodukte enthalten auch Bio-Fix-Gerichte zu viel Fett, Salz oder Zucker, und sie sind insgesamt zu kalorienreich.“

So enthält eine Pizza Salami von Alnatura mehr als 30 Gramm Fett und drei Teelöffel Zucker. Außerdem überschreitet sie deutlich die sechs Gramm Kochsalz, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als Tagesration angestrebt werden.

Als ein Forscherteam der Universität Hohenheim handelsübliche Frühstückscerealien unter die Lupe nahm, fand man bei den Bioprodukten auf 100 Gramm durchschnittlich 16 Gramm Zucker. Besonders fatal aber ist: Wenn sie für Kinder ausgelobt waren, lag der Wert sogar bei durchschnittlich rund 23 Gramm – also fast doppelt so viel wie empfohlen. Eltern kann man hier tatsächlich nur raten, ihrem Kind – egal, ob mit Biosiegel oder nicht – kein Kinderprodukt mehr zu kaufen.