Belebter ist die Epplestraße nach 21 Uhr selten. Beim Late-Night-Shopping stand aber für die meisten nicht das Einkaufen im Vordergrund, sondern vielmehr das Flanieren. Weitere Eindrücke in unserer Fotostrecke. Foto: Eveline Blohmer

Es lässt sich darüber streiten, ob 22 Uhr als „late night“ durchgeht. Und auch das Einkaufen stand beim ersten Late-Night-Shopping der Werbegemeinschaft Degerloch nicht im Vordergrund. Besucher wie Gewerbetreibende hatten anderes im Sinn.

Degerloch - Dieter Sturm hat eine neue Birne bei Elektro Reihle gekauft. Das besondere daran: Der Degerlocher tätigte den Kauf nach 18.30 Uhr an einem Donnerstagabend beim Late-Night-Shopping. Unter dieser Überschrift hat die Werbegemeinschaft Degerloch zum ersten Mal versucht, Kauf- und Schaulustige ins Degerlocher Zentrum zu locken. 20 Mitglieder der Werbegemeinschaft, die zum Gewerbe- und Handelsverein Degerloch (GHV) gehört, ließen ihre Geschäfte bis 22 Uhr offen.

Dass die späte Nacht im Veranstaltungstitel damit etwas übertrieben war und auch das Einkaufen an diesem Abend für die meisten nicht oberste Priorität hatte, bedeutet keineswegs, dass der Testlauf gescheitert wäre. „Ich bin sehr glücklich“, sagt Sandra Herter, die Vorsitzende der Werbegemeinschaft, anderntags. Sie habe nicht damit gerechnet, dass die Aktion so gut angenommen werde. Eine Wiederholung der Veranstaltung kann sie sich gut vorstellen. Der Umsatz steht dabei nicht im Vordergrund: „Mir war es wichtig, mal Action in den Ort zu bringen und auch für Jüngere was zu machen“, sagt Herter.

Frauen shoppen, Männer trinken Bier

Jüngere Gesichter fanden sich vor allem bei der Darbietung der Feuerschlucker und vor den Imbissständen an der Epplestraße, deren Inhaber laut Herter „mega zufrieden“ sind mit dem Hunger und Durst der Late-Night-Shopper. Yannick Hirneth (27) aus Degerloch und sein Kumpel Tobias Torgau (27) aus Sillenbuch waren auch zufrieden: Es gab Bier, und das verkürzte die Wartezeit. Ihre Freundinnen nahmen das Shoppen doch ernster und waren schon eine ganze Weile in den Weiten der Dekoartikel im Bella Casa verschwunden.

Die Inhaberin Marion Henzler findet es „toll, dass Degerloch so etwas macht“ und freut sich über die „sehr gute Kundenfrequenz“. Bei dem Optiker Armin Weber wurde, wie in vielen anderen Geschäften auch, offensichtlich mehr geplauscht und angestoßen als verkauft. „Unsere Branche lebt nicht vom Spontankauf“, sagt Weber und sieht das Late-Night-Shopping eher als Event und „Imagesache“.

Ruf nach Wiederholung

Aber nicht nur GHV-Mitglieder betrieben Imagepflege: Die jungen Weingärtner Sebastian Schiller und Dennis Keifer von KSK Vintage Winery aus Rohracker und Hendrik Mächler von Gutes von Hier aus Ulm waren ebenfalls da, um ihre Produkte zu präsentieren. Sandra Herter kann sich vorstellen, künftig mehr auswärtige Händler dabei zu haben, „wenn wir es ausbauen“.

Eine Wiederholung der Aktion wünscht sich auf jeden Fall die Filialleiterin der Südwestbank, Heike Rehm. „Wir müssen das zweimal im Jahr machen“, sagt sie während Helene Fischers Stimme durch die Bank schallt. „Das Motto im Frühjahr sollte ,Karibische Nacht‘ sein, das wäre der Knaller.“

Weit entfernt von karibischen Nächten standen Dieter Sturm und seine Frau Vera mit Glühwein am Stand von Rüdiger Spahr. „Wir sind aus Degerloch und haben die Läden jeden Tag“, so Vera Sturm, „aber es ist schon mal ein nettes Event.“