Der Kabarettist Lars Reichow ist mit dem Programm „Freiheit“ auf Tour Foto: SWR

Der Kabarettist Lars Reichow spricht im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten über schwäbische Helden, „Kunscht“ bei Operationen des Gaumens und Freiheiten, die er sich nimmt

Stuttgart - Mit seiner Sendung „Kunscht“ hat der Mainzer Kabarettist Lars Reichow die Quoten des SWR-Fernsehens bei Kulturprogrammen verbessert. An diesem Sonntag, 19 Uhr, kommt der 50-Jährige mit allem, was er hat, ins Stuttgarter Theaterhaus: mit sich selbst als Sänger, Pianist und Satiriker.

Herr Reichow, Sie wollen – so steht es in Ihrer Pressemitteilung – auf der Großbaustelle Stuttgart Trost spenden. Wem genau? Den Gegnern von S 21, weil der Tiefbahnhof gebaut wird? Oder den Befürwortern, weil der Bau nicht so recht vorankommt?
Ich komme nicht im Auftrag der Kirche. Ich will diejenigen aufheitern, die täglich durch diese durchlöcherte, aufgebrochene Stadt fahren beziehungsweise im Stau stehen müssen. Mit S 21 ist es so wie mit der deutschen Einheit. Es dauert Generationen, bis endlich wieder zusammenwächst, was zusammengehört: Stuttgart und seine Bürger! Noch sind beide Seiten weit auseinander.
Ist es nicht riskant, als Mainzer Witze über S 21 in Stuttgart zu machen, wo doch in Stuttgart viele über S 21 gar nicht mehr lachen können?
Meine Strategie sieht anders aus: Ich will den Stuttgartern Mut machen, indem ich mich lustig mache über andere Großbaustellen wie die Elbphilharmonie oder den Berliner Flughafen, die auch nicht so bald oder nie fertig werden. Als Mainzer kann ich es mir überhaupt nicht leisten, Witze über die Deutsche Bahn zu machen.
Sie moderieren die Sendung „Kunscht“. Nur der Titel ist Schwäbisch. Der Moderator dagegen kann nur Hochdeutsch.
Ich mache zuweilen kleine Fortschritte im Erlernen der schwäbischen Aussprache. Ich bin davon überzeugt, dass ich früher oder später in der Sendung voll durchschwäbeln muss. Zur Not hilft eben nur eine Operation des Gaumensegels.
Wie heißen Ihre schwäbischen Helden?
Gottlieb Daimler, Ferdinand Porsche, Harald Schmidt, Äffle und Pferdle.
Was sind Ihre Lieblingswörter auf Schwäbisch?
Kunscht, Spätzle und Noi.
Was nervt Sie am meisten an Schwaben?
Der verschwenderische Umgang mit Geld in der Bahnhofsgegend.
Ihr neues Programm heißt „Freiheit“. Welche Freiheit haben Sie sich zuletzt genommen?

Mein Sohn hat neulich auf mein Handy geschaut und gesagt: „Alter, du nutzt ja nur einen Bruchteil deiner Möglichkeiten!“ Da hab’ ich sein letztes Zeugnis hochgehalten und gesagt: „Du auch!“