Den Kindern im Kinderhaus Birkach geht es gut: Sie sind in einem schönen Haus untergebracht, haben einen weitläufigen Garten; mittags gibt es selbstgekochtes Essen aus Biozutaten. Doch dafür müssen die Eltern auch einiges an Zeit investieren. Foto: Julia Bosch

Wer sich dazu entscheidet, sein Kind in einer Eltern-Kind-Gruppe unterzubringen, muss bereit sein, Zeit zu investieren und Verantwortung zu übernehmen. Doch es gibt auch gute Gründe für diese Art der Betreuung.

Filder - Im Kinderhaus Birkach geht es morgens ganz entspannt zu. Eltern, die an der Tür hastig ihre Kinder abliefern und dann zurück zum Auto sprinten, um pünktlich ins Büro zu kommen, scheinen hier rar zu sein. Um 9.30 Uhr trinken zwei Väter noch einen Kaffee in der Küche, bevor sie sich von ihren Kindern verabschieden. Unterdessen finden sich die 18 Kinder aus der Falter-Gruppe, in der Zwei- bis Sechsjährige betreut werden, zum Morgenkreis zusammen. Während die letzten Eltern langsam gehen, bleibt eine Mutter vor Ort. Sie bereitet in der Küche schon einmal das Mittagessen vor: ein Risotto mit Erbsen und Speck, dazu Karottensalat.

„Wer sein Kind in einer Eltern-Kind-Gruppe anmeldet, muss sich im Klaren darüber sein, dass dahinter ein Aufwand steckt“, sagt Grit Landwehr. Sie ist Vorstandsmitglied beim Kinderhaus Birkach und hat ihren Sohn Arne hier untergebracht; dessen kleiner Bruder Johannes folgt ihm bald nach. „Wir Eltern können viel bestimmen, machen aber auch viel“, sagt Landwehr. Im Gegensatz zu den städtischen Kindertagesstätten bestimmen bei den 44 Eltern-Kind-Initiativen in Stuttgart die Eltern mit den Erziehern gemeinsam das pädagogische Konzept. Außerdem sind sie für alles Organisatorische mitverantwortlich.

„Die Familien müssen Verantwortung übernehmen“

Konkret heißt das: Jeder Elternteil übernimmt ein Amt. Manche sind Kassierer, andere erstellen als Bildungsbeauftragte das pädagogische Konzept mit den Erziehern, wieder andere sind verantwortlich für das Haus oder den Garten, manche erstellen die Dienstpläne und weitere kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit. „Dazu kommen acht Arbeitssamstage im Jahr, an denen Sachen im Haus repariert, gestrichen oder ausgebessert werden. Außerdem müssen die Eltern zwischen drei- und fünfmal pro Quartal einen Kochdienst übernehmen“, zählt Landwehr auf.

Weil der Einsatz der Eltern vergleichsweise hoch ist, legen die Gruppen großen Wert auf das persönliche Kennenlernen. „Uns ist es wichtig, dass die Eltern sich vor Ort informieren und sich nicht nur auf die Warteliste schreiben lassen“, sagt Landwehr. Die meisten Eltern fänden nämlich das schöne alte Haus, den weitläufigen Garten, die langen Öffnungszeiten (7.30 bis 17 Uhr) sowie die kleinen Gruppen im Kinderhaus Birkach toll – aber das sei eben nur eine Seite der Medaille „Es ist unerlässlich, dass die Familien sich vorstellen können, Verantwortung zu übernehmen.“

Ein Gefühl wie in einer Großfamilie

Freilich gibt es aber auch gute Gründe, warum Eltern sich für diese Art der Betreuung entscheiden: „Die enge Zusammenarbeit mit den Erziehern, die Nähe zum Alltag der Kinder und der freundschaftliche Kontakt zu den anderen Eltern – das fühlt sich an wie eine Art Großfamilie und ein zweites Zuhause“, sagt Landwehr.

Für wen ein solches Konzept in Frage kommt, der kann sich an diesem Samstag, 4. Februar, bei den 44 Stuttgarter Eltern-Kind-Gruppen näher informieren. Im Kinderhaus Birkach werden zum kommenden Kindergartenjahr 2017/2018 vier Plätze für Ein- bis Dreijährige in der Raupen-Gruppe frei, außerdem ein Platz in der Falter-Gruppe für ein Kind zwischen zwei Jahren und dem Schuleintritt.

Eltern bezahlen Vereinsbeitrag

Finanziert werden die Eltern-Kind-Gruppen übrigens größtenteils von der Stadt Stuttgart und dem Land. Zudem bezahlen die Eltern regelmäßig einen Beitrag an den zuständigen Verein. Dieser Betrag ist etwas geringer als die Betreuungskosten in den städtischen Kindertagesstätten.

Auf der Filderebene gibt es mehrere Eltern-Kind-Gruppen. In Birkach und Hohenheim existieren vier Initiativen, in Sillenbuch und Rohracker drei, in Degerloch zwei. In Vaihingen gibt es zusätzlich zwei, beziehungsweise drei Gruppen: An dem Standort Freibadstraße 30 werden seit 1970 bei den Kleinen Feuerdrachen und dem Kleinen Kindergarten Vaihingen 30 Kinder betreut. Dazu kommt der Waldkindergarten Rohr am Hagelsbrunnen.

So sind die Öffnungszeiten am Samstag

Alle 44 Eltern-Kind-Gruppen in Stuttgart laden Interessierte an diesem Samstag, 4. Februar, zum langen Tag der offenen Tür ein. Die Einrichtungen bieten Führungen an; außerdem gibt es Bastelangebote und Spielecken für Kinder. Die Häuser haben größtenteils zeitversetzt geöffnet, so dass Eltern die Möglichkeit haben, mehrere Einrichtungen zu besuchen. Im Folgenden die Öffnungszeiten:

Birkach/Hohenheim
: Das Kinderhaus Birkach an der Alten Dorfstraße 29 informiert Interessierte am Samstag von 10 bis 12.30 Uhr. Die Hohenheimer Küken an der Egilolfstraße haben von 9.30  bis 12 Uhr geöffnet, die Hohenheimer Zwerge an der Schwerzstraße 33 von 10 bis 12 Uhr. Die Kleinen Hohenheimer laden von 10 bis 14 Uhr an die Fruwirthstraße 30 ein.

Sillenbuch/Rohracker
: Das Kinderhaus Sillenbuch an der Spaichinger Straße 20-22, die Rohrspatzen an der Tiefenbachstraße 14 sowie das Kinderhaus Heuschrecken am Dattelweg 33 A haben alle von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Degerloch:
Wer sein Kind in Degerloch betreut wissen will, kann von 13 bis 16 Uhr zum Freien Aktiven Kindergarten an den Bopseräckern 30 kommen oder von 10 bis 12 Uhr zur Zwergenfarm an der Ahornstraße 11.

Vaihingen/Rohr
: Der Waldkindergarten Rohr am Hagelsbrunnen-Weg informiert Eltern von 14 bis 16 Uhr. Die Kleinen Feuerdrachen, die sich das Gebäude an der Freibadstraße 30 mit dem Kleinen Kindergarten Vaihingen teilen, laden von 15 bis 17 Uhr ein.