Der Misthaufen an der Epplestraße ist laut Stadt unbedenklich für die Umwelt. Foto: Judith A. Sägesser

Einem Hoffelder stinkt’s: Ihn stören mehrere Riesenmisthaufen in seiner Umgebung. Er sorgt sich vor allem ums Grundwasser. Laut Experten gibt es dafür keinen Anlass.

Degerloch/Hoffeld - Jürgen Schuster sieht Hoffeld eingekesselt von Misthaufen. Drei Riesenberge mit Stallabfall hat der Mann rund um seinen Stadtteil gesichtet, „kubikmeterweise“ werde der Mist auf den Wiesen gelagert. An der Epplestraße auf Höhe des Gewerbegebiets Tränke, an der Hoffeldstraße zwischen Degerloch und Hoffeld sowie zwischen Degerloch und Schönberg im Ramsbachtal. Vor allem letzterer Haufen mit Viehmist stößt dem Hoffelder auf. „Man sieht fast, wie er täglich wächst.“ Nichts gegen Landluft, aber: „Es stinkt auf gut Deutsch“, sagt Schuster. „Es stört viele, aber keiner macht die Klappe auf.“

Nicht zu nah an einem Bach

Der Geruch sei das eine. Schuster sagt, es gehe ihm aber vor allem ums Grundwasser. Hat es stark geregnet, flösse die Gülle in Bächen aus den Haufen auf die Wiese. Für Schuster ein Unding. Er habe deshalb bereits mit der Stadt Kontakt aufgenommen.

Ulrike Greifenhagen-Kauffmann ist bei der Stadt für die Landwirtschaft zuständig. Sie hat sich nach der Bürgerbeschwerde aus Hoffeld die beanstandeten Mistlager rund um Degerloch inspiziert. Sie sieht keine Probleme. Das bestätigt Philipp Mayer, Pflanzenbauberater beim Landratsamt. „Festmist ist kein Gefahrenstoff“, sagt er. Und die Haufen dürften bis zu sechs Monate unter freiem Himmel gelagert werden, wenn auch nicht direkt an einem Bach.

Hans-Wolf Zirkwitz, der Leiter des Amt für Umweltschutzes, erklärt, dass Zwischenlager wie die in Degerloch nur die Ausnahme sein dürften. „Gülle, Festmist, Jauche, Silagesickersaft und Gärreste können bei nicht sachgemäßer Lagerung oder Anwendung Gewässer gefährden“, teilt Zirkwitz mit. „Daher ist das Einleiten dieser Stoffe in Kanalisationen, in oberirdische Gewässer und Gräben sowie das gezielte Versickern in den Untergrund und der Eintrag ins Grundwasser verboten.“ Würden bestimmte Anforderungen eingehalten, seien „vorübergehende Ansammlungen von Sicker- oder Prozesswasser noch kein hinreichender Beleg für eine Wassergefährdung“, so der Leiter des Amts für Umweltschutz. Zu diesen Anforderungen gehört zum Beispiel, dass zwischen dem Mistlager und dem Grundwasser mindestens ein Meter Abstand liegt.

Wohin mit all dem Mist?

Für Christine Knobloch-Hiller, die landwirtschaftliche Obfrau von Degerloch, ist Mist nicht gleich Mist, sondern ein nährstoffreicher Dünger. Sie sagt, sie wissen nicht, wem die kritisierten Misthaufen gehörten, aber sie wirbt um Verständnis für die Bauern im Allgemeinen, auch wenn sie den Missmut über die Misthaufen verstehen könne. „Die Verwendung von wirtschaftseigenem Stallmist bildet die Grundlage für eine umweltverträgliche und verantwortungsbewusste Landwirtschaft“, sagt sie. „Stallmist entsteht nur auf einem Betrieb mit Tierhaltung, in dem die Tiere auf Stroh gehalten werden“, sagt Knobloch-Hiller. „Dies ist auch im Sinne des Tierwohls.“ Doch wohin mit all dem Mist? In Ballungszentren verlören Landwirte zunehmend Fläche, klagt Knobloch-Hiller. „Somit ist es auch schwierig, eine vorübergehende Dunglagerstätte außerhalb der Betriebstätte unauffällig zu platzieren.“

Wem all die Haufen gehören, blieb bis Redaktionsschluss unklar. Nur die Besitzverhältnisse eines Berges konnte geklärt werden, doch der Bauer will nichts sagen.