Christine Knobloch-Hiller (v.l.) hat in Karl-Arnold und Heide Goebbels und in Sandra Löw kooperative Hundehalter gefunden. Sie nehmen die Tütchen mit. Foto: Eveline Blohmer

Das Ramsbachtal lockt mit seiner Idylle viele Menschen an. Doch nicht alle halten sich an die Regeln. Die Vertreterin der Landwirte vor Ort appelliert besonders an Hundehalter, die Arbeit der Bauern im Tal zu achten.

Degerloch - Es ist ein pittoreskes Bild, das das Ramsbachtal an diesem Tag bietet: Die satten Wiesen leuchten dunkelgrün, gelbgetupft von Löwenzahn. Ein großer weißer Hund trottet gemächlich durch das Gras, in weiter Ferne folgt sein Frauchen. Und genau hier liegt der Hund begraben: Sowohl Vier- als auch Zweibeiner haben auf der Wiese nichts verloren. Denn in der Vegetationszeit, die von März bis Oktober dauert, ist das Begehen von landwirtschaftlichen Nutzflächen verboten.

„Viele wissen das gar nicht, und viele wissen auch nicht, dass das im Ramsbachtal Futterflächen sind“, sagt Christine Knobloch-Hiller. Die Degerlocher Obfrau der Landwirte setzt sich aktiv gegen das Unwissen ein, aber auch gegen die Ignoranz mancher Hundebesitzer und Erholungssuchender, die im Tal unterwegs sind. Denn beides zeitigt Probleme für die fünf Landwirte, die die Flächen im Ramsbachtal bewirtschaften.

Gefährlich fürs Rind

Da ist zunächst der Hundekot: Bleibt er liegen, ist er auf Getreide- und Gemüsefeldern nicht nur unappetitlich. Als Hinterlassenschaft auf Futterwiesen stellt er zudem „eine große Gefahr für die Gesundheit unserer Tiere“ dar, wie der Landesbauernverband (LBV) in einem Merkblatt für Hundehalter mitteilt. Grund dafür sei der Parasit Neospora caninum: Ein Hund, der sich beispielsweise über Fleisch von einem Zwischenwirt infiziert hat, scheidet mit seinem Kot Parasiten-Eier aus. Nimmt ein trächtiges Rind den Parasiten auf, kommt laut LBV „ein totes oder lebensschwaches Kalb zur Welt“.

Aber nicht nur die verdauten Hinterlassenschaften der Hunde bereiten den Landwirten Probleme. Immer wieder sammeln die Bauern Hundespielzeug wie Frisbeescheiben oder große Äste von ihren Wiesen und Feldern, das ihren Tieren schaden oder ihre Maschinen beschädigen kann. „Die Reparatur eines Mähwerks bedeutet für uns nicht nur Zeitverlust während der Ernte, sondern auch nicht unerhebliche Kosten, für die keiner haftbar gemacht werden kann“, sagt Knobloch-Hiller.

Teure Häufchen

Das Recht haben die Landwirte auf ihrer Seite: Wer Nutzflächen betritt, seinen Hund nicht entsprechend beaufsichtigt, den Kot nicht aufsammelt oder die Tütchen braunen Inhalts liegen lässt, kann belangt werden – 20 bis 100 Euro kosten beispielsweise nicht entsorgte Häufchen.

Derzeit prüft der städtische Vollzugsdienst, ob uniformiertes Personal im Ramsbachtal verstärkt eingesetzt wird. Allerdings sind die Streifen dann in erster Linie „aufklärerisch im Sinne der Landwirte“ unterwegs, wie Udo Steinicke sagt: „Wir wollen nicht mit der Gesetzeskeule reinschlagen.“ Der Einsatzleiter beim Vollzugsdienst sagt, vor Ort komme es auf Fingerspitzengefühl an: „Der Erholungszweck hat ja auch seine Berechtigung.“

Friedliches Miteinander

Das ist wohl ganz im Sinne von Knobloch-Hiller. Die Landwirtin und erklärte Nicht-Hundehasserin möchte die Gassigeher und Naturgenießer gar nicht vertreiben: „Ich will an die Leute appellieren, dass sie wertschätzen, was wir machen, und respektieren, dass wir hier arbeiten.“

Dass Knobloch-Hillers Haltung wie von ihr gewünscht deeskalierend wirken kann, zeigt sich, als sie einer Gruppe Hundehalter begegnet. Sie hört zu, während diese zu Beginn des Gesprächs ihre nicht immer friedlichen Begegnungen mit den Bauern schildern, erklärt die Problematik, bittet darum, bei Konflikten auf sie zuzukommen und die Botschaft weiterzutragen. Dann verabschieden sich alle mit Handschlag. Die Hunde tollen auf dem Weg weiter. Ein friedliches Bild.