Das Filderkraut ist der Stolz der Landwirte auf der Filderebene. Dieses Jahr hat das Wetter es allerdings nicht gut gemeint mit den Kohlköpfen. Foto:  

Landwirte auf den Fildern haben mäßige Erwartungen an die Ernte. Sorgen machen sich einige um das Filderkraut. Doch es könnte alles viel schlimmer sein, meinen sie.

Filder - Es hätte schlimmer kommen können, sagt der landwirtschaftliche Obmann Plieningens, Michael Gehrung. „Wir hatten keinen Hagel, und es war auch nicht alles überflutet wie anderswo“, sagt Gehrung. Der Obmann spricht mit Gelassenheit über ein Erntejahr, das es mit seinem eigenen Betrieb seinen Angaben nach nicht wirklich gut gemeint hat. Aber der Blick in die Nachrichten hat den Plieninger Landwirt offenbar bescheiden gemacht. Unwetter haben in anderen Regionen des Landes Landwirten die Ernte im buchstäblichen Sinn verhagelt oder ihre Felder unter Wasser gesetzt. Die Filderebene blieb von solchen Wetterkapriolen 2017 verschont.

Dennoch hätten auch die Landwirte auf den Fildern unter allgemein schwierigen klimatischen Bedingungen in diesem Jahr gelitten. Die ungewöhnlich späte Frostperiode Mitte April habe besonders großen Schaden angerichtet, meint Gehrung. „Für den Obstanbau war das sehr schlecht“, sagt er. Große Teile der Streuäpfelernte falle in diesem Jahr in Plieningen aus, sagt Gehrung. „Ich kenne einen Landwirt, der in diesem Jahr nicht einmal seine Maschine zum Saftpressen anschmeißen will“, sagt der Plieninger Obmann.

Feuchtigkeit lässt Kraut wachsen

Während die Getreideernte gerade noch im Rahmen sei, werde es auch bei der Kartoffel- und Spitzkrauteernte Probleme geben, meint der Obmann. Die späte Feuchtigkeit im Sommer habe ein starkes Wachstum bedingt. Was eigentlich nach einer guten Nachricht klingt, stelle die Landwirte vor eine Herausforderung. Spitzkraut könnte schon jetzt abgeerntet werden, sagt Gehrung. Doch dem Verbraucher mundet es erst im Herbst. „Da könnten viele Krautköpfe schon zu groß sein. Das gibt beim Verkauf Probleme“, sagt Gehrung. Ähnlich sei die Lage auch bei den Kartoffen, meint der Plieninger Obmann.

Dem Landwirt macht die zunehmende Unberechenbarkeit des Wetters Sorgen. Das Wetter sei immer häufiger extrem, meint Gehrung. Er denkt zum Beispiel an die besonders trockenen Sommer 2012 und 2015. „Im Gegensatz zu früher lässt sich kaum noch etwas planen. Das ist ein Problem, denn letztendlich leben wir ja vom Wetter“, sagt Michael Gehrung.

Verband fordert finanzielle Hilfen

Die Beobachtungen des landwirtschaftlichen Obmanns spiegeln auch die Sorgen des Landesbauernverbands Baden-Württemberg wider. Der Präsident des Verbandes, Joachim Rukwied, erklärt die Ernte 2017 zu einer Zitterpartie für die Landwirte. „Pünktlich zu deren Start erschwerten regelmäßige Niederschläge die Erntearbeiten“, sagt der Verbandspräsident. Rukwied fordert deshalb die Politik auf, die landwirtschaftlichen Betriebe stärker vor wetterbedingten Einkommensschwankungen zu schützen.

Der Möhringer Landwirt Klaus Brodbeck ist froh, dass er kein Obst anbaut. Die Fröste im April hätten gerade den Beerenanbau verheerend getroffen, meint er. Für viele Kollegen sei das ein großes Problem, sagt er. „Gerade in Ballungszentren wie Stuttgart konzentrieren sich viele auf den Obstanbau“, sagt Brodbeck. Er selbst muss beim Getreide nur einen mäßigen Verlust beklagen. Sicher, die Trockenheit im März und Juni habe Schlimmes befürchten lassen, meint Brodbeck. Zumindest sein Betrieb sei aber mit einem blauen Auge davon gekommen. „2016 war da viel bitterer“, sagt er.

Trockenheit belastet Ernte

Brodbeck hat auch eine Erklärung dafür, warum die Landwirte auf der Filderebene trotz Wetterkapriolen weniger Grund zum Klagen haben als ihre Kollegen anderswo: „Wir haben auf den Fildern einen so guten Boden“, sagt er. Der gute Filderboden helfe auch über Perioden mit wenig Niederschlag hinweg, da er gut Feuchtigkeit speichere, sagt der Landwirt. Brodbeck ist deshalb auch zuversichtlich, dass die Ernte des bei Verbrauchern so beliebten Filderkrauts doch noch ertragreich wird.