„Ich gehe davon aus, dass wir drin sind“, lautet die Aussage des FDP-Mannes zum Wunschergebnis. Foto: Gottfried Stoppel

Der Ex-Justizminister Ulrich Goll kandidiert zum dritten Mal im Wahlkreis Waiblingen. Er glaubt, dass die Liberalen wieder in den Landtag einziehen und dann im Land mitregieren könnten. Auf Prozentzahlen mag er sich nicht festlegen.

Waiblingen - Nein, auf Zahlen werde er sich nicht einlassen, sagt Ulrich Goll im Hinblick auf ein mögliches Wunschergebnis bei den Landtagswahlen am 13. März. Vor zehn Jahren ist der ehemalige baden-württembergische Justizminister erstmals im Wahlkreis Waiblingen angetreten. Sein erstes Landtagsmandat hatte er bereits 1988 als Kandidat im Bodenseekreis erobert. Und was er aus den diversen Jahrzehnte in der Landespolitik unter anderem an Erkenntnis gezogen habe, das sei das Wissen um die Konstanz der Unwägbarkeiten im Vorfeld von Wahlterminen.

Ulrich Goll mit etwa 14, das Portrait hat sein Vater gemalt. Foto: privat
Vor fünf Jahren hätten sich zunächst alle auf eine ruhige Fortsetzung der Koalition eingestellt. „Dann kam der Tsunami und alles war komplett anders.“ Bei der jetzt anstehenden Landtagswahl hätten sich alle eigentlich auf ein knappes Rennen eingestellt. „Jetzt gibt es die Flüchtlingskrise, und wir haben eine ganz neue Situation.“

„Es reicht nicht, wenn nur viel Glück gewünscht wird“

„Ich gehe davon aus, dass wir drin sind“, sagt der Mann mit Mitregier-Erfahrung über seine Erwartungen – „alles andere ist Spekulation“. Die Unwägbarkeiten bleiben samt der Vergänglichkeit der Vorhersagen: „Wir werden höher gehandelt, als fünf Prozent, aber Stimmungen sind keine Stimmen und es reicht nicht, wenn nur viel Glück gewünscht wird.“

Der freidemokratischen Zuversicht könne das natürlich keinerlei Abbruch tun, da lässt der Man für Recht und Sicherheit keinen Zweifel. Eine mögliche Regierungsbeteiligung sei natürlich ein Thema. Da habe die FDP diesmal schon im Vorfeld der Wahl ein besonderes Verfahren gewählt: „Wir haben unsere Essentials an die anderen geschickt. Von der CDU kam eine freundliche Reaktion, von den anderen nur Ablehnung.“ Wobei immerhin die SPD inzwischen Gesprächsbereitschaft signalisiere. Letztlich sehe man natürlich an den Programmen die politischen Schnittmengen, sagt Goll – und die Koalitionsfrage, so sie sich stellt, die werde am 21. März im zuständigen Parteiausschuss entschieden.

„Was da läuft ist eine Art Antiprävention.“

Bei den Schnittmengen mit anderen Parteipolitiken, da geht es auch um jene Bereiche, die dem Juristen mit Ministererfahrung am Herzen liegen. Und was da die innere Sicherheit angehe, da komme natürlich keiner um das Flüchtlingsgeschehen im Land herum. Ein Teil der Problematik sei die Frage der Kriminalität. Alle Probleme seien lösbar, sagt Goll dazu: „Es wird aber zu wenig gehandelt auf Bundes- und Landesebene.“ Ohne Kontrolle, aber mit Kasernierung, das bilde einen Nährboden für Kriminalität. „Was da läuft ist eine Art Antiprävention. Wir brauchen mehr Polizeipräsenz und wieder mehr Respekt für die Beamten“, sagt Goll, warnt aber davor, an einfache Lösungen zu glauben, wie sie am rechtspopulistischen Rand des Politspektrums vorgegaukelt werden.

„Ich glaube, dass der Wahlkampf auch über die Bildung entschieden wird“, sagt der fünffache Vater außerdem. „Rot-Grün hat da ideologiegeleitet eine neue Schulform etabliert, die auf halbem Weg stecken geblieben ist.“ Völlig unnötig auch noch, denn es habe keine Zweifel gegeben, dass das Schulsystem im Land zu den besten bundesweit gehörte. Seit 1980 ist Goll Mitglied der FDP. Er war Kreisvorsitzender im Bodenseekreis und hat dort 1988 erstmals ein Landtagsmandat erobert. Bevor er 1996 erstmals Justizminister wurde, war er Personalleiter beim Südwestfunk.