Ist die Alternative für Deutschland zum Zuschauen verdammt? Noch ist nicht klar, ob eine Podiumsdiskussion mit der AfD, CDU, Grünen, FDP und SPD stattfindet. Foto: dpa

Einige der Landtagskandidaten aus dem Stuttgarter Norden wollen der rechtspopulistischen AfD kein Forum bieten. Ob die Podiumsdiskussion in Feuerbach stattfindet, wird erst noch entscheiden.

Stuttgarter Norden - Die Alternative für Deutschland (AfD) ist im Aufwind. Zuletzt lag sie in Umfragen in Baden-Württemberg schon bei sieben bis acht Prozent. Doch nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht in Köln konnte die rechtspopulistische Partei noch einmal zulegen. Der jüngsten Umfrage von Infratest-Dimap im Auftrag von Stuttgarter Zeitung und SWR zufolge könnte die AfD bei der Landtagswahl am 13. März bei zehn Prozent landen. Wie ist der Erfolg dieser Partei zu erklären? „Sie spielen mit den Ängsten der Leute“, sagt Reinhard Löffler, der im Stuttgarter Norden für die CDU kandidiert.

Auch er hat sich in den vergangenen Tagen die Frage gestellt, ob er sich im Wahlkampf auf ein Podium setzen wird, auf dem auch die AfD Platz nimmt. „Wir haben das in der Fraktion besprochen. Überwiegend sind wir der Meinung, dass wir uns der Diskussion stellen“, sagt Löffler. „Ich setze mich mit jedem auseinander – egal, ob er rechts, links, oben oder unten ist.“ Er werde sich nicht vor rechtsradikalem Gedankengut verstecken und schon gar nicht vor AfD-Kandidat Bernd Klingler, der beim Thema Flüchtlinge von einer Invasion von Eindringlingen spreche.

Franz Untersteller hat sich noch nicht entschieden

SPD-Staatssekretärin Marion von Wartenberg, die für die Sozialdemokraten im Stuttgarter Norden antritt, möchte der AfD eigentlich keine Plattform geben: „Funktionäre dieser Partei sind teilweise rassistisch und demokratiefeindlich. Wir sollten ihnen kein Forum schaffen. Wenn in Stuttgart Stadtrat Heinrich Fiechtner den Koran mit Hitlers ,Mein Kampf´ vergleicht und unseren Oberbürgermeister als ,miesen faschistoiden populistischen Scharfmacher´ beschimpft, dann wird deutlich, dass die AfD eine Partei der geistigen Brandstifter ist.“ Dennoch werde sie sich der Diskussion stellen. „Natürlich müssen wir uns mit der AfD auseinandersetzen.“

Ob sich Umweltminister und Grünen-Kandidat Franz Untersteller mit Klingler auf ein Podium setzen wird, ist noch nicht klar: „Ich werde das in den nächsten Tagen entscheiden“, sagt Untersteller. „Ich bin eigentlich nicht gewillt, mich mit solchen Rattenfängern an einen Tisch zu setzen.“

Klingler selbst ist es egal, mit wem er auf einem Podium Platz nehmen wird. „Ich finde es nur schade, wenn ich nicht eingeladen werde“, sagt er – wie beispielsweise in Botnang im Rahmen der Veranstaltungsreihe Mittwoch-Nachmittag. Am 20. Januar findet im Bürgerhaus eine Podiumsdiskussion mit den aktuell im Landtag vertretenen Parteien statt; also mit CDU, SPD, Grünen und FDP. „Warum werde ich nicht gehört, aber Frau Heise von der FDP?“, fragt sich Klingler. „Man sollte doch die Parteien einladen, die auch Chancen haben, in den Landtag einzuziehen.“

Bernd Klingler will Björn Höcke nicht bewerten

Die Feuerbacher Bezirksbeirätin und stellvertretende Landesvorsitzende der Liberalen, Gabriele Heise, will sich übrigens auch „der demokratischen Auseinandersetzung mit der AfD“ stellen. „Auch wenn die Meinungen dieser Partei grenzwertig sind.“ Klingler verspricht, dass er sicherlich „kein nicht-würdiges Gedankengut“ präsentieren wird. Er sei nicht Stadtrat-Kollege Heinrich Fiechtner und auch nicht der Bundesvorsitzende der Jungen Alternative für Deutschland, Markus Frohnmaier. Der hatte im sozialen Netzwerk Facebook ein Foto von der Grünen-Politikerin Claudia Roth veröffentlicht, versehen mit dem Spruch „Ach wäre ich Neujahr nur nach Köln gefahren . . .“ . In der Silvesternacht waren in Köln Hunderte von Frauen Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. Dennoch möchte sich Klingler nicht vehement vom Mitglied des Landesvorstandes distanzieren. Klingler nennt dessen Facebook-Eintrag „unglücklich“. Er hätte das nicht gemacht, aber man dürfe das alles auch nicht so hochhängen.

Ähnlich äußert er sich zum Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke, der wegen Volksverhetzung angezeigt war, der gerne vom 1000-jährigen Deutschland spricht und davon, dass Erfurt schön deutsch ist und es auch bleiben soll. „Solange ich für die AfD in Stuttgart antrete, wird Herr Höcke sicherlich nicht in der Landeshauptstadt auftreten“, sagt Bernd Klingler. „Aber bewerten möchte ich ihn dennoch nicht. Dafür ist er einfach viel zu weit weg.“

Das erste und vielleicht einzige Aufeinandertreffen von CDU, SPD, Grünen, FDP, Linken und AfD im Stuttgarter Norden könnte es im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Feuerbacher Bürgervereins in Kooperation mit dem Gewerbe- und Handelsverein geben. Die Veranstaltung soll am Freitag, 29. Januar, in der Festhalle an der Kärntner Straße 48 stattfinden – von 19.30 Uhr an.