Ausgepackt: Lance Armstrong Foto: dpa

Seine Beichte ist ausführlich, doch nutzen wird sie Lance Armstrong wenig: Der tief gefallene frühere Radsportheld hat über die Hintermänner seines Dopingsystems ausgesagt. An seiner lebenslangen Sperre ändert das nichts.

Seine Beichte ist ausführlich, doch nutzen wird sie Lance Armstrong wenig: Der tief gefallene frühere Radsportheld hat über die Hintermänner seines Dopingsystems ausgesagt. An seiner lebenslangen Sperre ändert das nichts.

New York - Auch eine umfangreiche Beichte dürfte nicht viel helfen - Lance Armstrong wird wohl lebenslang für offizielle Sportwettkämpfe gesperrt bleiben. Nach einem Bericht der Zeitung „USA Today“ hat der 42 Jahre alte gesperrte Ex-Radprofi unter Eid endlich ausgepackt. In einem Schadensersatz-Verfahren soll Armstrong 16 Fragen des Gerichts beantwortet und dabei weit über sein TV-Doping-Geständnis vom Januar 2013 hinausgegangen sein.

In dem von der Acceptance-Versicherung angestrengten Schadensersatz-Prozess am 12. November vergangenen Jahres nannte der ehemalige Seriensieger der Tour de France angeblich die Namen der Hintermänner aus seinem Doping-Universum. Bei der Verhandlung ging es um die Rückzahlung erhaltener Prämien für Armstrongs Toursiege zwischen 1999 und 2001 in Höhe von drei Millionen Dollar.

Aussage sollte eigentlich unter Verschluss bleiben

Beide Parteien hatten sich außergerichtlich geeinigt. Teil des Deals soll gewesen sein, dass die Aussage unter Verschluss bleiben sollte. Am Mittwoch wurde das schriftliche Geständnis nun doch publik, nachdem es vom Anwalt des ehemaligen Armstrong-Teamkollegen Floyd Landis in einem Whistleblower-Prozess eingebracht worden war.

Erwähnt wurden von Armstrong vor Gericht nach Angaben der Zeitung unter anderen dessen ehemaliger, langjähriger Teamchef und Mentor Johan Bruyneel, der gesperrte italienische Mediziner Michele Ferrari und seine frühere Masseurin Emma O’Reilly.

Bruyneel habe laut Armstrong „beim Einsatz von Dopingmitteln teilgenommen oder assistiert“. Der frühere Chef der Teams US Postal, Discovery Channel, Astana und RadioShack hatte eine Mittäterschaft bei Verhandlungen mit der US-Anti-Doping-Agentur USADA bereits geleugnet. Bei einer Verhandlung im vergangenen Dezember in London wurde noch kein Urteil gesprochen.

Lebenslange Sperre bleibt bestehen

Trotz seiner Offenbarungen kann der tief gefallene Ex-Profi nicht darauf hoffen, dass sein Sportverbot aufgehoben wird. Darauf hatte am Vortag Brian Cookson, Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI, am Rande des Sportkongresse in Belek/Türkei hingewiesen. Zuständig sei allein die USADA, die Armstrong im Vorjahr verurteilt und vergeblich auf Kooperation gewartet hatte.

Der geheilte Krebspatient aus Texas, dessen sieben Toursiege von 1999 bis 2005 aberkannt worden waren, blieb dabei, in seinen Comeback-Jahren 2009 und 2010 „clean“ unterwegs gewesen zu sein. Außerdem habe er erklärt, „niemandem Geld geboten zu haben“, um Doping-Praktiken geheim zu halten.

Seine Aussagen vom November dürften für den noch ausstehenden, von Landis angeschobenen Prozess von größter Bedeutung sein. Mit der US-Regierung als Gegner könnte Armstrong bei einer Verurteilung eine 100-Millionen-Dollar-Strafe drohen. Dabei geht es um die Rückforderungen aus Armstrongs Zeit beim mit Steuermitteln finanzierten Staatskonzern US Postal (1998-2004). Die UCI hatte Anfang des Jahres eine Kommission zur Doping-Aufarbeitung (CIRC) ins Leben gerufen. Sie hat auch die Möglichkeit, reduzierte Strafen auszusprechen. Anfang nächsten Jahres soll die Kommission ihre Ergebnisse präsentieren.

In diesem Zusammenhang hatte UCI-Chef Cookson auch den einzigen deutschen Toursieger Jan Ullrich und Erik Zabel aufgerufen, ihr Wissen zum Doping umfänglich preiszugeben. Ullrich, dessen Sperre im Vorjahr abgelaufen war, hält sich weiter bedeckt. Zabel hatte im Vorjahr notgedrungen sein Teilgeständnis von 2007 ausgedehnt, nachdem ihm in einem Bericht des französischen Senats Doping bei der Tour durch nachträglich analysierte Proben nachgewiesen worden war.