Sarah Dickmeis (30),Sozialpädagogin aus Waldmichelbach„Ich arbeite mit Jugendlichen, habe den Satz so aber noch nie gehört. Das Jugendwort von 2013, Babo, hab ich dagegen sehr häufig mitbekommen. Auch andere Begriffe werden von Jugendlichen viel öfter verwendet, die will man aber nicht in der Zeitung lesen . . .“ Foto: StN

Der Langenscheidt-Verlag hat das Jugendwort des Jahres gekürt. Wissenschaftler Nils Bahlo erklärt, warum der Jugendslang eine Bereicherung ist.

München - Das neue Jugendwort des Jahres ist ein Satz: „Läuft bei dir.“ Die Wendung steht als Synonym für „cool“ oder „krass“, sei unter Jugendlichen weit verbreitet und werde durch alle gesellschaftlichen Schichten und Regionen hinweg verwendet. Deshalb habe sich die Jury für den Begriff entschieden, teilt der Münchner Langenscheidt-Verlag mit. Er hat die Wahl organisiert. Der Ausdruck beschreibe „einfach perfekt eine für Jugendliche typische Situation“, lautet die Begründung der Jury.

Zuvor konnten Jugendliche ihre Lieblingswörter auf der Internetseite www.jugendwort.de einsenden und darüber abstimmen. Rund 90 000 Internetnutzer haben sich daran beteiligt, sagt Langenscheidt. Die 15 meistgewählten Wörter werden nachher einer Jury vorgelegt, die das letzte Wort hat.

Der Ausdruck zeige „eine neue Qualität“ der Jugendsprache, sagt der Sprachwissenschaftler Nils Bahlo von der Universität Münster. Er begrüßt außerdem, dass die Wendung „im Gegensatz zu den vorherigen Jugendwörtern wohlwollend gemeint ist.“ In den vergangenen Jahren wurden „Babo“ (2013), „Yolo“ (2012), „Swag“ (2011), „Niveaulimbo“ (2010) und „hartzen“ (2009) gekürt. „Babo“ bezeichne den „Chef“ oder „Anführer“ eine Gruppe, der aber anderen gegenüber oft abwertend auftrete, sagt Bahlo. Der Begriff „Niveaulimbo“ steht für das ständige Absinken der Qualität und „hartzen“ – abgeleitet von Hartz IV – ist ein anderes Wort für Herumlungern.

Auf dem zweiten Platz landete dieses Jahr „Gönn dir!“, als Ausdruck für „Viel Spaß dabei“. Dahinter rangiert „Hayvan“: Das türkische Wort für Tier könne sowohl positiv als auch negativ verwendet werden – entweder als Synonym für „treuer Freund“ oder „ohne Denkvermögen“. Das berühmte „Selfie“ schaffte es nur auf Platz vier. Gefolgt von „Senfautomat“ – einer, der zu allem seinen Senf dazu geben muss.

Wissenschaftler Bahlo sieht in den Begriffen der Jugendlichen keinerlei Gefahr für die deutsche Sprache. „Schon der Dichter Hoffmann von Fallersleben hat befürchtet, dass das gesproche Wort durch die Jugendlichen verfällt. Doch die Sprache entwickelt sich immer weiter und der Jugendslang hat die Fähigkeit, neue Wörter zu etablieren.“ Warum „läuft bei dir“ bei der Jugend so populär ist, darüber lässt sich nur spekulieren. „Möglicherweise hat das Lied ‚Läuft/reicht’ des Rappers Eko Fresh dazu beigetragen“, sagt Langenscheidt-Sprecherin Simone Kohl. Darin wiederholt der Sänger im Refrain häufig die Zeile „Läuft bei dir ja“. Langenscheidt kürt seit 2008 das Jugendwort des Jahres. Mit der Wahl wirbt der Verlag für sein Buch „100% Jugendsprache“, das jedes Jahr im Oktober erscheint.