Der Lärm in der Nähe von Altglascontainern wie hier im Stuttgarter Westen kann für Anwohner eine Plage sein. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Den Lärm, den Anwohner mancherorts in der Nähe von Altglascontainern erdulden müssen, halten die Grünen für eine Zumutung. Sie fordern nun ein Pilotprojekt – trotz hoher Kosten für die Stadt.

Stuttgart - Das Geräusch von Hunderten splitternden und scheppernden Glasflaschen, die von einem Altglascontainer in einen Lastwagen gekippt werden, ist ohrenbetäubend. Doch zumindest ist der Lärm schnell wieder vorbei: Wenn der Laster weg ist, kehrt Ruhe ein. Erst einmal zumindest. Denn bereits kurze Zeit später ist ein erneutes Scheppern zu hören. Viel leiser, aber dafür konstant. Jemand wirft einzelne Flaschen in den Container. Dann ist es wieder still. Bis der nächste kommt, um sich der Flaschen zu entledigen. Und so geht das ständig – zumindest immer werktags von 8 bis 19 Uhr. Und manchmal auch früher oder später – wenn sich mal wieder jemand nicht an die Einwurfzeiten hält. Im Jahr 2015 etwa landeten 12 370 Tonnen Altglas in den 309 Altglascontainern in Stuttgart.

Das sei eine Zumutung für Anwohner, sagt die Grünen-Stadträtin Gabriele Munk. „Ich kenne das selbst von einem früheren Wohnort, der neben einem Altglascontainer lag“. Sie ist längst weggezogen, doch erreichen sie immer wieder Beschwerden von Anwohnern, besonders aus dem Stuttgarter Westen und der Innenstadt. Schlimm sei es an Orten, an denen es viele Kneipen gibt. „Dort werden besonders oft die Einwurfzeiten nicht eingehalten“, sagt Munk.

Die Firma Rhenus Recycling will freiwillig alle Container aufrüsten

Hinzu komme, dass viele Container nicht auf dem Stand der Technik seien: „Wir hören von Anwohnern, dass die Container nicht schallgedämpft seien“, sagt Munk. Die Grünen fordern nun in einem Antrag, dass die Stadt die aufstellende Firma, die Rhenus Recycling GmbH, verpflichtet, nachzuweisen, dass ihre Glascontainer alle Lärmschutzauflagen erfüllen.

Doch wie sehen diese Auflagen überhaupt aus? Laut Heribert Streubel, dem Niederlassungsleiter der Rhenus Recycling GmbH Stuttgart, schreibe ihnen der Vertrag vor, dass Altglascontainer, die weniger als zwölf Meter von einem Wohnhaus entfernt sind, lärmgedämmt seien müssen. Dies sei bei 95 Prozent der entsprechenden Altglascontainer der Fall. „Die anderen rüsten wir derzeit nach, um den Vereinbarungen zu genügen“, sagt Streubel. Auf freiwilliger Basis wolle man in der nächsten Zeit alle Altglascontainer in Stuttgart nachrüsten, sodass sie lärmgedämmt seien. „Da gibt es aber keinen Plan, wir machen das, wie wir zeitlich dazu kommen“, so Streubel.

Als ein Problem benennt er, dass die Einwurfrohre mit Gummilappen, die bei lärmgedämmten Container vorgeschrieben seien, besonders in der Innenstadt oft zerstört würden, etwa durch Pfandflaschensammler, so Streubel. Teilweise ersetze man diese nun durch Metallrohre.

Die Grünen wollen Unterflurcontainer

Eine weitere Forderung der Grünen-Fraktion würde nicht nur den Lärm eindämmen, sondern laut Munk auch städtebaulich Vorteile bringen: die Einführung von unterirdischen Containern. „Die Container sind keine Schönheiten, um nicht zu sagen: Sie sind scheußlich“, sagt Munk. Die Unterflurcontainer sollen Stuttgart attraktiver machen. Bisher werden sie beispielsweise in Pforzheim eingesetzt. Dort sind vier Unterflurcontainer der Firma Bauer im Einsatz. Seither gebe es keine Lärmbeschwerden mehr: die unterirdischen Behälter sind schallisoliert.

Allerdings hatte OB Fritz Kuhn in einer Stellungnahme zu einem ähnlichen gearteten Antrag der Grünen vom vergangenen Jahr bereits deutlich gemacht, dass für Vertragsverhandlungen mit den Systembetreibern zunächst ein politischer Beschluss der zuständigen Gremien herbeigeführt werden müsste. Und auch dann bliebe es fraglich, ob man erfolgreich sei, denn mit den Betreibern der dualen Systeme sei derzeit ausschließlich ein oberirdisches Containersystem vertraglich vereinbart. Zudem erfüllten die eingesetzten Container die lärmschutzrechtlichen Vorschriften. „Vor diesem Hintergrund scheint der erfolgreiche Abschluss entsprechender Vertragsverhandlungen nicht realistisch“, so Kuhn.

Ein Pilotprojekt soll die Kosten und den Nutzen aufzeigen

Alternativ könne die Landeshauptstadt die Unterflurcontainer in Eigenleistung finanzieren. Bei der Firma Bauer habe man sich über die Modalitäten von Unterflursystemen informiert. Danach betragen die reinen Beschaffungskosten für einen Unterflurcontainer rund 5000 Euro pro Stück beziehungsweise 15 000 Euro für das Containertrio. Hinzu kämen die Kosten für den Tiefbau in Höhe von etwa 13 000 Euro, zudem Kosten für eventuell erforderliche Leitungsverlegungen sowie die anschließenden Wartungs- und Reinigungskosten.

„Ja, die Container sind teuer“, sagt Munk. Dennoch halte man an dem Wunsch fest, strebe aber zunächst nur ein Pilotprojekt an: Fünf unterirdische Altglascontainer möchten die Grünen an „exponierten Plätzen mit einer hohen Passantenfrequenz“ zum Einsatz bringen. „Wir wollen sie zudem an Orte platzieren, die sowieso baulich umgestaltet werden – dann könnten die Kosten für den Tiefbau minimiert werden“, sagt Munk. Als Beispiele nennt sie den Feuersee, den Bismarckplatz und am Stöckach. „Wir sind ergebnisoffen und wollen durch das Projekt das Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen“, sagt Munk.