– ein Projekt des Kunstvereins Esslingen in der Villa Merkel in Esslingen. Fr bis So 11 bis 18 Uhr. www.esslinger-kunstverein.de Foto:  

Ob Willi Baumeister, Anton Stankowski oder aktuell Chris Rehberger – der Grenzgang zwischen Kunst und Gestaltung ist Prinzip im Südwesten. Mit der Schau „Bild, Schrift, Zeichen“ glückt dem Kunstverein Esslingen ein bemerkenswertes Ausstellungsprojekt, meint StN-Titelautor Nikolai B. Forstbauer.

Stuttgart - Für Anton Stankowski, von 1929 bis 1934 schon in Zürich eine der prägenden Figuren bildnerischer Analytik (Stankowski dort vor allem als Fotograf), war die Sache ganz einfach. „Alles ist konkret“, sagte er gern, „weil alles Reale konkret ist.“ In dieser Logik des 1998 verstorbenen Malers, Gestalters und Fotografen musste ein von ihm entworfenes Firmenzeichen dieselbe Stringenz aufweisen wie eines seiner häufig in Reihen entstandenen Bilder.

Karl Duschek, 2011 viel zu früh verstorbener Partner und Nachfolger im längst legendären Grafischen Büro Stankowski + Duschek, verteidigte Stankowskis Position leidenschaftlich und suchte nicht zuletzt über internationale Projekte der Stankowski-Stiftung nach legitimen Grenzgänger-Erben zwischen „Bild, Schrift, Zeichen“.

Mit der gleichnamigen Ausstellung versucht nun der Kunstverein Esslingen die weit über die Region hinausreichenden Grenzgänger-Fäden wiederaufzunehmen. Ein Mammutprojekt. Der Bogen reicht von Stankowski und Willi Baumeister (der, 1927 für die Werkbund-Schau „Die Wohnung“ für das gesamte Erscheinungsbild verantwortlich ist und als Maler eigene Werke in den beiden Weißenhof-Häusern von Le Corbusier platziert) über die Deutschland in vielerlei Weise bestimmenden Zeichen des 2011 gestorbenen Kurt Weidemann bis hin etwa zu Franz Erhard Walther und Karin Sander und schließlich dem mit einem ungemein eindringlichen Raumkonzept aufwartenden Chris Rehberger.

Hütet sich Kunstvereinsleiter Christian Gögger in seiner Konzeption davor, die zurückhaltenden Setzungen etwa von Karl Duschek oder auch dem Jahrzehnte den Auftritt des Instituts für Auslandsbeziehungen prägenden Hans Peter Hoch dynamisieren zu wollen, so gibt er den Jüngeren viel Bewegungsraum. Chris Rehberger, der mit seiner Berliner Agentur Double Standards zuletzt über die Umdeutung einer Wegwerftasche in ein Luxusobjekt Furore machte, nutzt ihn für eine Konzeption, die tatsächlich Bild, Schrift, Zeichen untrennbar verwebt und dabei ebenso als Raum an sich besticht wie als Verweispanorama auf die aktuelle Kunst wie auf aktuelle Debatten über Schriften und Kampagnen.

Und wie greift umgekehrt die Kunst auf Schriften, auf vermeintliche oder tatsächliche Regeln der Gestaltung zu? Karin Sander, wie Chris Rehberger längst in Berlin ansässig, nutzt in dem Zyklus „Superromkomplex“ (mit Andreas Übele) das Wort als Linie, als horizontale Figuration. Sparsam auf großer weißer Fläche oben halb rechts eine unscheinbare Wortfolge, die doch das ganze Geschehen auf dieser Fläche, in diesem Raum, bestimmt: „Er ist weg“. Weg ist bald auch diese Ausstellung – noch an diesem Samstag und Sonntag aber ist sie ein unbedingt lohnendes Ziel. Die Botschaft von „Bild, Schrift, Zeichen“: Drei ist eins. (nbf)

Stuttgart - Die Zeit des Herausredens endet langsam – es sollte sich herumgesprochen haben, dass die Stuttgarter Kunstakademeie und der Künstlerbund Baden-Württemberg in den vormaligen Räumen der Galerie Angelika Harthan in Stuttgart-Mitte (Gerberstraße 5c) im Schulterschluss eine Ausstellungsbühne betreiben.

An diesem Freitag wird die neue Schau eröffnet – und dieses Mal ist der Künstlerbund an der Präsentationsreihe. Dort aber gibt man den Dirigierstab sogleich weiter. Denn die Schau „Verliebte Künstler“ empfiehlt sich als Vorhaben, das sich „immer wieder neu bildet“ und sich „wie das Verliebtsein selbst immer in neuem Zusammenhängen mehr ereignet denn kuratiert wird“.

Verantwortliche für die aktuelle Auswahl und Präsentation aber gibt es denn doch: Thaddäus Hüppi (Bundesverband der Hochschulgalerien), Thomas Nolden (Süddeutscher Kunstverein) und Ralf Schmitt (Berlin Art Institute). Ihnen kommt entgegen, dass der Ort als Labor gedacht ist, mehr als Werkstattraum denn als Ausstellungsbühne. Entdeckungen sind angesagt, und so bilden Arbeiten etwa von Jörg Mandernach oder Wolfgang Neumann eher Stützpfeiler in einer künstlerischen Fragerunde an die Untiefen des der Liebe geschuldeten Herzrasens. Um 19 Uhr wird „Verliebte Künstler – Losing Control“ an diesem Freitag eröffnet – es sprechen Werner Pokorny, Thaddäus Hüppi und Thomas Nolden. (nbf)