Foto: Thomas Krämer

Zum 22. Mal hat der Kunstmarkt stattgefunden. Für viele Aussteller und Besucher ist die Ausstellung im Spitalhof ein fester Termin im Kalender.

Stuttgart - Bang richteten sich die Blicke der Aussteller beim Möhringer Kunstmarkt am Samstagnachmittag zum Himmel. Der Kontrast zwischen den dunklen Wolken am Himmel und den weißen Plastikplanen an den Ständen hätte nicht größer sein können. Doch die gewaltige Gewitterwolke streifte den Filderort nur, lediglich ein paar Tropfen fielen vom Himmel, bevor das Sonnenlicht wieder in den Spitalhof leuchtete. Die Planen wurden rasch abgehängt und die zahlreichen Besucher hatten wieder einen freien Blick auf das große Angebot an Kunsthandwerk, das die rund 30 Aussteller präsentierten.

Hinter dem Kunstmarkt stehen der Bürgerverein und das Möhringer Bezirksamt. „Die Idee in den 90er-Jahren war, den Stadtteil zu beleben“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins, Volker Grosser. Und angesichts der 22. Auflage der Veranstaltung kann man mittlerweile sicherlich von einer Tradition sprechen – zu der ausschließlich professionelle Künstler und Kunsthandwerker zugelassen werden. Daran, dass sich der Kunstmarkt so erfolgreich hat entwickeln können, hat sicherlich auch der Spitalhof als Ausstellungsort seinen Anteil. Bäume spenden Schatten, schönes Fachwerk schmückt den Zugang, die samstägliche Hektik im Filderort bleibt außen vor. „Die Aussteller mögen das Ambiente“, sagt Grosser.

Der Drechslermeister ist zum 15. Mal dabei

Aber nicht nur das: sie mögen auch das Publikum. Markus Günther zum Beispiel. Der Drechslermeister mit Werkstatt in Plattenhardt ist Möhringer und in diesem Jahr zum 15. Mal als Aussteller dabei. „Das ist ein kleiner, aber hochwertiger Markt“, sagt er. Auch bei schlechtem Wetter würden viele Besucher kommen. Er produziere eigens für die Märkte, die er besucht. Und so bekommt man an seinem Stand unter anderem das „Filderobst“, Äpfel und Birnen, gefertigt aus dem Holz von heimischen Streuobstwiesen. Dafür muss der Drechsler lange im Voraus planen. Denn pro Zentimeter Stammdicke muss das Holz ein Jahr trocknen, bis er es verarbeiten kann. So stammen seine sorgsam gefertigten Arbeiten, die die gesamte Schönheit verschiedener Holzarten zeigen, von Stämmen, die vor zehn oder gar 20 Jahren gefällt worden sind.

Ein paar Meter weiter bietet Rolf Schneider Schmuck an. Der Edelsteinschleifer aus Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb ist mit seinem Stand ebenfalls zum 15. Mal im Spitalhof und spricht von einem „kleinen, aber feinen Markt“. Die Aussteller würden allesamt Produkte mit hoher Qualität anbieten, und „das wissen die Besucher zu schätzen“. Seine Spezialität sind Edelsteinschliffe, selbst erfunden und umgesetzt – in Fachkreisen Facettieren genannt. Je nach Größe des Steins benötigt er durchschnittlich einen Tag, bis das edle Schmuckstück den passenden Schliff bekommen hat. „Mein Lieblingsstein ist Citrin, der hat eine gelbe Farbe wie die Sonne“, sagt er und zeigt auf einen dieser funkelnden Edelsteine.

Die Körbe halten fast ein ganzes Leben

Auch Barbara Fischer-Seger spricht von einem aufgeschlossenen, aber auch anspruchsvollen Publikum. „Die Sachen müssen handwerklich gut sein“, betont die Keramikmeisterin und erzählt, dass die Kunden vor allem handbemalte Dinge mögen würden. Handwerk im ureigenen Sinn hat auch Hubert Binder aus dem oberschwäbischen Heudorf am Bussen an seinem Stand ausgebreitet. Er gibt den Besuchern gerne einmal einen Korb, selbst geflochten aus Weiden. „Die“, sagt er, „halten fast ein ganzes Leben.“