Seit dieser Woche sind Arbeiten des Künstlers in Stuttgart-Mitte zu sehen. Foto: Kathrin Wesely

Der Maler Georges Menelaos Nassos präsentiert in der Galerie Inter Art seine Sprache der Zeichen: Bilder in Blau mit frei flottierenden Formen, die die epikuräische Freude am Leben feiern.

S-Mitte/S-West - In seiner Malerei, sagt Georges Nassos, feiere er „die epikuräische Freude am Leben“. Nicht nur seine Bilder, die der Stuttgarter Künstler unter dem Titel „Das Blau vom Himmel“ in der Galerie Inter Art präsentiert, die ganze Person verströmt eine Art mediterrane Leichtigkeit. Der 69-Jährige scheint aus einem Film hereinspaziert zu sein. Und so steht er da inmitten der Galerie Inter Art und bedeutet mit ausholender Geste, doch bitte einzutreten. Vom Hut bis zur Sohle seiner Wildledertreter ganz Lebemann. Ein erster taxierender Rundblick durch die Ausstellung mit ihren blauen Bildern voll frei flottierender, freundlich bunter Formen sekundiert diesem Eindruck. Der Maler erzählt von Reisen, oft dorthin, wo es warm und das Meer nicht weit ist. Er ist einer der viel rumkommt, immer gut ankommt, ein geselliger und warmherziger Mensch offenbar. All das vermeint man wiederzuerkennen in seinen Bildern.

Raus aus der spießigen Enge

Aber auch ein Sonnyboy kennt die Schattenseiten, und viele seiner Reisen trat Nassos als Getriebener an, der es nicht aushielt in der spießigen Enge von Stuttgart in den 1960er Jahren. In dieser Stadt war Nassos im Alter von 13 Jahren Mutterseelen allein angelandet. Die ersten zehn Jahre seines Lebens hatte er in einem beschaulichen tschechoslowakischen Dorf gelebt. Nach der Trennung der Eltern kam Nassos mit elf Jahren nach Athen, wo in fortan das Heimweh plagte. Mit knapp 14 Jahren und nach etlichen Fluchtversuchen ließ ihn die Mutter schließlich ziehen, nachdem sie eine Lehrstelle für ihn in einer Stuttgarter Werkzeugfabrik aufgetan hatte.

Der Junge lernte brav und arbeitete die kommenden Jahre in der Fabrik. Doch auf Dauer hielt ihn nichts in dieser abgezirkelten Welt, und so büxte er immer wieder aus, auf der Suche nach sich und seinem Platz in der Welt. Er vagabundierte durch Schweden, stand zwei Jahre in London hinterm Tresen, vergnügte sich auf Sizilien mit zwei Mädchen und landete gelegentlich kurzzeitig wegen Dummheiten im Knast.

Rein in den Heimathafen Stuttgart West

Halbwegs zur Ruhe kam der junge Mann erst als er 1970 an der Kunstakademie Stuttgart bei K.R.H. Sonderborg sein Studium begann. Auf Anhieb hatte das allerdings auch nicht geklappt: „Meine Bilder damals waren ziemlich kitschig. Aber der Professor mochte mich. Er sagte mir, ich solle freier werden, Aktzeichnen üben und in einem halben Jahr wiederkommen. Das hat dann auch geklappt.“ Seit 1976 ist Nassos freischaffender Künstler mit festem Wohnsitz in Stuttgart. Seinen Heimathafen hat er vor 24 im Westen gefunden. Nassos hat über Jahrzehnte eine ethnologisch anmutende Bildersprache entwickelt, deren symbolhaften Elemente Geschichten erahnen lassen. Auf den zweiten Blick zeigen sich auch die grimmigen Formen in dieser überschäumenden Malerei.