Lene Ricarda Vollhardt in der Kunststiftung (Gerok­straße 37, Mi–Fr 14–18, Sa 11–14 Uhr). Mehr unter: www.kunststiftung.de Foto: Kunststiftung

Was ist das eigentlich, Prostitution? Und was ändert sich mit dem Wort Sexarbeit? Lene Vollhardt fragt nach – mit künstlerischen Mitteln. Nicht verpassen, rät unser Autor Nikolai B. Forstbauer.

Stuttgart - Der Arm streckt sich, die Hand schließt sich zur Faust. Die Figuration: Eine gebückte weibliche Gestalt in einem gekachelten Raum mit einer ebenso starken wie mehrdeutigen Geste – dem gestreckten rechten Arm und der geballten Hand. Es ist der vielleicht stärkste Moment in Lene Vollhardts Performance und Film „A World of Consequences deferred too long“.

Die Welt der Macht von Männern über Frauen

Die Welt der zu lange verschobenen, aufgeschobenen Konsequenzen umgibt uns, so unsichtbar wie sichtbar, so gewollt gesehen wie gewollt ungesehen. Es ist die Welt der viel diskutierten und fast noch häufiger beschworenen prekären Verhältnisse, es ist die Welt der Macht von Männern über Frauen – und es ist die Welt, in der die Frauen Gegenwelten entwickeln (müssen).

Auf den Punkt – und berührend

Wie stark aber sind diese Gegenwelten wirklich? Das ist das zentrale Thema der Schau „(Non) available Bodies“, mit der sich Lene Vollhardt als Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg vorstellt. Drei Texteinheiten, ein Film, eine Konfrontation offizieller und individueller Sprache, das Ganze durch profane Lichtfilter in Rosa getaucht – das muss reichen. Besser: Mehr wäre zu viel gewesen. Vollhardt, 1984 in New York geboren, an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe ausgebildet und in Berlin lebend, kommt mit „(Non) available Bodies“ exakt auf den Punkt einer gültigen Rauminstallation und führt zudem fast beiläufig vor, was politische Kunst auch sein kann – berührend.

Gibt es das – selbstbestimmte Sexarbeit?

Mehr aber: Die Debatte selbst, die Frage, ob der Schritt in eine selbstbestimmte Sexarbeit je stattfinden kann oder doch nur die Ausbeutung des weiblichen Körpers, die Degradierung der Frau zur Ware stützt, bleibt unberührt. Ja , sie stellt sich mit Lene Vollhardts „(Non) available Bodies“ in aller Schärfe. Verpassen darf man anderes, diese Schau in der Kunststiftung nicht.