Britta M. Ischka behauptet von ihren Zitronen, sie seien „Echt“. Foto: Gottfried Stoppel

Eine Ausstellung des Verbands Bildender Künstler im Kreishaus beschäftigt sich auf unterschiedliche und originelle Weise mit Fake-News.

Waiblingen - Die wohl eindeutigste Falschmeldung hat Monika Walter platziert. In schwarzen Acryl-Lettern hat die Waiblinger Malerin auf drei Leinwände jeweils ein Wort geschrieben: Gelb, Grün und Blau – alles auf rotem Grund.

Die schlichte Botschaft ist Programm: „Fake-News“ lautet das Motto der aktuellen Jahresausstellung des Verbands Bildender Künstler (VBK), die zurzeit im Foyer des Waiblinger Landratsamts zu sehen ist. 18 Kunstschaffende haben sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema auseinandergesetzt. In Bildern, Skulpturen, Installationen oder Videos kommt zum Ausdruck, wie schmal der Grat zwischen Fakten und in manipulativer Absicht verbreiteten Falschmeldungen sein kann.

Echtes Gold und echte Zitronen?

In manchen Werken legt schon der Titel den Verdacht von Fake-News nahe. „Mann, endlich echtes Gold“ hat der Schorndorfer Andreas Heinrich Adler seine drei kleinen Goldtafeln, die in Mischtechnik entstanden sind, überschrieben. „Echt“, behauptet die Adelbergerin Britta M. Ischka auch von ihren detailgetreuen Zitronen, die auf einem Eierpappkarton thronen, sich einer Überprüfung mit den Händen aber durch eine Glasvitrine entziehen. „Das ist eine Pflanze“, schreibt die Winnender Künstlerin Eva Schwanitz zu ihren beiden grauen Holzschnitten.

Anne Ruoss hat ihre Bilder von Häusern in Streifen geschnitten und neu verflochten, so dass die ursprünglichen Aufnahmen von „WN I bis III“ nicht mehr zu erkennen sind. Andere spielen mit offenen Karten: „Fake-Fact“ heißen die vier Radiergummidrucke, welche Martha Ehrlich auf Post-it-Zettel gebannt hat. Zwei Personen, die in unterschiedlichen Posen und kritzeligen Sprechblasen miteinander zu kommunizieren und ihren verbalen Input zu verteilen scheinen. „Fake-Art“ nennt der Illustrator Siegfried Groß seine Feinprint-Computergrafik, in der ein Mann ausspeit, was ihm mit einem Trichter in den Kopf eingefüllt wird – der Bildhintergrund ist mit passenden Wortfetzen wie Lügenpresse, Trump oder Trollen ausgefüllt.

Manchmal scheint ein Künstler den Betrachter bewusst auf eine falsche Spur führen zu wollen. Valentin Vitanovs großformatiges Acrylgemälde heißt „Ein Traum Sonnenuntergang“. Es zeigt eine Szene am Meer, die eher darauf schließen lässt, dass hier eine flüchtende Familie gestrandet, möglicherweise gar ums Leben gekommen ist. Auch Jaro Benonis Video-Installation ist gewissermaßen eine Anleitung, Dinge auf zwei unterschiedliche Arten zu sehen. „Flüchtlinge oder Taucher?“ – so lautet die Frage, die man sich stellen muss, als in einer scheinbar langweiligen Strandepisode plötzlich ein voll besetztes Schlauchboot an Land aufläuft.

Ein verführerischer roter Knopf

In einem Fall ist eine Interaktion mit dem Kunstwerk möglich. Alfons Kollers roter Knopf in seiner „Installation für eine bessere Welt“ scheint geradezu darum zu betteln, gedrückt zu werden. Zwar warnt zugleich ein Schild, nur „Im Notfall drücken“, doch der Betrachter kann sich der Magie des schlichten, aber verheißungsvollen Knopfes kaum entziehen – um dann von einem in einer schwarzen Box versteckten Gebläse angepustet zu werden.

Es seien die Brüche, die Ungereimtheiten, die Fragwürdigkeiten, welche die Arbeiten interessant machten, sagt der Kunsthistoriker Martin Schmid in seinen einführenden Worten zur Ausstellung. Abschließend beantwortet werden könnten diese Fragen letztendlich nicht. „Es bleibt nichts anderes, als sich über die Ästhetik, über den schönen Schein der Kunst zu verständigen und zu einigen.“ Das aber erreiche die Ausstellung, sagt Schmid. „Und damit ist schon eine Menge erreicht.“

Die künstlerischen „Fake-News“ sind noch bis zum 17. November im Foyer des Waiblinger Landratsamts, Alter Postplatz 1, zu sehen. Das Kreishaus ist Montag bis Freitag von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet, donnerstags zusätzlich von 13.30 bis 18 Uhr.