Ein Bankangestellter berät eine Kundin. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat vor fünf Jahren die Rechte von Anlegern gestärkt. Verlangt ein Kunde ausdrücklich eine sichere Geldanlage, dann muss der Bankberater ihn vor einem möglichen Verlust seines Vermögens bei einer Insolvenz der Bank warnen. Foto: dpa

Fünf Jahre nach der Einführung verschärfter Verbraucherschutzregeln für Finanzgeschäfte fällt die Bilanz ernüchternd aus. Demnach sehen 71 Prozent der deutschen Bankkunden keine Vorteile darin, sich mit Hilfe der gesetzlich vorgeschriebenen Informationsblätter und Beratungsprotokolle vor Fehlinvestitionen zu schützen.

Hamburg - Mehr als 40 Prozent monieren, dass die Bankunterlagen insgesamt sie mehr verwirren als aufklären. Die gute Nachricht: Acht von zehn Befragten finden das zusätzliche Informationsmaterial grundsätzlich aber sinnvoll. Für knapp zwei Drittel steigert die stärkere Kontrolle das Vertrauen in die Kreditinstitute.

Dennoch scheinen die vom Gesetzgeber gewünschten Verbesserungen beim Schutz vor falschen Anlageentscheidungen nicht einzutreten. Noch immer meiden mehr als vier von fünf Deutschen renditestarke Finanzprodukte wie Aktien oder Fonds. „Viele Kunden werden gar nicht erst zu Anlegern, wenn die Bankunterlagen abschrecken“, sagt Thomas Nitschke, Experte für Kunden- und Vertriebsmanagement bei Berg Lund & Company.

Zudem hätten viele Institute angesichts verschärfter Berichts- und Dokumentationspflichten ihre Wertpapierberatung eingeschränkt. Vor allem Kleinanleger bekämen oft nur standardisierte, renditeschwache Anlageformen wie Tagesgeld empfohlen, sagt Nitschke. „Kunden wie Banken schrecken oft vor dem bürokratischen Aufwand bei der Anlageberatung zurück.“

Die aktuelle Entwicklung verstärkt laut Nitschke die grundlegende Anlageskepsis deutscher Sparer. Deshalb hätten sie nicht die besser geeigneten Wertpapiere im Depot. „Im aktuell niedrigen Zinsumfeld haben so viele Verbraucher nach Inflation sogar spürbar Geld verloren.“

Welche Chancen den Anlegern entgehen, zeigt laut Studie ein Blick auf die Entwicklung allein am deutschen Aktienmarkt. Nach Einführung der erweiterten Berichts- und Dokumentationspflichten im Januar 2010 notierte etwa der Dax bei unter 6000 Punkten, heute steht er fast doppelt so hoch. Nitschke: „Selbst mit günstigen und verhältnismäßig einfach zu verstehenden Produkten wie passenden Sparplänen ließ sich in den vergangenen Jahren eine ansehnliche Rendite erwirtschaften.“