Am Montag kehren die Schüler zurück Foto: dpa

Pflicht- und Ergänzungsunterricht im neuen Schuljahr sind gesichert, sagt Kultusminister Andreas Stoch (SPD). An einzelnen Schulen könne es anfangs aber noch Engpässe geben. Verfolgen Sie die Leserdiskussion mit unserem Live-Ticker.

Stuttgart - Kultusminister Stoch ist erleichtert: 1200 Lehrerstellen wollte die Landesregierung in diesem Jahr eigentlich nicht mehr wiederbesetzen, tatsächlich fallen jetzt 363 Stellen weg. Denn die Zahl der Schüler sinkt deutlich langsamer als erwartet, zudem kommen neue Aufgaben wie Ganztagsschulen, Inklusion und Vorbereitungsklassen auf die Schulen zu. Das Land habe für das anstehende Schuljahr „die gute Unterrichtsversorgung stabilisiert und teilweise verbessert“, versprach Stoch am Donnerstag in Stuttgart. Die individuelle Förderung müsse weiter gestärkt werden.

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4760 Junglehrer

Insgesamt wurden 4578 Stellen, die im vergangenen Schuljahr frei wurden, wiederbesetzt – mit 4760 Personen. Im vergangenen Jahr waren es 4410 Lehrer auf 4035 Stellen. Eingestellt werden 1100 Junglehrer für Grund-, Haupt- und Werkrealschulen, 450 für Sonderschulen, 550 für Realschulen, 1200 für Gymnasien, 1030 für berufliche Schulen. Ein Teil dieser Lehrer wird an den neuen Gemeinschaftsschulen eingesetzt. Dazu kommen 230 Fachlehrer, die an unterschiedlichen Schularten unterrichten.

200 Stellen sind für Vorbereitungsklassen vorgesehen, in denen Schüler ohne oder mit wenigen Deutschkenntnissen auf den Schulbesuch vorbereitet werden. Aufgrund der steigenden Zahl der Flüchtlinge sind deutlich mehr dieser Spezialklassen nötig als in früheren Jahren. Entsprechende Klassen sollen nicht mehr nur an Grund- und Haupt-/Werkrealschulen eingerichtet werden, sondern je nach Bedarf auch an Realschulen, Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und an beruflichen Schulen, sagte Stoch.

Einstellungschancen

Auf die freien Stellen hatten sich 9470 Personen beworben, gut die Hälfte waren Neubewerbungen. Die besten Chancen hatten Sonderschullehrer – in diesem Bereich wurden alle Bewerber übernommen – und wissenschaftliche Lehrer an beruflichen Schulen. Bei den anderen Schularten kamen nur bis zu 38 Prozent der Bewerber zum Zug. Dennoch seien noch einzelne Stellen unbesetzt, sagte Stoch. Dabei handle es sich in der Regel um Stellen in Mangelfächern wie Mathe, Naturwissenschaften und bildende Kunst sowie Stellen in ländlichen Regionen, die kurzfristig wiederbesetzt werden müssten.

Vertretungslehrer

In den vergangenen Jahren hat Grün-Rot die Zahl der Krankheitsvertreter um jährlich 200 auf 1666 im Jahr 2013 aufgestockt. In diesem Jahr wird diese Reserve nicht weiter ausgebaut. Allerdings seien die Mittel für Vertretungslehrer im vergangenen und in diesem Jahr aufgestockt worden – damit könnten Lücken gefüllt werden, wenn Lehrkräfte erkranken oder in Elternzeit gehen. Die Zahl der Lehrkräfte, die Elternzeit in Anspruch nehmen, ist mit 5603 so hoch wie nie.

Aufgaben für die Regierung

200 Stellen sind für die Inklusion vorgesehen. Zwar tritt die Schulgesetzänderung, die die Sonderschulpflicht abschafft, erst zum Schuljahr 2015/16 in Kraft. Aber bereits in diesem Schuljahr werden mehr Kinder mit Behinderungen an Regelschulen unterrichtet und teilweise von Sonderschullehrern unterstützt. Für die allgemeinbildenden Schulen stellt das Kultusministerium 200 Stellen für Sonderpädagogen.

Ebenfalls zum Schuljahr 2015/16 sollen die neuen Bildungspläne in Kraft treten. Diese werden bereits an einzelnen Schulen erprobt, in diesem Jahr kommen weitere Schulen dazu.

181 Grundschulen werden im neuen Schuljahr zu Ganztagsschulen. Zudem gehen 81 Gemeinschaftsschulen an den Start, an denen Schüler je nach Leistung und Motivation alle Schulabschlüsse machen können. Realschüler können künftig nach der neunten Klasse freiwillig die Hauptschulprüfung als Schulfremdenprüfung ablegen. Um schwächere Schüler besser zu unterstützen, soll die individuelle Förderung an Realschulen ausgebaut werden.

Forderungen an Stoch

Die Realschule müsse sich als eigenständige Schulart weiterentwickeln können, forderte der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Traub. Ihr anerkanntes Profil dürfe im Zug der Bildungsplanarbeit nicht weiter verwässert werden.

Aus Sicht des Philologenverbands brauchen die Gymnasien zusätzliche Lehrer. Die Zahl der Schüler steige um 3500, dafür seien auch mehr Lehrer nötig, forderte Landeschef Bernd Saur.

Der Vorsitzende des Berufsschullehrerverbands (BLV), Herbert Huber, begrüßt, dass rund 1000 Lehrkräfte an beruflichen Schulen den Schuldienst beginnen können. Allerdings seien 200 Stellen nicht langfristig abgesichert. Dies müsse bei den Haushaltsberatungen nachgeholt werden.

FDP-Landeschef Michael Theurer kritisierte, dass viele Referendare vor den Ferien entlassen wurden und erst jetzt wieder eingestellt werden.