Carmen Jud hat die Ausstellung mit konzipiert, auch dieses Wohnzimmer. Foto: Annina Baur

Beim achten Cannstatter Kulturmenü laden am Samstag viele Einrichtungen zu Theater, Performance, Musik, Stadtgeschichte und Installationen ein. Der Evangelische Verein steuert zum Beispiel eine Ausstellung bei, die sich mit den 50er Jahren beschäftigt.

Bad Cannstatt - Noch heute muss Hans Betsch lächeln, wenn er das handtellergroße Taschenradio anschaut. „Es kostete damals 99 Mark und ich habe in meiner Lehre 60 Mark im Monat verdient“, erinnert sich der Cannstatter. Von dem Moment des Kaufs an trug er es immer bei sich – nun ist es eines von rund 1000 Exponaten einer neuen Ausstellung zum Thema 50erJahre beim evangelischen Verein.

Die meisten Exponate kommen aus Bad Cannstatt, sagt Carmen Jud, die die Ausstellung zusammen mit Hans Betsch und dem Kunsthistoriker Jörg Hucklenbroich konzipiert und vorbereitet hat. „Hinter vielen Stücken steckt eine persönliche Geschichte“, sagt Jud. Da ist ein schwarzes Abendkleid zu sehen, das einem jungen Mädchen zum ersten Opernbesuch geschneidert worden war, der erste für den Normalbürger erschwingliche Staubsauger sowie allerhand Nippes und Kleinmöbel. „Typisch für die 50er-Jahre sind schwarz-gelbe Keramik und Nierentische“, sagt Jud, die die Ausstellung im Erdgeschoss der ehemaligen Stadtmühle nach Themenbereichen sortiert hat. Ergänzt werden die Exponate durch Fotos des Bad Cannstatts der 50er-Jahre aus verschiedenen Archiven. „Viele Bilder und Exponate stammen auch von unseren Bewohnern“, sagt Jud.

Den Mietern des Pflegeheims und des betreuten Wohnens tut es gut, in den Erinnerungen an ihre Jugend zu schwelgen: „Die Gegenstände stehen auch für das Lebensgefühl, das geprägt war von Freiheit und Lebendigkeit“, sagt Sabine Blank, die Geschäftsführerin des evangelischen Vereins. Aber auch für alle anderen Generationen lohne sich der Besuch: „Entwicklungsgeschichtlich ist es sehr interessant zu sehen, wie rasant der technische Fortschritt von den 50er-Jahren bis heute ging.“

Das Programm am Samstag

Kulturmenü:
Zum achten Mal lädt die Initiative Cannstatter Kulturmenü am Samstag, 4. Juli, zu Theater, Musik, Performance, Stadtgeschichte und Installationen im Stadtbezirk ein. Um 13 Uhr eröffnet der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler die Veranstaltung vor dem Klösterle, danach gibt es an unterschiedlichen Stationen kulturelles Programm und Stadtführungen. Unter anderem öffnen die Ateliers an der Brückenstraße ihre Türen ebenso wie die Ateliers an der Überkinger Straße 12 und der Stromraum, König-Karl-Straße 27. Der Autor Rainer Wochele liest in der Buchhandlung Wagner, die StZ- Kolumnistin Adrienne Braun ist zu Gast in der Boutique Divina Marina. Musiziert wird unter anderem im Bezirksrathaus und im Friedel-Areal. Das ganze Programm steht im Internet unter www.cannstatter-kulturmenue.de.

Eintritt:
Der Kulturmenübutton kostet fünf Euro und ist im Vorverkauf bei Bücher Wagner, Galerie Keim und im Cannstatter Fässle erhältlich sowie am Samstag, 4. Juli, an allen Veranstaltungsorten im Stadtbezirk.

Ausstellung:
Am Samstag, 4. Juli, wird die Ausstellung des Evangelischen Vereins über die 50er-Jahre in der Stadtmühle, Überkinger Straße 19, im Rahmen des Cannstatter Kulturmenüs um 14.30 Uhr eröffnet. Es spielt die Band Paul & Friend. Die Schau wird bis zum 26. Juli geöffnet sein, und zwar immer Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Am Samstag, 11. Juli, lädt der Evangelische Verein zum Tag der offenen Tür und Sommerfest mit Führungen durch das Pflegeheim und Programm ein. Beginn ist um 12.30 Uhr.