Alexander Schmid ist im Stadtplanungsamt der Mann fürs Grüne – und die Zuschüsse. Das Foto entstand auf dem Züblin-Parkhaus. Foto: Michael Steinert

Gegen Geld fürs Gärtnern auf dem Parkhaus regt sich eine einsame Stimme. Für Fragen gäbe es Grund. Dort oben hat sich die Kulturinitiative „Ebene Null“ ihren Platz erobert. Auf jeweils einem Quadratmeter können Gärtner ihre Leidenschaft ausleben.

S-Mitte - Regeln sind Regeln, und 1500 Euro sind viel Geld gemessen am Gesamtetat, über den der Bezirksbeirat jährlich verfügt, um Gutes in der Stadtmitte zu bezuschussen. Das ist die eine Meinung. Regeln ohne Ausnahmen gibt es nicht. Wer ausgerechnet für das Leonhardsviertel so viel Gutes bewirkt, soll sich um einen Zuschuss nicht auch noch mühen müssen. Das ist die andere Meinung.

Beide sind grüne Meinungen. Sie prallten ausgerechnet bei einem Lieblingsthema der Öko-Partei aufeinander, dies durchaus heftig: dem sogenannten Urban Gardening, dem Gärtnern inmitten verstädterten Gebietes, in diesem Fall auf dem obersten Parkdeck des Züblin-Parkhauses. Dort will die Kulturinitiative Ebene Null im Frühjahr wieder einen Garten für die Bewohner rund ums Parkhaus eröffnen, im nunmehr dritten Jahr in Folge. Ebenfalls im dritten Jahr in Folge wünscht sich die Ebene Null dafür jene 1500 Euro aus dem Etat des Bezirksbeirats und – um das vorwegzunehmen – bekommt sie auch.

Ein Quadratmeter für die Fantasie des Gärtners

Der Garten besteht aus hölzernen Pflanzkübeln, die Schrebergärtner üblicherweise zum Kompostieren benutzen. In den Quadratmeter Erde kann jeder, der sich berufen fühlt, einpflanzen, was gefällt. Ein Imker liefert dazu einen Bienenstock.

Allerdings zählt zu den selbst auferlegten Regeln für Bezirksbeirats-Zuschüsse, dass gleich welche Initiative nicht dauerhaft gefördert werden darf. Dies reklamierte die Grünen-Beirätin Renée-Maike Pfuderer, der laxer Umgang mit dem Etat als Dauerplage gilt. 2013 waren jene 1500 Euro unstrittig. 2014 genehmigte sie der Beirat erneut, weil die Stadt zwar einen eigenen Etat fürs urbane Gärtnern aufgelegt hatte, aber die Richtlinien für die Vergabe fehlten noch. Inzwischen sind die Anträge online abrufbar. Außerdem „sehe ich ein Problem mit der Höhe“, sagte Pfuderer, „das sind 15 Prozent unseres Gesamtetats“.

Wenige Stimmen gegen einen Zuschuss für Ebene Null

„Es gibt eben Projekte, die Ausnahmen erfordern“, meint hingegen die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, ebenfalls Grüne, „und die Ebene Null hat uns bundesweit positive Aufmerksamkeit gebracht“. Dies vorwiegend mit Kunst- und anderen Kulturveranstaltungen. Kienzle sieht in der Gruppe junger Kreativer sogar die Keimzelle einer Bürgerinitiative fürs Leonhardsviertel und setzte sich durch. Lediglich zwei Beiräte lehnten den Zuschuss ab. Zuvor scheiterte ein Antrag auf Vertagung.

Dabei hätte es Grund gegeben nachzufragen, denn die urbanen Gärtner aus der Kreativecke haben gemäß Aussagen aus dem Rathaus nicht einmal versucht, an Geld aus dem dafür eröffneten Etat zu kommen. 200 000 Euro jährlich warten in ihm auf Verteilung. Damit wird auch anderes zum Wohle der Stadtluft gefördert, etwa die Fassadenbegrünung. Für die Beratung und korrekte Verteilung beschäftigt das Rathaus eigens eine Teilzeitkraft, Alexander Schmid. Auf einen Ansturm wartet er noch. „Ein paar Anträge sind schon genehmigt“, sagt Schmid, weitere „folgen sicher mit den ersten Sonnenstrahlen“.

Einstweilen müht sich der Mann fürs Grüne aber, das Angebot bekannt zu machen, wirbt geradezu für den Griff in die Kasse und bietet Hilfe beim Ausfüllen des zweiseitigen Formulars an. Dies auch bei Informationsveranstaltungen – und ausdrücklich der Ebene Null. Warum die Initiative seinen Rat überhörte, „ist schon berechtigt zu fragen“, sagt Schmid, „ich habe mehrmals direkt gefragt, warum die Ebene Null keinen Antrag stellt“. Dies zuletzt aus konkretem Anlass, dem, dass die Initiative fürs Überwintern der Pflanztröge auf dem Parkdeck Pacht zahlen müsse.

Weitere Informationen:

Gruppen, die das innerstädtische Gärtnern erwägen, erreichen Schmid unter der Telefonnummer 216 20 325. Wer einen neuen Garten anlegt, kann mit einem Zuschuss von höchstens 7500 Euro rechnen. Das Maximum für den Erhalt ist auf 1000 Euro pro Jahr begrenzt.