Mitten in Strümpfelbach lag einst wohl eine Pilgerherberge. Foto: Gottfried Stoppel

Für eine kulinarische Pilgertour öffnet Herbert Wilhelm die einstige Wandererunterkunft in Strümpfelbach. Dort gab es einst sechs Kammern für Übernachtungsgäste.

Weinstadt - Ein Abschnitt der Pilgerstrecke Jakobsweg führt von Rothenburg ob der Tauber nach Rottweil am Neckar. Von Winnenden kommend verläuft er quer durch das Remstal und teilt sich auf dem Weg gen Tübingen mitten in Endersbach in zwei verschiedene Unterabschnitte. Der eine führt über Esslingen, wo in letzten Ruhestätten unter der Kirche als Grabbeigaben Jakobsmuscheln von der einstigen Station auf dem Pilgerweg zeugen. Die andere Route führt über Plochingen und verläuft durch Strümpfelbach.

Kulinarische Stationen auf dem Pilgerpfad

Just dort, so wird angesichts diverser Funde vermutet, war ein uralter Fachwerkbau neben dem Rathaus (heute Hindenburgstraße 2) einst wohl auch eine Pilgerherberge. Sie wird am Sonntag, 2. April, eine der Stationen des von mehreren Wengertern organisierten „Kulinarischen Pilgern auf dem Jakobsweg“ sein. Der Hausherr Herbert Wilhelm wird die Pforten des mit vier Leinenkammern und einem großen einstigen Pferdestall mit überdimensionaler Krippe ausgestatteten Baus aus dem Jahr 1570 für die Wanderer öffnen – samt Vesper und Jakobswegswein versteht sich.

Beim kulinarischen Pilgern am Sonntag wiederum wird nicht nur die Herberge in Strümpfelbach geöffnet, auf diversen Stationen entlang des Pilgerwegs präsentieren zwischen Endersbach und Strümpfelbach auch einige Wengerter die Jakobswegs-Tropfen, die entlang der Pilgerpiste wachsen. Vom Käppele, der Wallfahrtskappelle am Rand der Endersbacher Weinberge, deren direkter Nachbar das Weingut Schwegler ist, führt die Wanderstrecke zur großen Genossenschaftskelter der Weingärtnergenossenschaft Endersbach-Beutelsbach. Weiter geht es über die Vinothek Traube, wo der Jakobsweg auf die Strümpfelbacher Hauptstraße trifft, zum Weingut Kuhnle. Von dort geht es weiter zur Pilgerherberge und schließlich zum Weingut Wilhelm, bis der Pilgerpfad den Fachwerkflecken wieder verlässt.

Gepilgert wurde einst auf den Hauptstraßen

Der Wegverlauf entspreche natürlich nicht den historischen Wanderstrecken, erläutert Hans-Jörg Bahmüller vom Jakobswegsteam, das die Strecke zwischen Rothenburg und Rottenburg betreut. Die Pilger seien einst auf den Hauptverkehrsstraßen gewandert, was heute natürlich nicht mehr möglich sei. Die heute ausgeschilderten Jakobswege orientierten sich aber an Stationen, die als Anlaufpunkte der einstigen Pilger bekannt sind. Die Winnender Schlosskirche etwa mit dem großen Jakobusaltar oder Esslingen mit den Jakobsmuschelfunden in den Gräbern. Es handle sich „nicht um historische, aber um historisch sinnvolle Wege“.

Und klar sei, sagt der Wengerter Werner Kuhnle, dass es einst ein ganz besonderes Verhältnis zwischen Pilgern und Wein gegeben habe, schon der Ernährung und Kräftigung für die Strapazen wegen. Start des kulinarischen Pilgerns in Weinstadt ist am Sonntag um 13.30 Uhr an der neuen Kellerei des Weinguts Kuhnle an der Straße zwischen Endersbach und Strümpfelbach.