Fest im Griff und nicht zu erwerben: Das Bild „Arche Noah“ möchte Ellen Raith-Kraak in ihrem Hausflur nicht missen. Foto: Leonie Schüler

Unverkäuflich: Künstler stellen Werke vor, von denen sie sich nur schwer trennen würden. Teil 2: Ellen Raith-Kraak mit ihrem Lieblingsbild, dem mit Acrylfarbe gemalten „Arche Noah“.

Serie - Ellen Raith-Kraak muss nicht lange überlegen, welches Werk ihr besonders am Herzen liegt. „Arche Noah“ lautet der Titel des Lieblingsbildes, das im Hausflur der Weilimdorfer Künstlerin hängt. Das mit Acrylfarbe gemalte Werk zeigt ein in sattem Schwarz gemaltes Schiff, der untere Teil des Bildes ist in sanften Beige- und Brauntönen gehalten. Sonne und Mond verschmelzen dort miteinander. Von oben breitet sich ein grelles Gelb aus, das durch eine rot-weiße Schranke durchbrochen wird. „Da sagt einer: ,Bis hier hin und nicht weiter!‘“, erklärt Ellen Raith-Kraak. Der Untergang der Welt sei noch einmal abgewendet worden.

Die Ästhetik überzeugt

Es ist aber weniger der Inhalt, der das 2009 entstandene Bild für die Künstlerin so besonders macht. Schließlich nehme sie es selbst nicht so Ernst „mit der Interpretiererei“. Vielmehr sei es die Ästhetik, die sie überzeuge. Ihr gefalle der Bildaufbau und die für sie damals neue Malweise, bei der sie verschiedene Schichten aufgetragen, eingekratzt und Linien eingebaut hat. An manchen Stellen schimmert die Leinwand durch. „Das war so ein Stationsbild, wo ich sagen konnte, daran kann ich in meiner weiteren Malerei vielleicht anknüpfen“, sagt sie. Häufig passiere es nicht, dass sie mit einem Werk rundum zufrieden sei. Das lasse sich an einer Hand abzählen. Gleichwohl räumt sie ein, dass sich das Gefühl, sich von einem Bild niemals trennen zu können, durchaus eines Tages ändern könne. Ein anderes, in Grüntönen gehaltenes Bild etwa, das sie vor ein paar Jahren noch als unverkäuflich bezeichnet hätte, würde sie mittlerweile durchaus hergeben.

Die Idee entwickelt sich weiter

Den Weg zur Kunst fand Raith-Kraak als junge Frau über die Naive Kunst. Mit Ölfarben pinselte sie akkurat Hunderte einzelner Blätter an einen Baum, bis sie anfing, freier zu gestalten. „Realistisch malen, das kann man lernen. Aber von der Realität runterzukommen und sie so zu verändern, dass es spannend und künstlerisch wird, das ist das Schwierige“, sagt die Weilimdorferin. Ihre Bilder sind ein Spiel aus Farben, Formen, Schriftstücken und grafischen Elementen. „Die Bilder sind abstrakt, aber trotzdem so, dass man eigentlich immer noch etwas erkennt – ein Schiff oder eine Stadt.“ Wenn Freunde oder Bekannte etwas anderes in einem ihrer Werke erkennen – ein Stück Käse beispielsweise –, kann sie darüber lachen. Zwar hat sie beim Losmalen meistens eine Idee im Kopf, doch häufig entwickle sich diese im Entstehungsprozess weiter. Es sei auch schon vorgekommen, dass sie ein Bild nach einer Weile auf den Kopf gestellt habe, um verkehrt herum weiterzumalen. „Wichtig ist, dass es für mich stimmig ist“, sagt sie. Thematisch widme sie sich Bereichen, die sie interessieren, wie zum Beispiel Wasser, Architektur, Florales oder auch Gesichter, sprich „was mich berührt und anspricht“.

Mehr als eine bloße Freizeitbeschäftigung

Auch wenn Ellen Raith-Kraak hauptberuflich als Grafik-Designerin arbeitet, sieht sie in ihrer künstlerischen Tätigkeit mehr als eine bloße Freizeitbeschäftigung. „Es ist mein Ansinnen, eine gewisse Qualität zu verkaufen, insofern ist es kein Hobby mehr. Es ist eine wunderbare Nebentätigkeit“. sagt sie. Inspiration holt sie sich über den Austausch mit Künstlerkollegen. Gegenseitig bewerten und kritisieren sie ihre Werke, denken sich gemeinsame Projekte aus. Auch der Besuch von Kunstmessen wie der Biennale in Venedig, der Art Basel oder der Art Cologne möchte sie nicht missen. „Das ist eine wahnsinnige Inspiration. Da kommt man beflügelt zurück.“