Als Levin goes lightly ist der Musiker inzwischen auf der ganzen Welt unterwegs. Foto: privat

Im Waggon an den Wagenhallen hat Levin Stadler die Kunstfigur Levin goes lightly entwickelt: In die verwandelt er sich, wenn er auf der Bühne steht.

S-Nord - Wenn Levin auf der Bühne steht, ist er nicht mehr der Levin Stadler aus Eichstätt, 25 Jahre, Grafik-Student an der Kunstakademie in Stuttgart. Dann ist Levin die Kunstfigur Levin goes lightly, ein großer, dunkelblonder Sänger, mit glänzend rot geschminkten Lippen, gekleidet in Leggins und Lackschuhen.

Bald denkt man an David Bowie in den siebziger Jahren, erklingen die ersten Töne, folgen Assoziationen mit Bands wie Suicide, The Jesus and Mary Jane und Joy Division. Der Stil, den Levin goes lightly für sich entdeckt hat, ist schwer zu beschreiben. Er selbst nennt es Lo-Fi, der Sound ist psychedelisch und atmosphärisch, die Texte melancholisch. Trotzdem ist das, was er macht, auch schöne, eingängige Popmusik – zumindest auf eine spröde Art.

Doch zurück auf Anfang: Begonnen mit der Musik hat Levin Stadler schon in jungen Jahren, er hat Klavier und Gitarre gespielt. Er war beeinflusst von der Plattensammlung seiner Eltern. Einer großen Sammlung, im Regal befand sich Vinyl von Bands wie Pink Floyd oder den Rolling Stones. Beeinflusst wurde er aber auch vom Grunge der Neunziger, vor allem von Nirvana. Bis zu seinem Umzug von Bayern nach Baden-Württemberg hat er in einer Punkrock Band gespielt.

Im Waggon wurde er kreativ

Danach kam lange nichts und dann eine Sinnkrise: „Ich wollte mein Studium schmeißen, wegziehen“, erzählt er. Einem Dozenten ist es zu verdanken, dass er das nicht getan hat sondern sich mit Gitarre, alter Orgel und anderen Instrumenten zurückgezogen hat. In einem Waggon am Nordbahnhof hat er Tag und Nacht Musik gemacht, hat Lieder geschrieben und aufgenommen, sich die Kunstfigur Levin goes lightly ausgedacht. Das war vor ungefähr anderthalb Jahren. Zum ersten Mal auf der Bühne stand er im vergangenen Jahr während einer Veranstaltung der Kunstakademie.

Als Levin Stadler hat er damals die Bühne betreten, die Metamorphose in die Kunstfigur war als Performance inszeniert: Seine Freundin ist ihm dabei zur Hand gegangen, hat ihm die Haare geschnitten, eine halbe Dose Haarspray aufs Haupt gejagt und sein Gesicht geschminkt. Auch umgezogen hat er sich auf der Bühne, trug am Ende eine Leopardenleggins, eine Seidenbluse mit Puffärmeln und spitze Schuhe. „Ich glaube die Performance hat damals kein Mensch verstanden“, erzählt Levin Stadler lachend. Die Musik aber fanden die Zuschauer und Zuhörer gut, „und dann hab ich einfach weitergemacht“, sagt er. Drei seiner Freunde fanden die Musik sogar so gut, dass sie kurzerhand ein Musiklabel mit Namen „Treibender Teppich Records“ gegründet haben, das Levin Stadler fortan unterstützt und sein erstes Werk „Dizzy Heights“ herausgebracht hat.

Mittlerweile ist er in ganz Europa unterwegs

Seit seinem ersten Auftritt an der Kunstakademie ist innerhalb kurzer Zeit viel passiert. Als Levin goes lightly ist der junge Musiker inzwischen in ganz Europa unterwegs, auch in den USA und auf dem Fusion-Festival ist er aufgetreten. Manchmal unterstützt von seiner Freundin am Synthesizer und dem Stuttgarter Musiker Thomas Zehnle am Bass.

Das alles so groß wird, hat Levin Stadler gar nicht erwartet. „Ich betrachte mich selbst gar nicht als klassischen ‚Mukker’. Ich habe mit einem Konzept gestartet und eine Kunstfigur von mir selbst geschaffen“, sagt er. Toll daran sei, auf der Bühne in eine andere Rolle schlüpfen zu können. „Ich verstecke mich nicht hinter der Maske, aber es gibt mir eine größere Freiheit, als wenn ich nur ich selbst wäre“, sagt er.

Inzwischen ist Levin Stadler in die Wagenhallen umgesiedelt. Dort hat er einen Proberaum und arbeitet wieder Tage und Nächte durch an seiner nächsten Platte. Irgendwie doch wie ein richtiger Mukker.

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