Dieses Jahr malt sich Hermann Bassé selbst aus der Erinnerung. Foto: Judith A. Sägesser

Hermann Bassé muss jeden Tag ein Bild malen. Das hat sich der Sillenbucher seit dem 1. Januar 2011 selbst auferlegt. Er will sich selbst testen. Nun ist ein Teil seiner Bilder in einer Ausstellung zu sehen.

Sillenbuch - Vergangenes Jahr hätte sein innerer Schweinehund fast gewonnen. Hermann Bassé hatte eine Schaffenskrise, die ihn auch darüber nachgrübeln ließ, was das mit den Tagesbildern eigentlich noch bringt. Hermann Bassé aus Sillenbuch malt nämlich seit dem 1. Januar 2011 jeden Tag ein Bild auf ein DIN-A5-Blatt. Ohne Ausnahme. „Ich habe nie gepatzt.“ Vor einiger Zeit wurde er operiert, sein Malzeug hat er in die Kliniktasche gepackt. Und auf Reisen malt er im Auto.

Hermann Bassé will sich mit seinem täglichen Bild selbst auf die Probe stellen. Ist das zu schaffen? Immer und überall? Andere haben ihn belächelt, als er sich selbst das Ziel gesetzt hat. Nur wenige glaubten, dass es klappt. Er selbst war sich ebenfalls unsicher. „Geht das vom Willen her? Ich wusste nicht, ob ich mich auf mich verlassen kann.“ Das hat ihn angestachelt. Heute, nachdem er seit mehr als fünf Jahren tagtäglich malt, weiß er es.

Er will die Bilder nicht verkaufen

Von Donnerstag, 12. Mai, an zeigt Hermann Bassé seine Tagesbilder aus dem Jahr 2011 bei einer Ausstellung im Clara-Zetkin-Haus. „Es ist eine Demonstration“, sagt er. Dass es eben möglich ist. Verkaufen will er die Bilder nicht. Dazu sind sie zu persönlich. „Es sind keine Kunstwerke.“

Hermann Bassé hat sich Jahr für Jahr ein neues Thema gewählt. 2011 waren es Porträts von realen oder erfundenen Gesichtern, 2012 Tiere, 2013 Ganzkörper-Menschen, 2014 Engel, 2015 Menschen in Beziehungen, und in diesem Jahr malt er sich selbst aus der Erinnerung.

Unter manchen Bildern fehlt noch das verschnörkelte H für Hermann, die Signatur. „Das Bild muss am selben Tag fertig sein, signieren darf ich es später“, sagt er. Müssen klingt zwanghaft, sei es aber nicht, sondern vielmehr eine Ode an die Selbstdisziplin. „Es ist wie Körperpflege.“ Und eine Verbindung von Kunst und Zeit.

Die Selbstdisziplin, die tägliche Routine des Übens ist für Hermann Bassé das A und O in seinem Künstlerleben. Und der Mittvierziger ist ein Künstler vieler Künste. Er will nicht nur an seiner Maltechnik feilen, er ist zudem Schauspieler und hat zum Beispiel am Theater der Altstadt den Mephisto gemimt. Und in der Gegenwart hat er vor allem mit der Gitarre zu tun, er zupft selbst leidenschaftlich gern, aber er zeigt auch Schülern, worauf es ankommt. Unter anderem darauf, sich zusammenzureißen und zu üben, zu üben, zu üben.

Nach sieben Jahren soll Schluss sein

In den Pausen zwischen den Gitarrenstunden holt er oft seine Wasserfarben raus und widmet sich dem Tagesbild. Manche Schüler seien gespannt, was am jeweiligen Tag entsteht. In der Regel malt Bassé nicht in einem Zug, sondern verteilt seine obligatorischen Pinselstriche über den Tag.

2015 wären die Tagesbilder dann fast am Ende gewesen. Hermann Bassés Leben war krisengeschüttelt, wie er berichtet. „Ich habe gedacht, ich könnte eigentlich alles hinschmeißen.“ Doch der Drang, es durchzuziehen, war offensichtlich größer. Der Sillenbucher hat sich während der Schaffenskrise im vergangenen Jahr entschieden, nach genau sieben Jahren mit den Tagesbildern aufzuhören. Das ist am 31. Dezember 2017. Fürs mutmaßlich letzte Jahr wird er sich wohl tagein, tagaus mit Architektur beschäftigen. „Weg von den Lebewesen.“ Vielleicht wird sich der 1. Januar 2018 wie eine Befreiung anfühlen. Doch aus heutiger Sicht sagt er: „Ich werde das vermissen.“

Ausstellung:

Die Tagesbilder aus dem Jahr 2011 von Hermann Bassé sind von Donnerstag, 12. Mai, an im Clara-Zetkin-Haus, Gorch-Fock-Straße 26, zu sehen. Die Ausstellung geht bis zum 12. Juni und hängt in den Gasträumen. Die Vernissage ist am 12. Mai und beginnt um 18 Uhr. Mit dabei sind dann auch Max Francois und Band.