Im Kreis Göppingen scheiden sich die Geister am Biobeutel Foto: Horst Rudel

Trotz anhaltender Kritik sind die Verantwortlichen beim Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises zufrieden mit dem Start der Bioabfallsammlung im Kreis Göppingen. Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till allerdings trennt bei sich zuhause nach wie vor nicht.

Göppingen - Seit der Einführung des neuen Systems zum 1. Juli habe sich die eingesammelte Menge kontinuierlich gesteigert, sagte der Erste Landesbeamte und Landrat-Stellvertreter Jochen Heinz im Göppinger Gemeinderat. Offensichtlich stellten mittlerweile auch diejenigen ihre blauen Biobeutel an den Straßenrand, die das Projekt zunächst mit Skepsis sahen.

Die bei den Vergärungsanlagen in Geislingen-Türkheim und Ebersbach angelieferte Biomüllmenge habe in der ersten Woche 4,8 Tonnen betragen. Dies habe sich in der zweiten Woche auf 22,3 und dann auf 37,4 Tonnen gesteigert. „Die Abfuhr funktioniert immer besser“, sagte Heinz.

Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till sagte hingegen, er halte das System für nicht ausgegoren. „37 Tonnen sind gerade mal zwei Müllwagen voll.“ Das sei in Anbetracht eines gesamten Landkreises eine Minimalmenge. Die Frage sei doch, ob hier etwas von der Bevölkerung verlangt werde, „weil es vorgeschrieben ist oder weil es Sinn ergibt“. Er sehe durch die vielen ablehnenden Reaktionen in der Bürgerschaft seine anfänglichen Vorbehalte bestätigt und bekannte, dass er selbst bei sich zu Hause keinen Biomüll getrennt zur Abholung bereit stellen werde.

Zuvor hatte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Jan Tielesch, auf den verbreiteten Unmut in der Bevölkerung hingewiesen. Die Abfuhrtage seien „Festtage für Ratten, Marder und Füchse.“ Es sei unverständlich, warum die Göppinger ihren Biomüll nicht wie 75 Prozent aller anderen Menschen in Baden-Württemberg in einer Biotonne sammeln würden. „Es stinkt erbärmlich“, sagte der Freie-Wähler-Stadtrat Emil Frick und warnte Heinz: „Ihre Strategie bringt den Biobeutel zum Platzen.“

In den anderen Fraktionen riefen diese Äußerungen teilweise Spott hervor. Im Kreistag seien es ja gerade die Vertreter von CDU und Freien Wählern gewesen, die sich vehement gegen die Biotonne gewehrt hätten, sagte Michael Grebner (SPD). „Was können wir dafür, wenn bei der CDU zwischen der Gemeinderats- und der Kreistagsfraktion die Kommunikation nicht stimmt?“, fragte Michael Freche (Piraten). Eva Epple (Grüne) gewährte einen Einblick auf ihren Kompost: „Wir haben dort schon Blindschleichen und Igel begrüßt.“ Gefährlichere Tiere hätten sich aber nie blicken lassen.

An den OB gerichtet erkundigte sie sich, „ob ich das richtig verstanden habe, dass Sie dafür eintreten, gesetzliche Vorschriften nicht einzuhalten?“ Tatsächlich kommt der Abfallwirtschaftsbetrieb mit der Einführung des Biobeutels lediglich den Vorgaben des Abfallwirtschaftsgesetzes des Bundes nach - und zwar mit einiger Verspätung.