In 362 Fällen von Körperverletzung hat die Polizei im vergangenen Jahr ermittelt. Foto: dpa

Die aktuelle Kriminalstatistik des Polizeireviers Fellbach verzeichnet mit 3240 Delikten eine neuerliche Zunahme. In 362 Fällen von Körperverletzung hat die Polizei ermittelt.

Fellbach - Die gute Nachricht ist: In Fellbach und Kernen lebt es sich zumindest sicherer als in Stuttgart. Das lässt sich aus der sogenannten Häufigkeitszahl ableiten. Die sagt aus, wie viele registrierte Straftaten je 100 000 Einwohner begangen wurden. Diese für die Polizei bedeutsame Einordnung liegt für Stuttgart bei 9754. Im Revierbereich sind es 6320. Das ist zwar im Vergleich mit Frankfurt, das mit aufgerundeten 16 000 das bundesdeutsche Kriminalitäts-Ranking anführt, fast schon friedlich, aber kein Grund zur Entwarnung für Revierleiter Klaus Auer. Denn der Revierbereich – Fellbach und Kernen – liegt mit insgesamt 3240 (2012: 3195) begangenen Straftaten im vergangenen Jahr leider noch um einiges über der Häufigkeitszahl des Rems-Murr-Kreises (4481) und auch erheblich über dem Landesdurchschnitt von 5450 Straftaten pro 100 000 Einwohner.

Es gibt eine deutliche Zunahme bei den weichen Drogen

Unter anderem haben zur Steigerung in der jetzt vorgelegten Kriminalitätsstatistik Rauschgift-Delikte beigetragen. 2013 hat die Polizei 128 Mal wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. „Es gab eine deutliche Zunahme bei den weichen Drogen“, konstatiert Polizeioberrat Klaus Auer. In den meisten Fällen ging es um Haschisch und Marihuana. Kokain, Heroin oder synthetische Drogen waren Einzelfälle. Diese Zunahme entspricht dem allgemeinen Trend, so Auer, dass „mehr gehandelt wird“. Aber eines kann er Fellbach zumindest zugute halten: „Es gibt keine offene Drogenszene.“

Nicht ganz so aktiv wie 2012 waren 2013 die Wohnungseinbrecher: Die Zahl ging von 57 auf 48 zurück. Mehr als verdoppelt hat sich dagegen das Delikt „besonders schwerer Fall von Diebstahl aus Fahrzeugen“: 83 Mal waren Autoknacker im vergangenen Jahr am Werk, das Jahr davor waren sie es 41 Mal.

Auch Gaststätten sind das Ziel von Kriminellen

Auch Gaststätten waren vermehrt das Ziel von Kriminellen: 63 Einbrüche sind 2013 verzeichnet worden (2012: 30). Die Gesamtzahl der schweren Diebstähle beträgt 479. Darunter fallen dann zum Beispiel auch kettengesicherte Fahrräder oder Einbrüche in Kindergärten. Gesunken ist dafür die Zahl der einfachen Diebstähle: Von 661 im Jahr 2012 auf 507 im vergangenen Jahr.

Eine Steigerung gab es wiederum bei den leichten Körperverletzungen. Zu physischen Auseinandersetzungen kam es im vergangenen Jahr 275 mal, 2012 waren es 245. Zurückgegangen sind dafür gefährliche Körperverletzungen: 103 aus dem Jahr 2012 stehen 63 von 2013 gegenüber. Inklusive weiterer tätlicher Attacken kam es im vergangenen Jahr insgesamt zu 362 körperlichen Übergriffen. Rein rechnerisch also fast jeden Tag einer!

Deutlich mehr Sachbeschädigungen durch Graffiti

Verdoppelt hat sich zum Leidwesen der Polizei auch die Zahl der Sachbeschädigungen durch Schmierfinken: 77 illegale Graffiti mussten die Beamten erfassen. 2012 waren es 37 gewesen.

Rein rechnerisch gab es auch weniger Abzocke übers Internet: 496, das sind 33 Fälle weniger als 2012. Die Zahl ist jedoch trügerisch, weil Fälle, in denen der Tatort außerhalb von Fellbach oder unbekannt ist, in dieser Statistik nicht erfasst werden. Sie könnte also ein Vielfaches betragen.

Leicht besorgt äußert sich Klaus Auer auch über mehr junge Straftäter: Bei Kindern (bis 14 Jahre) stieg die Zahl der Täter von 38 (2012) auf 46, bei Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) von 148 (2012) auf 158. Nur bei den Heranwachsenden (18 bis 21 Jahre) gab es einen Rückgang: die Zahl sank von 154 (2012) auf 112 im vergangenen Jahr.

Der Revierleiter sieht besorgt in die Zukunft

Angesichts der zum Teil fast schon dramatischen Zunahmen an den diversen Delikten sieht der Revierleiter leicht besorgt in die Zukunft. Denn all die Straftaten – und die Zunahme der Verkehrsunfälle – muss er mit immer weniger Mitarbeitern bewältigen. Da ist es kein Trost für ihn, dass es anderen Revieren genauso geht. Auch dass die Fellbacher nur in der Verkehrsstatistik unrühmlicher Spitzenreiter sind und nicht auch noch bei den Straftaten, macht ihn nicht fröhlicher. Denn dass Winnenden mit der Häufigkeitszahl 6860 „Erster“ im Kreis ist, ist kein Grund zum Zurücklehnen.

Aber immerhin die Kernener können sich freuen: Ihre kriminelle Quote liegt bei 3781. Das klingt relativ friedlich.