In 70 Prozent der Fälle versucht der Einbrecher zu hebeln – seltener schlägt er Scheiben ein Foto: dpa

Die Welle von Wohnungseinbrüchen geht nicht spurlos an den Stuttgartern vorbei. Eine Studie zeigt, dass sich die Bewohner zwar insgesamt sicher fühlen – nicht aber gegen Eindringlinge. Bei der Prävention gibt es noch viel zu tun.

Stuttgart - Die Polizei ist alarmiert: 1277 Wohnungseinbrüche – das ist die höchste Zahl der letzten 25 Jahre. Das dies die Bevölkerung beunruhigt, spiegelt sich auch in einer Studie der Stadt Stuttgart wider, die am Freitag im Rathaus vorgestellt wurde. Mehr als ein Drittel der Befragten fürchtet bei Abwesenheit das Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden. Immerhin 15 Prozent fürchten sogar von Eindringlingen heimgesucht zu werden, wenn sie zu Hause sind.

„Die Befragung hatte eine hohe Resonanz“, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer, „von den Fragebögen kamen 57 Prozent zurück.“ Damit hatten über 1300 Teilnehmer sich über ihr Sicherheitsempfinden und ihre Präventionsmaßnahmen geäußert. Mit der Studie, die über das Städtenetzwerk Europäisches Forum für urbane Sicherheit gestartet wurde, sollen vertiefte Erkenntnisse zur Verhinderung von Wohnungseinbrüchen gewonnen werden. „Eine Blaupause für andere Städte“, so Schairer.

Ausgewählt wurde indes eine bessergestellte Wohnlage – die Halbhöhenlage des Stuttgarter Nordens. Bewohner von Killesberg, Weißenhof, Lenzhalde, Relenberg, Mönchhalde und Bismarckturm waren von der Stadt gebeten worden, einen Fragebogen auszufüllen. „Das deshalb, weil das Quartier 2014 zu mit den am stärksten belasteten Stadtbezirken gehört“, so Schairer. Aktuell sieht es freilich anders aus: Vaihingen ist trauriger Spitzenreiter bei den Wohnungseinbrüchen ,gefolgt von Bad Cannstatt und den Bezirken Ost und West. Der Norden liegt aktuell auf Rang fünf – dennoch in der roten Zone der mehr als 100 Einbrüche.

Für die Schairer und den Leiter des Statistischen Amts, Thomas Schwarz, gibt es dennoch erstaunliche Erkenntnisse. Immerhin die Hälfte der Teilnehmer gab an, sich über die Möglichkeiten des technischen Einbruchschutzes informiert zu haben. 54 Prozent erklärten außerdem, in der Wohnung Maßnahmen ergriffen zu haben, um sich gegen Einbruch zu schützen. Zwei Drittel rüsteten ihre Türen nach, 59 Prozent die Fenster. Immerhin 15 Prozent der Befragten bezeichneten Tiere als zusätzlichen Schutz.

„Man kann auch mit wenig Geld viel machen“, sagt Ludwig Haupt, Leiter der Prävention bei der Stuttgarter Polizei. In 70 Prozent der Fälle versuchten Täter zu hebeln, ganz selten werden Scheiben eingeschlagen. „Leider sind sehr oft die Fenster gekippt“, so Haupt – und appelliert an die Bürger, weniger sorglos in diesem Punkt zu sein. Empfehlenswert sei es auch, sich mit Nachbarn zusammenzutun, die bei Urlaubsabwesenheit aufpassten. „Dieses zweite Standbein ist sehr wichtig“, so Haupt.

Wer Verdächtiges beobachtet, solle sofort 110 wählen, rät der Polizei-Präventionschef. Freilich: Nicht immer hilft das. In einem Fall kam die Polizei erst nach 15 Minuten. In einem anderen, vor ein paar Tagen in Österfeld, nahm die Polizei nach dem Hinweis einer Zeugin zwar zwei verdächtige Georgier samt Werkzeug fest. Allerdings konnten die Ermittler keinen Einbruch nachweisen. Das Duo kam wieder auf freien Fuß.