In den vergangenen vier Jahren musste sich die Polizei im Landkreis Esslingen mit stetig steigenden Zahlen von Straftaten beschäftigen. Dennoch ist die Kriminalitätsbelastung im Kreis vergleichsweise niedrig. Foto: dpa

Die Zahl der Straftaten im Kreis Esslingen ist laut der Kriminalitätsstatistik 2016 gestiegen. Sie liegt aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Insgesamt war die Polizei im vergangenen Jahr mit 25 936 Delikten befasst.

Kreis Esslingen - Angesichts von zwölf versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten im Landkreis Esslingen „kann man nicht behaupten, dass bei uns Mord- und Totschlag herrschen“, sagte der Reutlinger Polizeipräsident Alexander Pick bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr. Zudem liegt der Kreis, in dem rund 525 000 Menschen leben, bei der sogenannten Häufigkeitszahl mit 4948 Straftaten pro 100 000 Einwohner deutlich unter dem Landesdurchschnitt (5599), der bundesweit als der niedrigste gilt.

Mehr schwere Körperverletzungen

Dennoch sind im  Landkreis Esslingen mit 25 936 Straftaten 2043 mehr als im Vorjahr gezählt worden. Auch die Zahl der Tatverdächtigen ist binnen eines Jahres laut der Statistik um 1367 auf 13 123 „sehr deutlich“ gestiegen. Allein die Kurve bei den Rohheitsdelikten zeigt in den vergangenen vier Jahren stetig nach oben. So hat sich die Quote der gefährlichen und schweren Körperverletzungen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2015 um gut 37 Prozent erhöht.

Eine statistisch überhöhte Kriminalitätsbelastung weist die Stadt Leinfelden-Echterdingen auf. Doch die Häufigkeitszahl von 12 928 relativiert sich laut der Polizei, wenn man die für den Flughafen und die Landesmesse spezifische Kriminalität abziehe. Denn dann liegt diese Zahl bei lediglich 3614. Auch in der Stadt Wernau verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr mehr Straftaten als noch 2015. Das sei im Wesentlichen auf einen Anstieg bei den Körperverletzungsdelikten und auf einen Tatverdächtigen zurückzuführen, dem alleine 49 Betrugstaten angelastet würden.

In der Stadt Plochingen ist die Kriminalitätsbelastung um gut zwei Prozent leicht angestiegen. Dort seien im vergangenen Jahr verstärkt Sachbeschädigungen durch Graffiti an Zügen der Deutschen Bahn und der Stuttgarter S-Bahn angezeigt worden. Diese werden im Bahnbetriebswerk in Plochingen gewartet und viele Sachbeschädigungen würden häufig erst dort bemerkt. Die tatsächlichen Tatorte seien nicht bekannt.

Über dem fünfjährigen Mittelwert

„Jeweils deutlich über dem fünfjährigen Mittelwert“ lagen die Zahlen der erfassten Straftaten in den Städten Kirchheim (etwa plus 300), Ostfildern (etwa plus 300) und Nürtingen (circa plus 500). Das gibt auch der Polizei Rätsel auf, denn diese Zunahmen seien nicht mit bestimmten Seriendelikten „vollständig erklärbar“.

Die Anstiege oder Rückgänge in den anderen Kommunen des Landkreises hätten sich in den üblichen Schwankungsbereichen bewegt. Signifikante Veränderungen in den Kriminalitätsbelastungen seien dabei nicht registriert worden. Die Gemeinde Lichtenwald sticht in der Statistik freilich als sehr friedlicher Ort heraus. Mit einer Häufigkeitszahl von 974 ist die Kommune nicht nur die am wenigsten von Kriminalität belastete im Kreis Esslingen, sondern auch im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen, der die Kreise Esslingen, Reutlingen und Tübingen umfasst.