Die Polizei empfiehlt Hausbesitzern, Türen und Fenster mit einbruchshemmenden Sicherungen auszurüsten. Foto: Archiv Patricia Sigerist

Die Zahl der Einbrüche ist 2014 in Leinfelden-Echterdingen stark angestiegen. Insgesamt spricht die Polizei aber von einem „guten Sicherheitslevel“.

Leinfelden-Echterdingen - „Wir sind hier wirklich auf einem guten Sicherheitslevel“, sagt Christina Tränkle. Sie fasst als Chefin des Polizeireviers Filderstadt mit dieser Aussage die Kriminalstatistik für die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen zusammen. Statistisch wurden 2014 insgesamt 1621 Straftaten von der Polizei erfasst. So steht es in der Statistik, die vergangene Woche dem Gemeinderat präsentiert wurde.

Das ist im Fünf-Jahres-Vergleich der höchste Wert. 2013 landeten 1305 Straftaten auf dem Schreibtisch der Ermittler, 2010 waren es 1523. Tränkle treiben diese Schwankungen keine Sorgenfalten auf die Stirn. Anders verhält sich dies für den Abschnitt, in dem es um Diebstahl und Einbrüche geht. In 83 Fällen waren Unbekannte 2014 in Leinfelden-Echterdingen in Wohnungen eingebrochen – ein drastischer Anstieg gegenüber dem Vorjahr, in dem nur 38 Taten aktenkundig wurden. Diese Entwicklung ist allerdings nicht auf die Großen Kreisstadt beschränkt.

Kein Zusammenhang mit Polizeireform?

Warum Einbrecher im gesamten Filderraum zuletzt besonders aktiv waren, erklärt sich die Polizeichefin so: „Hier gibt es eine Infrastruktur, die es Tätern einfach macht.“ Oder anders ausgedrückt: B 27, Autobahn und S-Bahn erleichtern es den Langfingern, sich schnell und unerkannt aus dem Staub zu machen. Einen Zusammenhang zwischen steigenden Einbruchszahlen und der Polizeireform, wie ihn Oppositionspolitiker im Land konstruieren, „sehe ich nicht“, sagt Christina Tränkle.

Festgestellt haben die Ermittler, dass Einbrecher „meist in Tätergruppen straff organisiert, sehr gut vernetzt und stark überörtlich tätig sind“, erläutert Tränkle. Obwohl Ermittlungen bei Einbrüchen „einer unserer Schwerpunkte“ sind, verlaufen die Untersuchungen der Kriminalisten in den überwiegenden Fällen im Sande. Die Aufklärungsquote von Einbrüchen liegt bei dem für die Filderregion zuständigen Polizeipräsidium Reutlingen 2014 gerade einmal bei 8,2 Prozent. In der Polizeizentrale unter der Achalm gibt es auch deshalb zurzeit Überlegungen, die bislang in Tübingen und Nürtingen ansässigen Ermittlungsgruppen Einbruch in Bernhausen zusammenzufassen. Eine Entscheidung in dieser Frage stehe jedoch noch aus, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums, Björn Reusch, unserer Zeitung auf Anfrage.

Appell an die Aufmerksamkeit der Bürger

„Jeder einzelne Fall stört das subjektive Sicherheitsempfinden“, sagte die Revierleiterin im Gemeinderat. Den Polizeibeamten sei sehr wohl bewusst, was ein Einbruch für Betroffene bedeutet. „Die Folgen sind für die Opfer oft jahrelang spürbar“, so Tränkle. Sie appelliert deshalb an die Aufmerksamkeit der Bevölkerung: „Rechts und links gucken und alles, was ungewöhnlich ist, dem Revier mitteilen.“ Die Täter seien in aller Regel darauf erpicht, möglichst unauffällig zu agieren. „Wenn sie jedoch entdecken, dass man auf sie aufmerksam geworden ist, wirkt das abschreckend“, sagte die Leiterin des Polizeireviers Filderstadt.

In der Regel treffe eine Streife innerhalb weniger Minuten nach dem Notruf am Tatort ein, erklärte Christina Tränkle. Für längere Wartezeiten auf die Beamten der Spurensicherung – nachts und am Wochenende – bat Tränkle um Verständnis. „Uns liegt aber daran, dass die Geschädigten nicht zu sehr beeinträchtigt werden.“

Zur Vorbeugung empfiehlt sie „hemmende Sicherungen“ von Türen und Fenstern. Weitere Informationen dazu gebe es im Internet und bei den Beratungsstellen der Polizei. Wegen der gestiegenen Zahl der Einbrüche sei das Interesse an einer Beratung derzeit groß. Mit langen Wartezeiten auf einen Termin müsse man rechnen. Bis dahin rät Tränkle zur Beachtung einer Faustregel: „Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster.“

Kriminalstatistik für L.-E.

Tötungsdelikt:
Im Mai vergangenen Jahres hat ein Vater in Echterdingen seinen Sohn getötet und seine Schwiegertochter lebensgefährlich verletzt. Der Mann ist zwischenzeitlich zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Sexualstraftaten
: Im Jahr 2014 gab es zehn Ermittlungsverfahren, im Jahr zuvor waren es zwölf. Für einen Fall, bei dem es um Verbreitung pornografischer Schriften und Kindesmissbrauch geht, steht der Verhandlungstermin am Landgericht noch nicht fest.

Körperverletzungen:
50 Fälle von einfacher Körperverletzung hat die Polizei 2014 in L.-E. bearbeitet. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen ist die Fallzahl auf ein Fünfjahrestief (21 Verfahren) gesunken. Sorgen bereitet der Polizei jedoch die zunehmende Aggressivität bei Sportveranstaltungen. Bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt wurden sowohl gegen Männer als auch gegen Frauen insgesamt zehn Platzverweise erteilt.

Drogenkriminalität: 39 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sind bei der Polizei für 2014 aktenkundig. 2013 hatte es mit 43 Fällen den Höchststand in fünf Jahren gegeben.

Kurzer Draht:
Das Polizeirevier Filderstadt ist über den Telefonnotruf 110 und unter der Rufnummer 7 09 13 zu erreichen.