Auch wenn die Szene nachgestellt ist: Ladendiebstahl ist für die Händler ein Problem Foto: Keystone

Bei Wohnungseinbrüchen und Straßenkriminalität geht das Präsenz-Konzept des Fellbacher Reviers auf. Das belegen Zahlen, die Klaus Auer als Leiter des Fellbacher Polizeireviers jüngst vorgelegt hat.

Fellbach - An spektakulären Polizeimeldungen fehlte es unterm Kappelberg in der jüngsten Vergangenheit nicht: Beim Einbruch im neu eingerichteten Fahrradladen „bike + style“ ließ eine professionell organisierte Diebesbande erst vor wenigen Wochen hochwertige Drahtesel im Wert von 150 000 Euro mitgehen. Bei einer Beutetour durchs Centrum 30 fiel einer Gruppe mutmaßlich auf Zahnarztpraxen spezialisierter Ganoven Anfang April dentales Spezialgerät im Wert von mehr als 200 000 Euro in die Hände. Und erst in der Nacht zum Mittwoch setzten bis zu sechs schwarz gekleidete Täter bei der Busreisefirma Schlienz die Trennschleifer an – sie flexten zwei Tresore auf und entkamen mit Beute in bisher noch unbekannter Höhe.

Exakt 2908 Straftaten wurden vergangenes Jahr in Fellbach registriert

Für die Polizei könnte die schon wegen der Schadenssummen auffallende Häufung eine Trendwende markieren. Denn eigentlich befand sich die Kriminalität im Sinkflug. Das belegen Zahlen, die Klaus Auer als Leiter des Fellbacher Polizeireviers jüngst vorgelegt hat. Die lokale Auswertung der Fallstatistik verzeichnet für die Kernstadt Fellbach und die beiden Teilorte Schmiden und Oeffingen einen leichten Rückgang – und zwar in nahezu allen Deliktsbereichen. Exakt 2908 Straftaten wurden vergangenes Jahr in Fellbach registriert – das sind 120 Fälle weniger als die Statistik für 2015 aufweist.

Erfreulich ist vor allem die Entwicklung auf einem fürs Sicherheitsgefühl besonders wichtigen Feld: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging nach dem Höchststand mit 77 Fällen über 58 auf 39 Fälle zurück – das ist der niedrigste Stand seit fünf Jahren. „Das zeigt, dass unsere massiven Anstrengungen auch Früchte tragen“, kommentiert der lokale Polizeichef die sinkenden Zahlen.

Aus Sicht von Klaus Auer wirkt sich die Präsenz von Streifenbeamten im Stadtbild nicht nur psychologisch auf die Stimmungslage der Einwohner aus. Die mit einer gewissen Kontrolldichte steigende Wahrscheinlichkeit, auf frischer Tat ertappt zu werden, schreckt notorische Gesetzesbrecher nach seiner Erfahrung ebenso wirksam ab wie Gelegenheitstäter. Unterstützt wird die These, dass Polizeipräsenze einen Anstieg der Verbrechens-rate verhindern, durch die Entwicklung bei der fürs Sicherheitsgefühl der Bürger nicht weniger wichtigen Straßenkriminalität: Die in Fellbach registrierten Fallzahlen sanken im vergangenen Jahr deutlich von 586 auf 490 Delikte, bei der Körperverletzung verzeichnet die Polizei einen Rückgang von 365 auf 340 Fälle. Und: Auch bei der Sachbeschädigung gibt es die Tendenz zu einer leichten Entspannung – statt 490 registrierten die Ordnungshüter im vergangenen Jahr nur noch 404 Fälle.

Gesunken sind laut der Kriminalitätsstatistik auch Vermögens- und Fälschungsdelikte. In Erinnerung dürfte den Bürgern noch der inzwischen verurteilte „falsche Stromableser“ sein, der sich mit der perfiden Masche vor allem in die Wohnungen von Senioren schlich. „Hut ab vor der 92-jährigen Dame, die nicht auf den Trick reingefallen ist“, sagt Revierleiter Auer.

Die Aufklärungsquote lag in Fellbach bei 60,7 Prozent und damit höher als im Rems-Murr-Durchschnitt

Sorgen bereitet der Polizei der Anstieg der Rauschgiftkriminalität, vor allem im Umfeld des Fellbacher Bahnhofs. Gedealt wird in erster Linie mit Cannabisprodukten und synthetischen Drogen, aber auch Heroin und Kokain sind im Angebot. Für Auer ist der Anstieg auf 221 Fälle ein Beleg für den Kontrolldruck in Stuttgart: Weil die Kollegen den Dealern dort stärker auf die Finger schauen, werden die Geschäfte im Umland abgewickelt.

Ebenfalls deutliche Steigerungsraten – die Fellbacher Einzelhändler werden es bestätigen können – gibt es beim Ladendiebstahl. 202 Täter wurden beim Griff in die Regale geschnappt. Mit ein Grund für den Anstieg ist, dass Supermarktbetreiber mehr Detektive im Einsatz hatten, um Langfingern das Handwerk zu legen.

Die Aufklärungsquote lag in Fellbach bei 60,7 Prozent und damit leicht höher als im Rems-Murr-Durchschnitt (58,4 Prozent). Fast die Hälfte (47,9 Prozent) der insgesamt 1419 ermittelten Tatverdächtigen hat laut Revierleiter Klaus Auer keinen deutschen Pass. Als Flüchtlinge werden 162 Tatverdächtige geführt. Auch wenn die Deliktzahlen leicht sanken, liegt die auf die Bevölkerungsdichte umgerechnete Häufigkeitsziffer mit 6441 noch immer sehr hoch. Im Rems-Murr-Kreis liegt nur Backnang (7362) höher, der Durchschnitt liegt bei 4698. Zum Vergleich: Waiblingen hat die Häufigkeitsziffer 5389, Kernen 4089.