Weinberge wie in Besigheim, Stadtführungen im Kostüm wie in Gerlingen und natürlich das Barockschloss Ludwigsburg: der Landkreis hat Touristen vieles zu bieten. Foto: factum/Archiv (2), privat

Auf der Reisemesse CMT in Stuttgart sind auch Kommunen aus dem Kreis Ludwigsburg vertreten. Allerdings präsentieren sie sich nicht einheitlich.

Kreis Ludwigsburg - Der Legionär in Halle 6 langweilt sich. Um zehn Uhr morgens, wenn die Reisemesse Caravan – Motor – Touristik (CMT) in Stuttgart eröffnet wird und sich Heerscharen von Besuchern über Wohnwagen und exotische Länder informieren wollen, soll der als Römer verkleidete Mann den Schwäbischen Wald lobpreisen – eine historisch gesehen eher fragwürdige Mission. Gleich ums Eck steht Gerhard Zimmermann, der eine einfachere Aufgabe hat: Er wirbt für das Blühende Barock in Ludwigsburg – mit vielen Prospekten und Knusperkeksen aus dem Märchengarten. Der Park für Kinder sei im Blüba „der Magnet“ schlechthin, sagt er.

Die CMT ist nicht nur Malawi, Goa oder Kambodscha: viele Kommunen aus der Region und Baden-Württemberg haben den Trend zum Urlaub nebenan längst erkannt und werben hier für sich. Auch der Landkreis Ludwigsburg ist an diesem Dienstag gut vertreten: Gerlingen, Kornwestheim, Ludwigsburg, Marbach und Vaihingen an der Enz sind mit eigenen Ständen da – wobei man unter dem Dach des Tourismusverbands der Region Stuttgart auftritt. Das macht es zwar optisch einheitlicher, aber geografisch verwirrender: Neben Ludwigsburg kommt Böblingen, hinter Vaihingen/Enz gibt es Weinproben aus Stuttgart. Andere Landkreise, beispielsweise Schwäbisch Hall, präsentieren sich geschlossen an einem Stand. In der Region Stuttgart sind die Stände derweil thematisch geordnet. Manche mit Fokus auf der Natur, andere auf Technik oder Kultur.

Orientierung nach Stuttgart

Vaihingen läuft in der Kategorie „verführerisch“, und natürlich geht es dabei auch um Wein: Jeden Tag sei ein Winzer eines anderen Vaihinger Weinguts da, erklärt Stephanie Bauer, die Leiterin des Bereichs Stadtmarketing und Tourismus. Seit vier Jahren habe die Stadt einen Stand bei der Region – alle neun Tage der CMT. Früher habe man sich mit einem Tag am Stand des Tourismusverbands Kraichgau-Stromberg begnügt, in dem Vaihingen/Enz auch Mitglied ist. Die Messe sei „ein Muss für jeden Touristiker“ und die beste Gelegenheit, um das touristische Angebot zu präsentieren. Der Stand bei der Region ist aber nicht nur aus praktischen Gründen gewählt: Man wolle sich mehr nach Stuttgart orientieren, was die Herkunft der Gäste angehe, sagt Bauer. Auch am Marbacher Stand sieht man den Auftritt zusammen mit der Region als Bekenntnis zur Region Stuttgart. Nadine Kern von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal empfindet es als eine „Win-Win-Situation“: „Man wird leichter gefunden, und dennoch kann sich die Stadt präsentieren, wie sie möchte.“

Mitglied in mehreren Tourismusverbänden

Am Stand der 3-B-Region, bestehend aus Besigheim, Bönnigheim und Bietigheim-Bissingen, sieht man das anders: Man wolle auch Gäste aus Pforzheim und Karlsruhe anziehen, sagt Eric Reiter vom 3-B-Tourismusteam. Und auch wenn man in beiden Tourismusverbänden – Region Stuttgart und Kraichgau-Stromberg – Mitglied sei, habe man beschlossen, den Stand bei letzterem beizubehalten. Das hat zur Folge, dass man Bietigheim, Bönnigheim und Co. vergeblich bei der Region Stuttgart sucht. Deren Stände finden sich ein paar Meter weiter zwischen der Werbezelle des Zolls, einem Anbieter für Yoga-Reisen und einem Info-Stand über Afrika.

Gerlingen ist nur an diesem Dienstag auf der CMT: „Wir müssen realistisch sein, wir sind keine klassische Tourismusgemeinde“, sagt Andrea Löhle. Die Gäste kämen überwiegend aus der Region. Gleiches gilt für Ludwigsburg, wie Jadranka Fischer vom Eigenbetrieb Tourismus und Marketing sagt. Viele Tagesgäste seien aber auch aus der Schweiz und Norditalien – Ergebnis einer starken Marketing-Orientierung dorthin. Das Schloss, die Schlossfestspiele und der barocke Weihnachtsmarkt seien das „Alleinstellungsmerkmal“ der Stadt. In diesem Jahr wolle man verstärkt den US-amerikanischen Markt bewerben. Fischer ist sicher: „Man wird mehr amerikanische Gäste in Ludwigsburg sehen.“