Von den Nummern auf dem Display sollte man sich nicht täuschen lassen. Foto: dpa

Die Polizei registriert immer häufiger betrügerische Anrufe bei Senioren. Die Täter, die sich als Polizisten oder Staatsanwälte ausgeben, wollen ihre Opfer dazu bewegen, ihre Wertsachen herauszugeben, weil diese zu Hause oder auf der Bank nicht sicher seien.

Kreis Esslingen - Dass sich Täter am Telefon als Polizisten, Staatsanwälte, Angehörige der Bankenaufsicht oder andere Amtspersonen ausgeben, um ihre Opfer abzuzocken, hat Reinhard Nething als „neues Phänomen“ in der täglichen Arbeit der Polizei erkannt. Der stellvertretende Präsident des Polizeipräsidiums Reutlingen und gleichzeitig Chef der Kriminalpolizeidirektion in Esslingen nennt es eine „perfide Methode“, um in erster Linie Senioren um ihr Erspartes oder ihren Schmuck zu bringen. Allein in den vergangenen sechs Wochen sind der Polizei in den Kreisen Esslingen, Reutlingen und Tübingen mehr als 30 Fälle gemeldet worden, in denen die Angerufenen von Unbekannten telefonisch teils massiv unter Druck gesetzt worden seien.

Geschickte Gesprächsführung

Meist suggerierten die Täter den Opfern, deren Vermögen sei zu Hause oder auf der Bank nicht mehr sicher. Auf diese Weise wollen die Betrüger sie dazu bewegen, ihnen zur angeblich sicheren Verwahrung Wertsachen sowie Bares auszuhändigen oder Geld zu überweisen. Die Gesprächsführung der Anrufer sei meist sehr geschickt, sie gelangten mit gezielten Fragen an wichtige Informationen zum Vermögen und dem Ort, wo es aufbewahrt wird, oder, ob bereits die richtige Polizei eingeschaltet wurde, um die Täter zu überführen.

Zwar bleibe ein Großteil der Taten im Versuchsstadium stecken, erklärt Nething, aber er gehe auch von einer „hohen Dunkelziffer“ aus, weil viele Fälle aus Scham oder Verunsicherung nicht angezeigt würden. In einem Fall sei eine Frau von einem angeblichen Polizisten und einem falschen Staatsanwalt derart eingeschüchtert worden, dass sie trotz ihrer Zweifel Geld auf ein von den Betrügern angegebenes Konto in der Türkei transferiert habe. Doch Nething rät dazu, im Falle eines solchen Anrufs so schnell wie möglich Anzeige zu erstatten. Denn Polizisten, Staatsbeamte oder andere Amtsperioden würden niemals anrufen und Fragen nach persönlichen Verhältnissen oder bestehendem Vermögen stellen.

Trügerische Telefonnummern

Auch finde sich nie die Notrufnummer 110 auf dem Display, wenn die Polizei tatsächlich anrufe. Auch die dort sichtbare Rufnummer einer Polizeidienststelle könne möglicherweise auf eine technische Manipulation der Täter zurückgehen. Tatsächlich gehe der Anruf aber von einem ganz anderen Anschluss aus. Zudem bereitet Reinhard Nething Sorge, dass mit dieser Methode „Angst vor der Polizei geschürt“ werde. Es sei schon vorgekommen, dass echte Polizeibeamte aus Angst vor einem erneuten Betrugsversuch oder wegen der Einschüchterung der Täter abgewimmelt worden seien.

Laut dem Polizeivizepräsidenten gehen die Ermittler davon aus, dass die Täter systematisch bestimmte Regionen abarbeiten. In den vergangenen Wochen hätten sich insbesondere im Landkreis Esslingen, aber auch in den Kreisen Reutlingen und Tübingen die Anrufe gehäuft. http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.betrugsfaelle-in-stuttgart-mit-enkeltrick-geld-erbeutet.49311cbe-0d1f-44ab-8658-693a6e79f82d.html

Schon beim geringsten Verdacht: keine Auskünfte am Telefon

Ratschläge
Die Polizei rät, bereits beim leisesten Verdacht dem Anrufer keinerlei Auskünfte zu geben. Zudem sollten die angezeigten Rufnummern notiert und so schnell wie möglich an die nächste Polizeidienststelle weitergegeben werden. Zudem betonen die Ermittler: „Übergeben Sie niemandem Geld oder Wertgegenstände und überweisen Sie kein Geld!“

Fragetechnik
Der Polizei zufolge stellen die Täter geschickte Fangfragen, mit denen sie ihre Opfer einwickeln und zur Preisgabe wichtiger Informationen bewegen. Dadurch gelinge es den Betrügern immer wieder, vor einer eventuellen Miteinbeziehung der Polizei gewarnt zu werden. Auf die Formulierungen der Fragen will die Polizei aber nicht explizit eingehen, „denn wir wollen keine potenziellen Tätergruppen zur Nachahmung ermutigen“, sagt Reinhard Nething, der Polizeivizepräsident und Leiter der Kriminalpolizeidirektion.