In diesen Abteilen der Schulsporthalle in Steinenbronn leben seit Mitte Januar Flüchtlinge. Der Kreis Böblingen möchte, dass sie in den ersten zwei Wochen nach der Ankunft zunächst zur Ruhe kommen und sie danach von Ehrenamtlichen betreut werden. Foto: Malte Klein

Die Kreise Böblingen und Esslingen haben unterschiedliche Ansätze bei der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Während der Kreis Böblingen die Leute zunächst abschirmt, betreuen die Helfer im Kreis Esslingen sie sofort mit.

Steinenbronn - Peter Keck ist verdutzt. „Zwei Wochen dürfen Ehrenamtliche nach der Ankunft im Kreis Böblingen nicht in die Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge?“, fragt der Pressesprecher des Kreises Esslingen. Genauso ist es im Prinzip. Nur Manfred Kosbi als Koordinator des Arbeitskreises Flüchtlingshilfe Steinenbronn und zwei Gruppenleiter durften in der Zeit in die Halle, um sich mit dem Heimleiter Jörg Hamm zu besprechen. „In den zwei Wochen sollen die Flüchtlinge zur Ruhe kommen und sich mit der Hausordnung vertraut machen“, sagt Dusan Minic als Pressesprecher des Kreises Böblingen. Diese Frist gibt es seit November. Zuvor hätten die Mitarbeiter schlechte Erfahrungen mit der schnelleren Hilfe durch Ehrenamtliche gemacht. „Die Flüchtlinge waren da eher überfordert und wussten nicht, wer wer ist“, berichtet Minic. Daher müsse sich erst alles einspielen. „Nach den zwei Wochen öffnen wir die Türen für die Öffentlichkeit.“ Dann hätten die Flüchtlinge auch den Ort kennengelernt.

Der lokale Koordinator Kosbi hält die Regelung des Kreises Böblingen nicht für sinnvoll. „Das ist überzogen. Wir könnten den Menschen effizienter helfen, wenn wir früher in die Unterkunft könnten.“ Das bedeute aber nicht, dass es in der Halle am Tag nach der Ankunft vor Ehrenamtlichen nur so wimmeln würde. „Wir würden das dosieren“, sagt Kosbi. Gegenüber Mitarbeitern des Landkreises habe er seine Bedenken geäußert. „Wir finden, dass sich die Flüchtlinge mit uns am besten eingewöhnen können. Denn wir kennen uns aus.“ Außerdem seien die Flüchtlinge nicht erst in Deutschland angekommen, sondern waren erst in einer Erstaufnahmestelle.

Der Kreis Esslingen hat ein anderes Konzept

Keck, Pressesprecher des Landkreises Esslingen berichtet, dass es dort einen anderen Ansatz gibt: „Uns ist es ganz wichtig, dass die Flüchtlinge von Anfang an Hilfe von Ehrenamtlichen bekommen. Sie brauchen Kleidung, Sprachkurse, Sportangebote und werden von Ehrenamtlichen zum Arzt begleitet.“ So bekomme ihr Alltag eine Struktur. Das sei essenziell.

Julie Hoffmann kann beide Ansätze nachvollziehen. Sie leitet den Sozialdienst für Flüchtlinge der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Kreis Esslingen. „Beides hat Vor- und Nachteile.“ Die Flüchtlinge hätten viel hinter sich. Darum sei es sinnvoll, dass sie zur Ruhe kommen. „Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass Flüchtlinge, die von ihrer Familie getrennt sind, unter Druck sind“, so Hoffmann. Darum sei ihr Interesse groß, schnell Deutsch zu lernen und die Familie nachzuholen. „Da ist jeder Tag, den sie auf den Kurs warten, ein verlorener Tag.“ Von Vorteil sei im Kreis Esslingen ein Nachmittag mit Ehrenamtlichen am Tag nach der Ankunft. „So merken sie, dass sie willkommen sind“, sagt Julia Hoffmann.