Viele fahren in der Calwer Straße schneller als erlaubt, weshalb es an der Kreuzung zu Auffahrunfällen kommt. Foto: factum/Granville

Böblingen, Sindelfingen und Renningen rüsten auf: Im Kampf gegen Raser setzen sie auf drei neue stationäre Blitzer.

Blbingen - Mit drei neuen stationären Radaranlagen müssen Autofahrer bald im Kreis Böblingen rechnen. Für das Landratsamt und die Stadt Sindelfingen handelt es sich sogar um die ersten fest installierten Blitzer: Ihre Ordnungshüter haben bislang nur auf mobile Kontrollen gesetzt. Auf der Bundesstraße 295 bei Renningen soll ein solches Gerät nun dauerhaft für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Und Sindelfingen will damit die Raser endgültig von der Flugfeld-Allee vertreiben. Auch Böblingen rüstet auf: An der Calwer Straße wird eine neue Säule aufgestellt. Wo höchstens 70 Kilometer pro Stunde erlaubt sind, blitzte das Ordnungsamt vergangenes Jahr einen Autofahrer mit 133.

Im Mai 2015 hatte Sonja Hummel die ersten Andeutungen gemacht: Beim Renninger Runden Tisch zum Verkehrslärm stellte die Leiterin der Verkehrsamts im Landratsamt erstmals stationäre Blitzer in Aussicht. Und die Renningermeldeten gleich den Wunsch nach zwei Anlagen auf der B 295 an. „Wir haben viele Anfragen aus den Kommunen bekommen“, berichtete damals auch Dusan Minic. Mittlerweile ist der angekündigte Kriterienkatalog für stationäre Radarkontrollen erarbeitet worden. „Grundsätzlich soll die Geschwindigkeitsüberwachung der Verkehrssicherheit dienen“, betont der Kreissprecher. Die Standorte müssen besondere Gefahrenstellen sein oder von der Polizei als Unfallschwerpunkt identifiziert werden. Eine bestimmte Verkehrsmenge ist ebenfalls Voraussetzung und, dass sich weder durch mobile Überwachung noch mit anderen Maßnahmen die Situation hat entschärfen lassen.

Die illegalen Rennen auf der Flugfeld-Allee sind wohl bald gezählt

An der B 295 im Bereich Kindelberg sind laut Landratsamt alle Voraussetzungen erfüllt. Die Stadt Renningen hat jetzt das letzte Wort. Weitere Standorte für stationäre Blitzer seien bislang im Kreis nicht geplant, sagt Dusan Minic. „Wir sind aber mit den Städten und Gemeinden im Gespräch und stehen noch ganz am Anfang“, ergänzt er. Seine Behörde ist im Landkreis neben der Polizei für die Verkehrsüberwachung an den überörtlichen Straßen und in den Städten und Gemeinden verantwortlich. Nur die Großen Kreisstädte Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg und Leonberg erledigen die Aufgabe selbst.

Die illegalen Rennen auf der Flugfeld-Allee sind wohl bald gezählt: Die Stadt Sindelfingen will in diesem Jahr einen beidseitigen Blitzer aufstellen – auch wenn die städtischen Kriterien für eine Geschwindigkeitsüberwachung nicht erfüllt werden. Das Ordnungsamt kontrolliert vor allem vor Kindergärten und Schulen und „wo gefahr im Verzug ist“, erklärt die Rathaussprecherin Nadine Izquierdo. Im vergangenen Herbst wurde aber auch fast 20-mal auf der Flugfeld-Allee geblitzt, um sich ein Bild zu verschaffen. Zwischen zehn und 25 Prozent der Autofahrer waren zu schnell unterwegs, der schnellste mit 108 Kilometern pro Stunde. Ein Konzept für weitere Standorte im ansonsten blitzerfreien Sindelfingen ist in Arbeit. Der Vollzugsdienst hat mit der mobilen Kamera im vergangenen Jahr 350-mal gemessen, was Bußgelder von 350 000 Euro zur Folge hatte.

Böblingen zieht mit Herrenberg gleich

Böblingen – im Gegensatz zu Sindelfingen mit viel Durchgangsverkehr geschlagen – wird auf elf stationäre Radarfallen aufstocken, für die es vier Kameras gibt. Neben Tempo- blitzen sie auch Rotlichtsünder. Die mobilen Kontrollen dazu gerechnet nahm die Stadt im Vorjahr fast 370 000 Euro an Bußgeld ein. An der Calwer Straße kam es laut ihrem Sprecher Wolfgang Pfeiffer vermehrt zu Auffahrunfällen an der Kreuzung. Das neue Gerät kostet 30.000 Euro. Auch ein mit analoger Kamera ausgestatteter Starenkasten an der Herrenberger Straße soll durch eine moderne Säule ersetzt werden.

Mit der neuen Radarfalle zieht Böblingen mit Herrenberg gleich, dem langjährigen Rekordhalter mit elf Blitzern. „Die Anzahl reicht vorerst aus“, teilt die Herrenberger Pressesprecherin Birgit Hamm mit. Genau 20 626-mal hat es in der Mitmachstadt im vergangenen Jahr geblitzt, fast zwei Drittel der Fotos machten die stationären Anlagen. Durch Bußgelder kamen 400.000 Euro zusammen. Der schnellste Verkehrsrowdy war mit 95 Kilometern pro Stunde durch die Stadt gefahren.

Birgit Hamm berichtet zwar von einem Gewöhnungseffekt. Aber die Stadt sieht es positiv, dass nicht nur die Geschwindigkeitsspitzen über die Jahre hinweg abgenommen haben, sondern auch die Anzahl der beanstandeten Fahrzeuge.

6338 Verstöße geahndet

Leonberg hat ebenfalls aufgestockt, bleibt seiner Linie jedoch treu: Bei den sechs Radaranlagen handelt es sich ausschließlich um Rotlichtblitzer. Sie haben im vorigen Jahr 3614-mal ausgelöst, wobei 70 Prozent der Fotos beim Autobahnanschluss Leonberg-West entstanden. Die betroffenen Fahrer mussten 300 000 Euro bezahlen. „Die Polizei hat uns regelrecht dazu ermuntert, dort die Radarkontrollen zu installieren“, berichtet die Stadtsprecherin Undine Thiel. Die Kreuzung hatte sich zum Unfallschwerpunkt entwickelt.

Die Geschwindigkeit wird mit zwei mobilen Geräten in Leonberg überwacht. Im vorigen Jahr wurden 6338 Verstöße geahndet. Investieren will die Stadt dieses Jahr in zwei bis drei weitere Smiley-Anzeigen: Sie kontrollieren die Geschwindigkeit und zeigen Autofahrern entweder ein Lächeln oder, wenn er zu schnell ist, ein grimmiges Gesicht. Mit zwei solcher Smileys wird in Leonberg bereits der Verkehr beruhigt. „Wir appellieren an das Bewusstsein und den Verstand der Autofahrer“, sagt Thiel.