Die Beraterinnen Martina Mittag und Sabine Wörner-Fischer (v.li.) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Krebsberatungsstelle am Stuttgarter Wilhelmsplatz wird nur noch bis Mitte 2016 von der Deutschen Krebshilfe finanziell unterstützt. Wie es danach weiter geht, ist noch völlig unklar.

Stuttgart - Bei Sabine Wörner-Fischer, Leiterin der Krebsberatungsstelle am Wilhelmsplatz, jagt ein Termin den nächsten, weil sie an diesem Tag eine Patientin spontan zwischen ihre regulären Termine geschoben hat. „Für die Frau ist die Diagnose Lungenkrebs mitten in ihr Leben geplatzt, dabei hatte sie weder geraucht noch Alkohol getrunken“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Viele Patienten kommen zu ihr oder den drei weiteren Beraterinnen, um die schreckliche Diagnose Krebs zu verarbeiten und die nächsten Schritte zu planen. Doch auch in allen weiteren Phasen der Krankheit oder sogar noch danach suchen Patienten oder Angehörige die Beratungsstelle auf.

Diese gibt es seit dem Jahr 2010. Das Einzugsgebiet deckt die gesamte Region Stuttgart ab. Zu zwei Dritteln wird die für Betroffene kostenlose Beratung bisher von der Deutschen Krebshilfe finanziert, der Rest wird von dem Krebsverband Baden-Württemberg und mit Spenden ausgeglichen. „Bei der Finanzierung durch die Krebshilfe handelt es sich um eine Anschubfinanzierung, die bis Mitte 2016 gesichert ist“, sagt Wörner-Fischer. Wie es anschließend weiter geht, ist bisher noch völlig ungewiss.

Dabei hatten die Beraterinnen im vergangenen Jahr rund 3200 Kontakte mit Betroffenen, Angehörigen – aber auch mit Einrichtungen aus dem sozialen Umfeld, wie zum Beispiel Schulen, Integrationsämtern, Selbsthilfegruppen oder den Kliniken.

„Der Bedarf ist enorm groß und es ist unvorstellbar, dass wir die Betroffenen in Zukunft allein lassen“, sagt Wörner-Fischer. Schließlich gebe es keine alternative Anlaufstelle. Außerdem ist das Team am Wilhelmsplatz mit den vier Psychoonkologinnen, die unterschiedlich spezialisiert sind und dadurch über ein großes Netzwerk im Raum Stuttgart verfügen, laut der Leiterin perfekt eingespielt. Die ganz unterschiedlichen Anliegen der Betroffenen können sie entweder selbst lösen, oder an die richtigen Stellen weiter vermitteln. Vielen Patienten hilft in dieser Situation auch ein Gruppengespräch. In der Beratungsstelle wird dies aufgrund der großen Nachfrage inzwischen zweimal in der Woche angeboten.

„Oft geht es auch um Fragen nach der finanziellen Absicherung der Patienten“, sagt Wörner-Fischer. Da das Krankengeld nur rund 70 Prozent des Gehalts ausmache, würden einige Familien in finanzielle Schwierigkeiten geraten. „Generell müssen die Betroffenen neben der Erkrankung auch immer noch alltägliche Probleme bewältigen“, sagt Wörner-Fischer. Um den Patienten und ihren Angehörigen in Zukunft zur Seite stehen zu können, hofft die Beraterin auf eine Mischfinanzierung. Von wem diese getragen werden könnte, ist aber noch völlig offen.

Zum Welt-Krebstag am Mittwoch, 4. Februar, öffnet die Beratungsstelle für alle Interessierten von 12 Uhr bis 16 Uhr die Pforten. Spenden für die Krebsberatungsstelle Stuttgart sind bei der Landesbank Baden-Württemberg, Iban-Nummer: DE15600501010001116450, willkommen. Mehr Information gibt es auf der Homepage des Beratungsstelle.

Wissen, was wichtig ist – abonnieren Sie hier den StN-Newsletter