Patienten müssen oft lange warten, bis sie ins Krankenhaus kommen Foto: epd

Der freie Markt bei Krankentransporten setzt die Anbieter stark unter Druck. Daher sind viel zu wenig Fahrzeuge auf der Straße. Der Gemeinderat sucht nach Lösungen – eine könnte in einer neuen Computersoftware bestehen.

Stuttgart - Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat am Freitag im Rathaus erneut kritisiert, dass die Anbieter von Krankentransporten unter einem enormen Kostendruck stehen. Das sorge für weniger Fahrzeuge auf der Straße und damit für längere Wartezeiten der Patienten, teilweise von bis zu sieben Stunden. „Alle Organisationen fahren im Schnitt für 50 bis 60 Euro pro Fahrt“, so Frieder Frischling, Geschäftsführer des DRK Stuttgart im Krankenhausschuss. Die Preise für einen Einsatz tragen die Krankenkassen, die mit jeder Region des Landes verhandeln. Hohe Personalkosten, kritisiert Frischling, machten das Geschäft, bei dem neben dem DRK noch acht weitere Anbieter miteinander konkurrieren, häufig unwirtschaftlich. „Wenn die Transporte dann noch in der Region zu Reha-Kliniken fahren müssen oder Fahrzeuge nach dem Transport von Infektionspatienten desinfiziert werden müssen, sind diese Wagen zeitweise Stuttgart entzogen“, sagte Frischling.

Zu einigen Tageszeiten nur die Hälfte der nötigen Fahrzeuge auf Straße

Der Klinische Direktor des Klinikums Stuttgart, Jürgen Graf, wies darauf hin, dass man die Effizienz der Einsätze verbessern könnte. Ein Schlüssel dafür könnte eine neue Computersoftware sein, die bereits Notfalleinsätze beschleunigt. „Wir müssen die Abläufe dort optimieren, wo wir es technisch können“, sagte Graf.

Eine Erhebung der Leitstelle, über die unsere Zeitung exklusiv berichtet hatte, kam zu dem Schluss, dass zu einigen Tageszeiten 43 Krankentransportwagen nötig wären, um in einer Stunde zum Patienten zu gelangen. Tatsächlich steht aber nicht einmal die Hälfte zur Verfügung – 20 Wagen. Vor allem während der Tageszeit von 8 bis 12 Uhr sei der Bedarf an Fahrzeugen sehr viel höher als die Wagen, die tatsächlich auf der Straße sind. Deshalb müsse die Finanzierung überarbeitet werden, forderte das DRK.

Gemeinderatsmitglied Cornelius Kübler (CDU) rief im Ausschuss zur Zurückhaltung auf. „Bevor wir die Flotte vergrößern, sollten wir darauf achten, dass keine Ressourcen verschwendet werden“, so Kübler. Besonders bei Fahrten aus dem Krankenhaus nach Hause sollte häufiger das Taxi gewählt werden. Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) nahm die Probleme zur Kenntnis. Der Gemeinderat soll demnächst darüber sprechen.