Viele Krankenkassen haben ihre Leistungen für Versicherte erweitert - Stiftung Warentest bietet einen großen Krankenkassenvergleich Foto: dpa

Zum neuen Jahr werden viele Krankenkassen Zusatzbeiträge erheben. Gleichzeitig bemühen sie sich mit vielen Extra-Angeboten um neue Kunden. Die Stiftung Warentest hat 82 Kassen und ihre Leistungen für Verbraucher unter die Lupe genommen.

Berlin - Es sind nur noch wenige Monate bis den gesetzlichen Krankenkassen wieder ein Schwung von Kündigungen in die Geschäftsstellen flattern könnte: Zwar sinkt zum Jahresbeginn 2015 der allgemeine Beitragssatz der Krankenkassen von 15,5 auf 14,6 Prozent. Und auch der Sonderbeitrag der Versicherten von 0,9 Prozent entfällt.

Das bedeutet nicht, dass Versicherte für ihre Gesundheit weniger bezahlen: Künftig können die Kassen Zusatzbeiträge erheben, die deutlich höher liegen können als die gestrichenen 0,9 Prozent. Generell wird der Zusatzbeitrag prozentual erhoben, heißt es bei der Stiftung Warentest: Versicherte mit höherem Einkommen zahlen mehr als Einkommensschwächere. Der Arbeitgeberanteil beträgt bei allen 7,3 Prozent.

Diese neue Regelung könnte durchaus Auswirkungen auf die Mitgliederzufriedenheit haben: Zeigen doch frühere Studien, dass bereits ein vergleichsweise geringer Zusatzbeitrag von fünf Euro monatlich für vier von zehn gesetzlich Versicherten ein potenzieller Wechselgrund ist.

Grundsätzlich ist das kein Problem: Wem der Zusatzbeitrag zu hoch ist, kann mit Hilfe des Sonderkündigungsrechts sofort wechseln. Doch die Stiftung Warentest rät, nicht nur auf die Zusatzbeiträge zu achten, sondern vor allem auf die Extraleistungen: Für die aktuelle Ausgabe „Finanztest“ hat die Stiftung die Extraleistungen von 82 Kassen, denen rund 96 Prozent der Versicherten angehören, miteinander verglichen. Das Ergebnis: Versicherte können jetzt mehr von ihrer Kasse bekommen als bisher.

In welchen Bereichen haben die Kassen an Leistungen zugelegt?
Nach der Auswertung von „Finanztest“ bieten 33 Kassen zum Beispiel für Schwerkranke das Einholen einer ärztlichen Zweitmeinung bei ausgewiesenen Spezialisten an. Vor einem Jahr waren es nur elf. Eine sportmedizinische Untersuchung können sich Versicherte bei 27 Kassen vermitteln lassen, also bei doppelt so vielen wie noch 2013. Auch Zuschüsse für eine künstliche Befruchtung, für eine Rufbereitschaft einer Hebamme, aber auch für alternative Behandlungen gehören inzwischen bei mehr als der Hälfte der Kassen zum Zusatzangebot. So zahlt die Techniker-Krankenkasse für eine Osteopathiebehandlung bis zu 360 Euro pro Jahr, bei der BKK Technoform sind es sogar 480 Euro.

Die meisten Kassen bieten inzwischen auch eine Beteiligung an den Kosten für je zwei Gesundheitskurse aus den Bereichen Stressmanagement, Bewegung, Ernährung und Suchtprävention an. Für Einzelheiten reicht meist schon ein Blick auf die Internetseite der Kasse. Außerdem gehören Medizinhotlines und die Vermittlung von Facharztterminen zum erweiterten Angebotskatalog.

Welche Kasse lohnt sich finanziell mehr?
Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Denn die Angebote an Extraleistungen und auch die Zuschüsse dafür unterscheiden sich von Kasse zu Kasse. Für eine professionelle Zahnreinigung beim Wunschzahnarzt bieten viele Kassen einen Zuschuss zwischen 15 und 300 Euro pro Jahr oder Termin. Viele bieten Vergünstigungen nur bei ausgewählten Zahnärzten, sodass Versicherte das Angebot nicht überall wahrnehmen können – dafür sind dann ein bis zwei Zahnreinigungen pro Jahr kostenfrei, heißt es bei der Stiftung Warentest. Andere Kassen haben ein Budget von 160 Euro im Jahr für alle Zusatzleistungen – darunter die Zahnreinigung, aber auch die Osteopathiebehandlung.

„Es gibt so mannigfache Möglichkeiten, wo Krankenkassen Vorteile bieten können, aber tatsächlich ist es so, dass es keine Kasse gibt, die das Maximale in allen Bereichen hat“, sagt Sabine Baierl-Johna von der „Finanztest“-Redaktion. Daher sollten Verbraucher überlegen, was sie in Anspruch nehmen: „Wer eine Auslandsreise-Impfung benötigt, kann das auch schon an die 100 Euro kosten – so viel wäre das wert.“

Wird auch Geld ausgezahlt?
Schon zum vergangenen Jahreswechsel haben zwölf Krankenkassen erstmals Prämien an ihre Mitglieder ausgezahlt. Sie standen in den vergangenen Jahren finanziell gut da und zahlten 2013 freiwillig einen Teil der Beiträge zurück. Meist belief sich die Höhe der Prämie auf 75 bis 120 Euro. Auch in diesem Jahr gibt es laut „Finanztest“ bei manchen Kassen solche Auszahlungen – etwa bei der Big Direkt, der BKK Atu, der BKK Firmus, der BKK Mobil Oil, der BKK Wirtschaft und Finanzen, der HKK, der Metzinger BK und der Techniker-Krankenkasse.
Wie geht der Wechsel?
Um seine Krankenkasse wechseln zu dürfen, muss man mindestens 18 Monate lang Mitglied gewesen sein. Erhebt die Kasse erstmals einen Zusatzbeitrag oder wird dieser erhöht, gibt es für die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht. Auch der Wegfall von bisher ausgezahlten Prämien erlaubt den Wechsel. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Monate zum Monatsende. Geht die Kündigung etwa im September bei der Kasse ein, wird man zum 1. Dezember Mitglied bei der neuen Kasse. Die Kündigung erfolgt schriftlich, dann stellt die Kasse eine Kündigungsbestätigung aus. Wechselwillige haben dann acht Wochen Zeit, Angebote zu vergleichen.

Die Kündigungsbestätigung wird zusammen mit dem Mitgliedsantrag bei der Wunsch-Kasse eingereicht. Keine Kasse darf gesetzlich Versicherte ablehnen, sofern sie keinen regionalen oder beruflichen Beschränkungen unterliegt. Bis zur Aufnahme muss die neue Kasse eine Mitgliedsbescheinigung ausstellen. Diese sollte beim Arbeitgeber eingereicht werden.

Welche Krankenkasse ist die Beste?

Welche Krankenkasse letzlich die Beste ist, ist abhängig von persönlichen Voraussetzungen und Ansprüchen.   Ausführliche Infos über die Kassen in den Bundesländern und deren Zusatzleistungen hat die Stiftung Warentest in einer Online-Datenbank zusammengefasst. Die Nutzung kostet drei Euro: www.test.de/krankenkassen