Die Bürger stellen dem Gesundheitswesen ein gutes Zeugnis aus, sorgen sich aber um die Zukunft. Foto: dpa

Die medizinische Versorgung ist auf die Herausforderungen der Zukunft nicht gut genug vorbereitet. Das finden nach einer Umfrage der Techniker Krankenkasse 39 Prozent der Bürger im Land. Mit der gegenwärtigen Versorgung sind sie aber zufrieden.

Stuttgart - Die Baden-Württemberger blicken skeptischer als die übrigen Bundesbürger auf die Zukunft des Gesundheitswesens. Nur neun Prozent der Menschen im Südwesten sind voll und ganz davon überzeugt, dass das medizinische Versorgungssystem zukunftsfähig aufgestellt ist. Das ist der bundesweit niedrigste Wert in der am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Forsa-Umfrage „Meinungspuls Gesundheit 2017“, die im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) durchgeführt wurde. 39 Prozent der Baden-Württemberger glauben demnach nicht, dass das deutsche Gesundheitssystem den Herausforderungen der kommenden Jahre gewachsen sein wird (bundesweit: 33).

Im Südwesten rechnen 92 Prozent (bundesweit: 91) der Befragten mit zukünftig steigenden Beiträgen, einer schlechteren Versorgung und einem geringerem Leistungsumfang. Sieben Prozent (bundesweit: acht) vermuten, dass die Beiträge stabil bleiben, während nur eine verschwindende Minderheit von einem Prozent sinkende Krankenkassenbeiträge erwartet. 59 Prozent (bundesweit: 54) rechnen damit, dass das Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenversicherung künftig eingeschränkt wird. Ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass der Leistungsumfang gleich bleibt.

Auch mit Blick auf die künftige Qualität der medizinischen Versorgung durch niedergelassene Ärzte oder in Krankenhäusern sind die Menschen zwischen Bodensee und Taubergrund deutlich skeptischer eingestellt. Zehn Prozent erwarten eine Verbesserung, 38 Prozent eine gleich bleibende Versorgung. 51 Prozent rechnen mit einer sinkenden Qualität. Zum Vergleich: In Berlin und Brandenburg gehen nur 37 Prozent von einer solch negativen Entwicklung aus.

Mehr als die Hälfte der Befragten sind zufrieden

Die TK erklärt den spürbaren Pessimismus mit den aktuell sehr hohen Zustimmungswerten für die Qualität der medizinischen Versorgung. Denn wie alle Menschen in Deutschland sind auch die Baden-Württemberger mit dem gegenwärtigen Versorgungssystem zufrieden. Mehr als die Hälfte der Befragten äußern sich entsprechend. Weitere 29 Prozent gehen noch weiter: Sie sind sehr oder sogar vollkommen zufrieden. Damit steht eine Mehrheit von 84 Prozent den Strukturen, Institutionen, Regeln und Prozessen im Gesundheitswesen positiv gegenüber. Nur einer von zehn Befragten ist weniger zufrieden (Baden-Württemberg: 13 Prozent), fünf Prozent sind gänzlich unzufrieden.

Die gute Grundstimmung der Menschen in Deutschland gegenüber ihrem Gesundheitssystem erreicht auf diese Weise einen neuen Höchststand: Seit dem TK-Meinungspuls 2003 sind die Positivwerte kontinuierlich gestiegen.

Die Umfrage widmete sich auch dem Themenkomplex Digitalisierung im Gesundheitswesen. Zwei Drittel der Befragten erwarten eher Vorteile für die Patienten (Ba-Wü: 68), weitere 15 Prozent sogar sehr große Vorteile (Ba-Wü: elf). Das macht unterm Strich acht von zehn, die optimistisch in die digitale Zukunft des Gesundheitswesens blicken. Auf der anderen Seite stehen 14 Prozent, die eher Nachteile erwarten (Ba-Wü: 16) und geringe drei Prozent, die sogar sehr große Nachteile durch die Digitalisierung befürchten (Ba-Wü: drei).