Insgesamt 200.000 Liter Wasser musste die Feuerwehr aus dem direkt unterhalb des Haupteingangs liegenden Kellertrakt des Winnender Neubaus pumpen. Foto: Rems-Murr-Kliniken

Nach dem erneuten schweren Wasserschaden ist offener denn je, wann das Krankenhaus am Rande der Stadt Winnenden eröffnet werden kann. Rems-Murr-Landrat Fuchs hofft: zumindest noch 2014. Erst mal müssen eine Million Muffen überprüft werden.

Nach dem erneuten schweren Wasserschaden ist offener denn je, wann das Krankenhaus am Rande der Stadt Winnenden eröffnet werden kann. Rems-Murr-Landrat Fuchs hofft: zumindest noch 2014. Erst mal müssen eine Million Muffen überprüft werden.

Winnenden - Pleiten, Pech und Pannen im Zipfelbachtal. Manche Kritiker orakeln gar: Auf dem Krankenhaus-Neubau liegt ein Fluch. Die Kosten, anfangs mal auf 249 Millionen Euro veranschlagt, liegen nun bei 290 Millionen Euro – das war vor den beiden Wasserschäden. Und der einstmals plakativ genannte Umzugstermin 12. 12. 2012 wurde schon vor Längerem aufgegeben. Nun ist die zuletzt als gesichert bezeichnete Aufnahme der ersten Patienten am 25. und 26. Januar 2014 natürlich ebenfalls überholt. Dass es bis 2015 dauern könnte, ehe die Winnender Klinik eröffnet und damit zugleich die seitherigen Kreis-Krankenhäuser in Backnang und Waiblingen geschlossen werden können – das wäre dann nach Fuchs’ Auffassung zu viel Pessimismus. „Es gibt gar keine Alternative, 2014 müssen wir erreichen, und im Moment habe ich auch keinen Zweifel.“

Derzeit, so Fuchs beim Vororttermin, führe er ein „Leben zwischen Gummistiefeln und Nadelstreifen“. Neben Fuchs sitzen Kliniken-Geschäftsführer Jürgen Winter und zwei Experten, sie alle seien „erschüttert“ über den erneuten Wasserschaden, „da kommt Deprimiertheit auf“.

Am Mittwoch zur Mittagszeit war es, als in der Decke des direkt unter dem Haupteingang liegenden Kellertrakts bei einer Hauptversorgungsleitung das Kaltwasserrohr mit 64 Millimetern Durchmesser aus der Muffe herausrutschte. Mit einem Druck von acht Bar sickerte und sprudelte das Wasser durch die Decke und verteilte sich „auf 4000 Quadratmetern Fläche im Basement“. Das sei ein Druck wie aus einem Strahlrohr der Feuerwehr bei der Löschung eines Brandes. Circa 20 Minuten hat es gedauert, bis der Schaden entdeckt und der Haupthahn gesperrt wurde. „200.000 Liter Wasser sind ausgetreten“, erläutert Fuchs.

„Menschliches Versagen“

Der Landrat zitiert aus einem am Vortag eingegangenen Gutachten zum ersten Wasserschaden vom 5. November im fünften Stock. Ursache war demnach die „fehlerhafte Herstellung der Pressverbindung“, es sei „eindeutig ein Ausführungsfehler“, ein Produktmangel liege nicht vor. Kurz gesagt: Der Installateur hat das Rohr nur unzureichend in eine Muffe gesteckt – die Einschubtiefe muss bei 24 Millimetern liegen, hier waren jedoch nur sieben Millimeter eingebaut.

Beim neuerlichen Schaden vom 27. November liegt offenbar die gleiche Ursache vor: „Menschliches Versagen“, wie Fuchs es nennt. Doch diese Erkenntnis sorgt eher für noch mehr Besorgnis bei den Verantwortlichen und Fachleuten. Sie stellen naheliegende Fragen. Etwa, „ob wir in weiteren Bereichen eine tickende Zeitbombe haben?“, so Fuchs. Schließlich sind im ganzen Gebäudekomplex vermutlich bis zu einer Million Muffen verpresst worden, wie die ausführende Firma hochgerechnet hat. „Wer gibt uns die Garantie, das es sich nicht morgen an anderer Stelle wiederholt?“

Auch der Fachplaner Siegmund Wuchner von der Ingenieurgesellschaft Rentschler und Riedesser rätselt. Schließlich stand die Leitung ja bereits seit zwei Monaten unter diesem Druck – wieso „macht es dann auf einmal diesen Schlag?“ Auch er spricht von „einer Zeitbombenproblematik“.

Am Ende bleibt nur die Hoffnung

In den kommenden Wochen steht „eine Prüfung auf Herz und Nieren“ an, so Fuchs. Ab sofort wird nachts zwischen 18 Uhr und 7 Uhr der Wasserdruck auf Null reduziert. Sodann werden die Rohre verschärft getestet – durch eine Erhöhung des Wasserdrucks von acht auf elf bis 15 Bar, „um festzustellen: gibt es noch irgendwo eine nicht festverpresste Muffe?“, so Fuchs. Zudem wird es eine endoskopische Untersuchung geben: Eine Kamera fährt durch die Leitungen und untersucht, ob wirklich sämtliche Muffen sauber verarbeitet wurden. Und zentrale, dicke Leitungen werden von außen per Röntgenstrahlen untersucht, so Wuchner.

Am Ende bleibt nur die Hoffnung, auf diese Weise alle möglichen Schwachstellen ausfindig zu machen. Eigentlich, sagt Wuchner, werde diese Methode als beste Verbindungstechnik der Welt gepriesen – „wenn man alles korrekt verarbeitet“. Zur Qualifikation der Arbeiter auf der Baustelle sagt Fuchs, jeder Monteur sei „in die Praxis dieses Systems eingewiesen worden“ und habe dies per Unterschrift bestätigt. Wie lange dauert diese Unterrichtung? Antwort des Landrats auf diese Journalistenfrage: drei Stunden.