Der Schweizer Justizminister Michael Lauber (links) und die amerikanische Justizministerin Loretta Lynch (rechts) bei einer Pressekonferenz zu den Fifa-Ermittlungen am Montag Foto: AP

Die Schweizer Staatsanwaltschaft hat im Korruptionsskandal um den Fußballweltverband Fifa Häuser in den Alpen beschlagnahmt. Josef Blatter könnte wegen „kriminellen Missmanagements“ angeklagt werden.

Zürich - Im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal beim Fußballweltverband Fifa hat die Schweizer Staatsanwaltschaft Liegenschaften in den Alpen beschlagnahmt. In der Westschweiz seien Häuser durchsucht und Beweise sichergestellt worden, sagte der Leiter der Schweizerischen Bundesanwaltschaft, Michael Lauber, am Montag. Dabei sei es um den Verdacht der um Geldwäsche gegangen. Die Schweizer Finanzbehörden hätten 121 verdächtige Bankkonten gemeldet.

US-Justizministerin Loretta Lynch sagte, sie rechne in diesem Zusammenhang weitere Anklagen. „Wir erwarten, dass wir bald in der Lage sein werden, zusätzliche Anklagen gegen Einzelpersonen und Instanzen zu erheben“, sagte sie. Ob die Ermittler auch Fifa-Präsident Joseph Blatter im Visier haben, sagte sie nicht.

„Es geht wirklich um die ganze Institution“

Der Schweizer Fernsehsender SRF hatte am Freitag ein von Blatter unterzeichnetes Dokument aus dem Jahr 2005 veröffentlicht, demzufolge die Fifa die Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 für 600.000 Dollar an den Karibischen Fußballverband CFU verkaufte. CFU-Chef Jack Warner, der auch Blatters Stellvertreter war, überschrieb die Rechte an eine von seiner Familie kontrollierte Firma, die sie für 20 Millionen Dollar an eine jamaikanische Fernsehstation verkaufte.

Der Schweizer Strafrechtsprofessor Mark Pieht sagte, gegen Blatter müsse möglicherweise wegen „kriminellen Missmanagements“ ermittelt werden. „Es geht wirklich um die ganze Institution (Fifa) und was sie in den vergangenen vielleicht 20 Jahren getan hat“, sagte Pieht.

Warner hatte 2011 als Fifa-Vize wegen Korruptionsvorwürfen abtreten müssen. Später sagte er, die Fifa habe ihm die Kontrolle über die Weltmeisterschaftsrechte überlassen. Im Gegenzug habe der Blatter bei den Präsidentenwahlen unterstützt.

Warner und sechs weitere Funktionäre angeklagt

Die Fifa verteidigte das CFU-Geschäft mit dem Hinweis, dass sie zu 50 Prozent am Gewinn aus dem Weiterverkauf der Fernsehrechte beteiligt gewesen sei. Der Vertrag sei 2011 ausgelaufen, weil sich die CFU nicht an einzelne Bestimmungen und finanzielle Verpflichtungen gehalten habe. Dadurch habe die Fifa die Fernsehrechte für die WM 2014 zurückerhalten.

Warner ist zusammen mit sechs weiteren Fifa-Funktionären wegen Korruption angeklagt. Zu den Angeklagten zählen zwei Söhne Warners sowie die ehemaligen Fifa-Exekutiv-Miglied Nicolas Leoz aus Paragua und Chuck Blazer aus den USA. Sie sollen zusammen mehr als 150 Millionen Dollar an Schmiergeldern für Medien- und Verwertungsrechte an Fußballturnieren gezahlt haben.

Auf der Interpol-Liste steht darüber hinaus der brasilianische Rundfunkmanager José Margulies. Ex-Vizepräsident Warner hatte sich in seinem Heimatland Trinidad und Tobago der Justiz gestellt, kam aber gegen eine Kaution von umgerechnet rund 360.000 Euro auf freien Fuß.